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gegenüber, indem sie, auf den Klippen sitzend, mich so nahe herankommcn ließen, daß ich mit dem Stocke auf sie hätte schlagen können. Von Reptilien fand ich auf der Insel nur eine giftlose Schlange, die in Afrika verbreitet ist und auch in S. Thoms vorkommt (Looäon oaxonsis), und vier ver schiedene Eidechsen, unter diesen eine sehr merkwürdige neue Gattung der Geckonen *). In den Monaten Januar, Februar, März wird die Küste von Rolas von zahlreichen Seeschild kröten besucht, die in dem weichen der Sonne ausgesetzten Sande des Strandes in von ihnen ausgescharrten und wieder zugedeckten Gruben ihre Eier legen. Wie an vielen anderen Küsten tropischer Gegenden wird auch auf Rolas diese Zeit zum Fang der Schildkröten benutzt. Die Thiere, die beson ders Nachts behufs der Eiablage ans Land kommen, werden dabei überrascht, mit Hebeln auf den Rücken geworfen und so in einen völlig hülslosen Zustand versetzt, in welchem sie geknebelt und lebend fortgetragen werden. Während meiner Anwesenheit wurden zwei riesige Schildkröten auf diese Weise erbeutet, die uns längere Zeit hindurch als Nahrung dienten, thcils durch die sehr zahlreichen Eier, die sich noch in ihnen vorfanden, theils durch ihr fchmackhaftes Fleisch, das in der verschiedensten Zubereitung auf den Tisch kam. Von Amphibien findet sich auf Rolas, freilich ziem lich selten, ein Frosch (^rtllrolsptis oalsarata), der zu den seltsamsten Thiererscheinungen des Eilandes gehört, für die ich vergeblich nach einer Erklärung oder, wenn ich so sagen darf, zoologischen Berechtigung gesucht habe, denn es fehlt hier sowohl an fließendem wie stehendem Wasser, in dem er die zu seiner Ausbildung unumgänglichen jugendlichen Metamorphosen absolviren könnte. Die einzigen stehenden Gewässer, die ich auf der Insel fand, war das Regenreser voir in der Nähe des Wohnhauses, dem der ganze Bedarf an Süßwasser, auch das Trinkwasser zum Filtriren für die Bewohner entnommen wurde, und in dem sicher keine Frosch larven vorkamen, und eine durch Regen zusammengeslossene Wasserlache in der Tiefe des Kraters des Nordhügels, den ich aber auch vergeblich auf das Vorkommen der fraglichen Thiere durchsucht habe. Daß aber die Fortpflanzung und Entwickelung des Frosches von Rolas jedenfalls theilweise in die Monate Januar bis März, die Zeit meiner An wesenheit, fällt, und daß dem Thiete auch keine andere außer gewöhnliche Entwickclungsweise zukommt, bewiesen mir die auf einer Exkursion von Rolas nach dem Aogo von S. Thoms in einem durch den Regen stark mit Wasser gefüll ten Sumpf wirklich aufgefundencn Larven desselben Frosches. Ich muß deshalb vermuthen, daß die ganze Entwickelung auch in feuchter Erde oder unter feuchtem Laube, das in den dichten Waldungen wohl sehr selten während der Re genzeit Völlig auftrocknet, zurückgelegt werden kann. Außer diesem Frosche fand ich von Amphibien noch eine schlangen artige hellgelbe Coecilie oder Blindwühle (8ipllo- noxs tllomsnsio), die auch auf S. Thoms sehr verbreitet und eine diesen beiden Inseln völlig eigenthümliche Thier form ist. Von Landgchäuseschnecken habe ich auf Rolas nur drei Formen gefunden: eine davon, eine große Achatina-Art s^ollatina sinistrorsa), die von den Negern gegefsen wird, kommt auch in Principe und S. Thoms und die beiden anderen in S. Thoms vor. Die Gliederfüßler bilden ohne Zweifel in fauni- stischer Hinsicht die interessanteste, und, wie natürlich, die si Dieselbe ist von Herrn Professor Peters in Berlin un ter dem Namen Loatabotss tbomsusio beschrieben worden; Monatsber. d. Königl. Ak. d. Wissenschaften, 18. Okt. 