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und abenteuerlichen Meerthieren geschmückten Schisses dar- stcllt. Die malerische Schönheit des Brüsseler Marktes kommt erst durch die Staffage der bunten Menge, die ihn unauf hörlich belebt, zur vollen Geltung; die Blumcnverkäufe und -Ausstellungen, die stets reich besuchten Vogel- und Hunde märkte, die an jedem Sonntagmorgen hier abgehalten wer den, gewinnen ihrerseits durch die reiche Umgebung eine eigene Bedeutung; vollkommen in das Mittelalter aber glaubt man sich zurückversctzt, wenn auf diesem Hinter gründe die festlichen Aufzüge, von denen oben schon die Rede gewesen ist, ihr Gepränge an bunten, mit reichem Goldschmuck behängten Fahnen und Emblemen entfalten. Der Marktplatz ist eben die Perle der Stadt; das empfin det ein Jeder, der von einem hochgelegenen Punkte, sei es von dem Thürme des Palais des Musses oder von dem des Rathhauscs, auf das Häusergewirr Brüssels hinab schaut. Die neuen Boulevards mit ihren Prachtbauten, die alten mit ihren herrlichen Baumreihen, die Kuppeln und Thürme der zahlreichen Kirchen, die engen alten Straßen, der babylonische Bau des Justizpalastes, weiter hin der breite, zur Sambre führende Kanal mit seiner schier endlosen Einfassung von zum Theil alterthümlich gegiebelten Speichergebäuden und dem Zollamtc, nach Süden hin deutlich erkennbar das Schlachtfeld von Waterloo mit seinen Denkmälern: das alles streift der Blick nur, um unwillkürlich immer wieder zur Mitte der Stadt, zu der Umgebung des Marktes zurückzukchren. Der Kanal und das Zollamt in Brüssel. Unter den Kirchen Brüssels verdient die alte Kathe drale, Sainte-Gudule et Saint-Michcl, beson dere Aufmerksamkeit. Die beiden kolossalen, leider unvoll endet gebliebenen viereckigen Thürme des in der Nähe des Parks belegenen Bauwerks sind schon ans weiter Entfer nung sichtbar. Schon vor ihrer Erbauung, die gegen das Ende des 12. Jahrhunderts begonnen wurde, soll auf der selben Stelle ein älteres Gotteshaus gestanden haben. Bis zum Jahre 1653, wo die letzte große Kapelle angebaut wurde, dauerte der oft unterbrochene Bau, uud so haben denn auch die verschiedenen großen Äunstepochen jener langen Zeit, bei der Gestaltung dieses mächtigen Denkmals mittel alterlicher Architektur mitgewirkt. Einige Theile des Chor umganges weisen den gemischten Uebergangsstyl des späten 12. Jahrhunderts ans, der übrige Chor, das Querschisf, die Arkaden des Mittelschiffes und das südliche Seitenschiff find im frühgothischen Styl erbaut; das nördliche Seiten schiff, die Gewölbe und die Fenster des Mittelschiffes datiren aus dem Ende des 14. und dem Anfänge des 15. Jahrhunderts; die westlichen Thürme endlich aus dem Ende des letztem. Die Faxade, zu der eine breite Frei treppe hinanfführt, nähert sich mehr der deutsch - gothischcn als der französischen Architekturform. Hervorragend durch außergewöhnliche Schönheit sind die Glasmalereien der Kirche, einige darunter schon ans dem 13. Jahrhundert stammend, andere von Bernard van Orley im Auftrage Karl's V. und der vier anderen mächtigsten katholischen Fürsten gemalt und zu Ehren mehrerer wunderbarer Hostien