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einen in seiner Form sehr vollständigen kesselar Ligen Krater, dessen Boden nur wenige Meter über dem Meer es Niveau liegt. Trotz der geringen Höhe bot die Besteigung und genaue Untersuchung des merkwür digen Hügels, die wir unter der Führung des Herrn d'Arauso Vornahmen, nicht geringe Schwierigkeiten dar, da die steilen äußeren und inneren Wände des Kraters mit Blöcken und Geröll basaltischer Lava besäet sind, zwischen denen die üppigste Urwaldvegetation hervorwuchert. Durch das dichte Unterholz und das Gewirr der von den hohen Bäumen herunterrankenden Lianen mußten uns die Neger mit ihren Faschinenmessern meist Schritt für Schritt den Weg bahnen. Bon oben läßt sich der Kessel wegen der ihn erfüllenden Baum- uud Strauchmassen nicht überblicken. Wir um gingen seinen schmalen, im Umriß ungefähr eiförmigen nnd nach Nordwesten sich etwas senkenden Rand in seinem ganzen Umfang und stiegen dann an der inner», steil ab fallenden nnd ebenfalls mit Lavablöcken besäeten Wand in den Boden nieder, der nach meiner Messung etwa 10 m Uber dem Meere liegt. In ihrem äußerenUmriß zeigt die Insel ungefähr die Gestalt eines Vierecks, dessen unregelmäßige mit Buchten und Vorsprüngen versehene Seiten nach den vier Himmels gegenden gerichtet sind. Die Nordseite liegt der Insel S. Thoms zugekehrt und ist von ihr durch einen etwa Vier- Kilometer breiten Meereskanal getrennt, den ich, da derselbe noch ohne Namen ist, den Rolas-Kanal, Canal de Rolas, nennen will. Zwischen der Nordostspitze, der Ponta de S. Antonio, und der Nordspitze, der Ponta doNorte, dehnt sich eine sanfte, von breitem, weichem Sand strande umsäumte Bucht aus, der entschieden bedeutungs vollste Theil der Küste, für die ich den Namen Praia d'Arauso Vorschläge. Im Grunde dieser Praia, in der Nähe der Nordspitze, liegt die Ansiedelung, die Povoatzüo, bestehend aus dem Wohnhanse des Herrn d'Arauso und einer Anzahl niedriger, meist mit Palmen- und Bananen blättern gedeckter Negerhütten. Kein Theil der Küste hat eine so geschützte Lage, als die Praia d'Arauso, und sie bietet fast den einzigen Landungsplatz des Eilandes. Rechts und links von der Ansiedelung und diesen Theil der Praia um fassend, strecken sich ausgedehnte Basaltklippen ins Meer hin ein, im Süden liegen die Wälder und Hügel von Rolas und im Norden, jenseits des Kanals, erhebt sich, wie eine riesige Schutzmauer, die Insel S. Thoms. Mit einer ge wissen Berechtigung glaube ich den zwischen der Praia d'Arauso von Rolas und dem Südrande des Uogo von S. Thoms, der Praia Jnh ams, sich hinziehenden Rolas- Kanai einem großen Hafen vergleichen zu können; jedenfalls stellt er den am meisten vor Wind und Wogen geschützten Küstentheil von S. Thoms und Rolas dar, der zudem in der Mitte eine gleichmäßige und selbst für größere Schiffe hinreichende Tiefe von ungefähr 10 Faden und auf beiden Seiten einen trefflichen Landungsplatz bietet. Wenn man von der Praia d'Arauso sich um die Nord spitze nach Westen wendet, wird man von einer schönen, nach außen durch einen weiten Kranz von Klippen geschütz ten Bucht, der Praia Zotone, empfangen. Unmittelbar Ubcr dem weichen Sandstrande erhebt sich der prächtigste Wald, zuerst Kokospalmen und hoch über diese der Urwald mit riesigen Bäumen, von denen die Lianen guirlandenartig zum Strande herunterranken. Ein eigenthümliches Gepräge erhält diese Bucht noch dadurch, daß auf dem Strande eine sehr große Anzahl mächtiger Walsischknochen liegt, Kopf knochen, kolossale Rippen und Wirbel rc., alle durch die Wellen und die äquatoriale Sonne rein gewaschen und ge bleicht, so daß sic einem jeden zoologischen