1880, S. 796. an Formen reichste Thiergruppe der Insel. Fast die Hälfte der von mir aufgefundenen Arten ist neu. Ob von diesen einige Rolas eigenthümlich oder ob alle zu gleicher Zeit auf S. Thoms heimisch sind, müssen weitere Beobachtun gen lehren. Jedenfalls sind die neuen Formen zum größ ten Theil auf Rolas und S. Thoms beschränkt. Anderer seits ist von großem Interesse, daß manche der schon bekannten Arten, die ich auf diesen Inseln fand, nicht bloß an dieje nigen der Westküste von Afrika sich anschließen, sondern auch an die Amerika's. Eine Hauptrolle unter den Gliederthieren spielen die Land krebse, die in ungeheurer Menge unser Eiland ebenso wie S. Thoms bevölkern und den Inseln ein eigen- thümliches zoologisches Gepräge verleihen. Am häufigsten trifft man die eigentlichen Landkrabben und auch die größten Exemplare, deren Rückenschild oft zehn bis zwölf Centimeter breit ist und die sich durch eine lebhafte violett- rothe Färbung auszeichnen, in den tiefer und feuchter gele genen Theilen von Rolas in der Nähe des Strandes, na mentlich in den Kokospalmen- und Pandanenwäldern. Das Erdreich ist hier vollständig unterminirt von ihren Löchern und Gängen, in die sie, sobald man sich ihnen nähert, mit großer Geschwindigkeit Hineinhuschen. Werden sie über rascht und angegriffen, so setzen sie sich zur Wehr, indem sie, halb aufgerichtet, ihre sehr kräftigen Scheeren ausein andergespreizt erheben. Auch im Innern der Insel findet man sie allerwärts, unter Steinen, alten Baumstämmen oder in Erdlöchern. Außer diesen Landkrabben kommt nun, und fast noch häufiger, eine andere Form von Land krebsen vor, nämlich Land-Einsiedlerkrebse. Ihre erste Entwickelung durchlaufen sie, wie die Laudkrabben, wahrscheinlich im Meere und hier oder am Strande suchen sie sich, sobald sie eine gewisse Ausbildung erlangt haben, ein Schneckenhaus zur Wohnung, mit dem sie nun die Wan derungen über die Insel unternehmen. Auf Schritt und Tritt begegnet man in den Wäldern, den Kakao-Kulturen, auf den Wegen, diesen sonderbaren Thieren, deren Gehäuse durch das Wachsen des Insassen während der Reise oft zu klein geworden ist oder arge Beschädigungen erlitten hat. Dadurch kommt es, daß die Meeresschneckenhäuser über die ganze Insel zerstreut sind. In S. Thoms unternehmen die Landeinsiedlerkrebse weite Wanderungen; ich fand sie im Gebirge 2000 Fuß über dem Meere und hier merkwürdi gerweise fast stets in Landschneckenhäuscrn. In Ro las wählen sie zuweilen sogar Seeigelgehäuse zu ihren Woh nungen. Unter den übrigen Gliederthieren treten die Spin nen am augenfälligsten hervor, die mit ihren ausgedehnten Netzen die Gebüsche oft dicht überziehen und erfüllen. Eine derselben zeichnet sich durch die Anfertigung eines kleinen, aber äußerst zierlichen Netzes aus, das zwischen einzelnen längeren radiären Fäden ausgespannt ist. Ich fand auf Rolas und S. Thoms einige fünfzig Spinnen-Arten, von denen fast die Hälfte neu ist, unter diesen eine in unter irdischen Gängen lebende sehr große Vogelspinne (8slsno- oosinia Krsslli UarsM). Fast eben so groß ist die Zahl der von mir gesammelten Käfer und deren neue Formen, von denen indessen nur wenige durch Größe und glänzende Farben, wie sie sonst den Käfern der Tropengcgenden eigen sind, sich auszeichnen. Dasselbe gilt von den übrigen In sekten und namentlich von den Schmetterlingen, deren Armuth an Arten auffallend ist; einige farbenreiche afri kanische Formen sind in sehr großer Jndividuenzahl vertreten, an blumenreichen Plätzen sieht man sie, wie bei uns die Kohlweißlinge, umherschwärmen. Was die marine Thier Welt der Küste von Rolas Globus XU. Nr. S. 18