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132 Belgische Skizzen. am Ende des ersten Banes, des rechten Flügels nämlich, gestanden hat. Eine auffallende Verschiedenheit zwischen den Arkaden des rechten nnd des linken Flügels kennzeich net den erstem als den ältern Theil und läßt über die Richtigkeit dieser zuerst bestrittenen Annahme keinen Zweifel mehr walten. Die bei weitem nüchternere Rückseite des Gebäudes stammt aus dem Anfänge des 18. Jahrhunderts, aus der selben Zeit auch die beiden großen Brunnen im innern Hofe. Ein Schatz von älteren und neueren Bildern, Wand- und Deckengemälden und gewirkten Tapeten macht anch das Innere des herrlichen Gebäudes zu einem interessanten Studium. In dem großen Saale, der Salle du Conseil, fand im Jahre 1568 die Berurtheilung der Grafen Egmont und Hoorn statt; in dem dem Nathhause gegenüberliegen den sogenannten Brodhausc, auch Maison du Roi ge nannt, brachten sie die Nacht vor ihrer Hinrichtung zu, und sollen sie, um eine mögliche Befreiung durch das Volk zu verhindern, von dem Balkon des Hauses zu dem aus dem Markte errichteten Schaffst geführt worden sein. Das Brodhaus, das, im Anfänge des 16. Jahrhunderts in theils gothischcm, theils Renaisfanccstyl errichtet, ehedem zur Zierde des Marktes beitrug, war fpäter bei einer im Jahre 1767 ausgcführtcn Erneuerung durch Aufsehen eines schweren Mansardendaches gänzlich verunstaltet worden; jetzt ist man damit beschäftigt, den Fehler wieder gut zu machen nnd ihm seinen alten gothischen Giebel wiederzngeben. Sehr bemerkenswerth und durch die Pracht ihrer bun ten, zum Theil barocken Fayaden das eigenartige, heitere Ansehen des Marktplatzes noch erhöhend, sind die alten Blick auf die Dächer von Brüssel. (Nach Photographien.) Zunfthäuser, welche zu Anfang des vorigen Jahrhunderts, nachdem sie wenige Jahre nach der Beschießung nnter Lud wig XIV. theilweise zerstört worden waren, rcnovirt oder auch neu aufgcbaut wurden. Die hohe Bedeutung des alten Brüsseler Bürgcrthumcs tritt uns ans dem reichen, vielfach vergoldeten Sknlpturenfchmuck der seltsamen Bauwerke ent gegen, deren jedes das Emblem der Zunft stolz an der Stirn trägt. Besonders hervorragend sind der Schwan, das Haus der Fleischer, dessen Dach von einer äußerst kunstvoll gearbeiteten, reich durchbrochenen Gallerie um geben ist; das Haus der Brauer, auf dem sich das Reiter standbild des Prinzen Karl von Lothringen erhebt; das Buchdruckerhaus, das mit einer Masse von Vasen und Medaillen, sowie mit den Bildnissen der Erfinder nnd Förderer der Buchdrnckerkunst geschmückt ist; der Fuchs, das alte Haus der Krämer, mit dorischen Säulen und symbolischen Figuren, welche die vier Erdthcile darstcllen sollen; die Wölfin, das alte Haus der Bogenschützen, so benannt nach einer Gruppe der von der Wölfin gesäugten einstigen Gründer Roms; römische Kaiser und vier große symbolische Fignrcn, die Wahrheit, die Lüge, der Friede und die Zwietracht, bilden den schweren, zn massiv wirken den Schmuck dieses ältesten unter den Zunfthäusern. Ebenso eigenartig wie lnstig ist dagegen der Anblick, den das Haus der Schiffer gewährt, desfen Giebel das Hintertheil eines großen, reich mit Emblemen, Trilonen, Matrosen