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124 Dr. Richard Greeff: Die Insel Rolas. in einem See und so klar, daß man oben auf den Felsen stehend die zahlreichen Fische umherschwimmen sieht und die Krebse, Seesterne und Seeigel auf dem Grunde erkennen kann. Nördlich von der Chumbada an der Vista Allegre und der Praia S. Antonio eröffnet sich eine entzückende Aussicht, der an landschaftlicher Pracht und Großartigkeit wenig zur Seite gestellt werden kann. Zu den wechseln den Bildern, die die Küste von Rolas und das blaue an ihr brandende Meer bietet, gesellt sich hier der Blick auf die dunkele» prächtigen Waldmassen und die aus ihnen auf- steigenden kühnen Bergformen der Insel S. Thoms. Die ebenfalls hochfelsige und klippenreiche Nordostspitze, die Ponta de S. Antonio, biegt in einem spitzen Win kel zur Nordseite um, die anfangs auch noch felsig, dann in den breiten Sandstrand der Praia d'Araujo über geht, von dem, ehe er die Ansiedelung erreicht, noch einmal eine niedrige aber umfangreiche Basaltklippe ins Meer zieht. Außer in den beiden oben erwähnten Hügeln erhebt sich die Insel vom Strande aus fast allseitig und allmälig gegen die Mitte hin bis zu 20 bis 30 Meter. In dieser Jnsel- mitte, die ich „a Crucino" (die Kreuzung) nennen will, kreuzen sich unter rechten Winkeln die beiden Hauptwege, von denen der eine in der Längsrichtung von der Ansiede lung nach Süden zur Praia do Joanes führt, der andere von der Praia Poubo an der Westseite zur Ostspitze, der Ponta Garsa '). Kultivirt ist bis jetzt ein verhältnißmäßig kleiner Theil im Nordosten hinter der Povoapao nnd der Praia d'Araujo. Außerdem folgt die Kultur den eben erwähnten Hauptwegen, von welchen aus immer größere Lichtungen dem Walde abgerungen werden. Der urbar gemachte Boden enthält bis jetzt fast nur Kakao-Kulturen. Herr d'Araujo hoffte in diesem Jahre eine Ernte von ungefähr 1000 Ar- robas oder 14000 bis 15000LZ (1 Arroba —14,688 Kilogramm) Kakaobohnen zu machen. In größerem Maße werden außerdem, aber nur soweit der eigene wirthschaft- liche Bedarf es fordert, Mais und Bananen kultivirt, wenn man die mühelose Empfangnahme dieser Gaben eine Kultivirung nennen kann. Der Mais wird in den neuen urbar gemachten Lichtungen und zwischen den jungen Kakao- Kulturen gezogen und die Bananen bilden meistens die Einfassung der Hauptwege, namentlich an der Längsstraße bis zur Kreuzung und an dem westlichen Theile der Quer straße. Man kann kaum einen anmuthigern Weg wan deln als in diesen herrlichen Bananen-Alleen, die mit ihren Riesenblättern die Straße fast vollständig überwölben und selbst am hohen Mittag köstlichen Schatten spenden. Und mit welch' verschwenderischer Fülle theilt die Natur hier die Früchte dieses Baumes, die köstlichste ihrer Gaben, aus! Ohne Bearbeitung des Bodens, ohne jegliche Pflege der Pflanze wächst, blüht sie und reift die Früchte ununterbro chen das ganze Jahr hindurch. Die einzige Nachhülfe, die man ihr gewährt, ist, daß man die alten Stämme durch ein paar Schläge mit dem Faschinenmesser oder der Axt nieder streckt, um den aus der Wurzel oder dem abgehauencn Stamme neu hervorsprießenden Pflanzen Raum und Licht zu geben. In Rolas bildet die Banane nicht bloß das Haupt nahrungsmittel, das tägliche Brot für die menschlichen Be wohner, insbesondere für die Neger, sondern auch fast das alleinige Futter für die zahlreich hier gezüchteten Schweine, vielleicht ein Grund, daß das Schweinefleisch sich hier durch i) Bei meiner Anwesenheit aus RolaL war bloß der west liche Theil des Querweges von der Cruciso bis zur Praia Poubo ausgeführt, der östliche aber zur baldigen Ausführung projektirt, so daß jetzt wohl der ganze Querweg