Mnscum zur Zierde gereichen würden; es sind die Spuren der hier all jährlich von Mai bis August von amerikanischen Walfisch fängern betriebenen, meist sehr ergiebigen Walfischjagd. Die an die Praia Zolone sich anschließende Westküste mit der Praia de Manoel vie, der Praia Poubo und Praia So Verdone ist zum größten Theil mit weit ins Meer vordringenden Klippen umstellt, die nach dem Lande hin dann oft noch von einem durch die Wellen auf geworfenen Sandstrand umsäumt sind. Hinter ihm beginnt überall der Wald, in der äußern Zone Kokospalmen und dahinter dichter Urwald. Die Südküste enthält entschieden die interessantesten und landschaftlich großartigsten Strandpartien, da die mächtigen und zerklüfteten Lavafelsen hier von bedeutender Höhe und jäh ins Meer abfallen. Die Strandzone des Waldes wird von Pandanen und Kokospalmen gebildet, dann folgen nach dem Meere zu, die schwarzen Felsen überziehend, allerlei grünes und blühendes Strauchwerk und schließlich Fett- und Schlingpflanzen, die an den gegen das Meer abstürzcndcn Felswänden in langen grünen und blühenden Ranken herunterhängen. Tief unten aber tost und schäumt die kry? stallene Fluth ununterbrochen gegen die Felsmauern und hat in den ohnehin unterhöhlten und durchlöcherten Laven manche überraschende Wirkung erzielt, kleine Buchten gebildet, wunderbar schöne Grotten und tiefe Höhlen ausgewaschen, aus denen die Brandung durch den Luftdruck mit lautem Zischen und hoch aufspritzend zurückprallt. Auf den terrassen förmigen Absätzen und in den Löchern der Felswände nisten, fast noch im Bereich des aufspritzenden Wassers, zahlreiche große, prächtige Seevögel, die die Brandung und die Felsen fortwährend kreischend umfliegen. Die merkwürdigste Stelle dieses Küstcntheils findet sich an dem „Forno" (Ofen) in der Nähe der hiernach auch benannten Ponta do Forno, der Südostspitze. Hier tritt mitten im Pandancnwäld ein schwarzer Felsschornstein an die Oberfläche, der Ansgang einer langen unterirdischen Höhle, die an den vom Meere bespülten Strandfelsen beginnt. Aus diesen! Schornstein tönt fast ununterbrochen ein fernes dumpfes Brüllen her vor von der in die Meeresöffnung der Höhle einstürzenden Brandung, und der dadurch erzeugte Luftdruck innerhalb des unterirdischen Ganges ist so stark, daß ein in den Schorn stein hineingcworfenes Stück Holz wieder zurückgeschlcudcrt wird. Von der Ponta do Forno weicht die Südküste in einem weiten Bogen zurück, um dann in die vorgestreckte Südspitze, die Ponta do Sul oder de Joanes, überzu gehen, die die Mitte der Südseite und den südlichsten Punkt von Rolas einnimmt. Die Ostküste zeigt im Allgemeinen einen ähnlichen Charakter wie die West- und SUdküste. Auch hier treten zwischen stillen sandigen Buchten mächtige schwarze Lava felsen ins Meer, wild zerklüftet und von unterirdischen Höh len und Gängen durchzogen. An einer tiefen Felsenbncht, der sogenannten Chumbada (Salve oder Geschützfeuer), tritt eine ähnliche merkwürdige Erscheinung zu Tage, wie an der Ponta do Forno. Die Brandung stürzt in einen tiefen, in die Felswand eindringenden, aber nach innen blin den Gang, aus dem durch die Gewalt des cntgegenwirken- den Luftdruckes wie aus einem Geschütze ein mächtiger Was serstrahl mit donnerähnlichem Getöse und in haushohem Gischt zurückgeworfen wird. Auch finden sich hier wiedcr Oefen und Schornsteine mitten zwischen den Kokospalmen des Strandes. An einer andern Stelle ist von den hohen Felsmauern ein weites und tiefes Becken umschlossen, das mit dem Meere durch unterirdische Felshöhlungcn in Ver bindung steht. Während rundum die Brandung wild auf schäumt, erscheint das Wasser hier ruhig und tiefblau wie 16*