hergestellt fein wird. ganz besondern Wohlgeschmack auszeichnet. Die hierfür dienende, den reichsten Ertrag und die größten Früchte lie fernde Varietät führt den bezeichnenden Namen Brotba nane (Hanans, pso). Ich sah Fruchtkolben dieser Ba nane von ganz außerordentlicher Größe, deren einzelne Früchte bis zu einem halben Meter Länge erreichten. Außer der Brotbanane werden noch einige andere Arten oder Ab arten gezogen wie die Lau ans,, äs 8. Rllonrs, eine der Insel S. Thoms eigcnthümlichc Banane, die auch nach Brasilien und Westafrika rc. unter diesem Namen verpflanzt ist, der Form nach eine verhältnißmäßig kurze und dicke, gurkcnähnliche Frucht von sehr weichem, saftigem Fleisch, feinem Aroma und hohem Zuckergehalt, ferner die ebenfalls köstlicheLananaNapa(Apfelbanane), Lanana xraba (Silberbanane), Lansna äs Ollina und andere, von denen jede durch ihren eigcnthümlichen Wohlgeschmack und ihr Aroma besondere Vorzüge bietet. Außerdem ist auf Rolas noch eine große Anzahl der anderen, mehr oder minder bekannten, herrlichen tropischen Obstbäume und Sträucher angepflanzt, die uns fast täglich mit ihren Gaben erfreuten, wie die Ananas, die hier und namentlich in S. Thoms fast wild an den Wegen und Waldrändern wächst und deren Früchte in Rolas zeitweise neben der Banane zum Futter für die Schweine benutzt werden, ferner die Abacate, ein zur Familie der Lorbeer gewächse gehöriger 40 bis 50 Fuß hoher Baum (ksrsss Kratissims), dessen große birnförmige, äußerst fein aroma tische Furcht auch ein besonderes botanisches Interesse da durch bietet, daß der Keim schon das junge zierlich entfal tete Pflänzchen enthält; man erkennt deutlich eine Achse, den Stamm, und an ihm oben kleine Blättchen und unten die Wurzeln. Eine andere erquickende Frucht ist die Ma racuja, einer mäßig großen Melone ähnlich, die in einer ziemlich dicken weichen Rinde ein gallertartiges, aromatisches und etwas säuerliches Fruchtfleisch enthält, in dem die Kerne zerstreut liegen. Die Maracuja-Pflanze (kassiüora gus- ärauZuIaris) gehört zu den, wegen der eigenthümlichen Bildung ihrer Blüthentheile, Passionsblumen genann ten Rankengewächsen und stimmt in ihrem Habitus, nament lich in ihren großen schönen Blüthen, den gelappten Blät tern rc. mit der bei uns als Zierstrauch kultivirten Passions blume (llassiüora oosrutsa) im Allgemeinen überein. In Rolas und S. Thoms wächst sie rankend an Bäumen hin auf oder wird an Laubengängen gezogen, von denen dann die Früchte, den Kürbissen ähnlich, herunterhängen. Auch der Mangobaum (Nangiksra inäiea) mit seinen safti gen, süßen und eigenthümlich gewürzigen, oft terpentinartigen Früchten, die Guiaven (kisiäiuiu xoinilsruiu), die Anonen sind auf Rolas angepflanzt, von den letzteren zwei Arten, die gewöhnliche Anone der Tropen, im Portugiesischen Hous oonolla (^.nona sgnanrosa) und 8ax-8ax (^uona murisata), eine melonenförmige Frucht mit einem zarten etwas adstringirenden und fast schneeweißen Fleisch, in dem die völlig schwarzen Kerne zerstreut liegen. Eine ziemlich große Verbreitung hat, wie überhaupt in den Tro pen, so auch auf Rolas, der Mamüo oder Melonen baum (Oarios Papses), dessen melonenähnliche, süßliche und weiche Früchte als Nahrungsmittel für Menschen und für das Vieh dienen. Die Pflanze stellt einen der schönsten Tropenbäume dar. Von dem gerade ausstrebenden, glatten und unverzweigten Stamm breitet sich oben alsbald eine Prächtige Krone aus mit großen, handförmig eingeschuittenen Blättern. Die schönen Blüthen oder die großen goldgelben Früchte hängen unterhalb der Krone nahe beim Stamme in traubenförmigen Büscheln herab. Den größten Reich thum tropischer Früchte und Gewächse fand ich in S. Thoms