Volltext Seite (XML)
Aus allen Erdtheilen. 95 mindestens 3000 Einwohner zählen. Ob diese Bestimmung die bewußte Tendenz hat, zu nivelliren, wie das im Sinne der Reformpartei lag, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls wirkt sie in dieser Richtung. Denn da ihr zufolge in der Regel mehrere Ortschaften zusammengeworfen werden müs sen, um eine Municipalität zu bilden, und da in der größ ten derselben sich meistens ein und der andere Spanier, Kreole, Mischling, kurz spanisch redende, den Indiern an Intelligenz überlegene Mensch findet, so liegt es nahe, daß den Leuten dieser Art die Leitung der Geschäfte der Gemeinde, der festen Burg des eingeborenen Wesens, in die Hand fällt. Das ist in der Nähe der größeren Städte thatsächlich der Fall. In den entlegenercn Gegenden wissen sich die Indier besser gegen diese Gefahr zu wehren. So z. B. wählen sie in der Gemeinde Tlaxiaco, Staats Oaxaca, deren Bevölkerung von ortsanwesenden Personen auf 12 000 — eine übrigens, wie ich glaube, übertriebene Zahl — ge schätzt wird, in das aus neun Mitgliedern bestehende Ajun- tamiento aus Mißtrauen stetig sieben Personen ihrer eige nen Race. Nach welchen Gesichtspunkten man den Unterschied der Raccn festgestellt habe, geht nicht direkt aus der Aufstel lung hervor. Die Hautfarbe und der Typus sind dafür nach meiner Meinung ein nicht znreichcndes Kriterium; denn die Mischlinge sind in der Mehrzahl ungefähr eben so dunkel gefärbt, wie die Indier. Als wirklich unterscheidende Merkmale sind nach meiner Ueberzeugung nur anzuschen — und werden hier angesehen worden sein — die Sprache und Tracht, die Sitte und Lebensweise, wonach die mexi kanische Bevölkerung sich in eine an der Scholle klebende und sie bebauende, nach uralter Sitte lebende, die einheimi schen Sprachen redende und andererseits in das „fahrende", wenn wir so sagen dürfen, spanisch sprechende Volt theilt. Diese verschiedene Lebensweise der beiden Racen ist, wie auch der Municipalpräsident ausdrücklich hervorhebt, der Grund des Umstandes, daß bei den spanisch Redenden die Zahl des männlichen Geschlechts zu dem weiblichen in einem merkwürdigen Mißverhältnisse steht, während sie bei den Eingeborenen eine normale ist. Wie der Präsident sagt, geht ein sehr großer Theil der großjährigen Männer spa nischer oder gemischter Race regelmäßig nach auswärts, sei es im Gefolge der inneren Kriege, sei es, um auf andere Weise ihr Glück zu versuchen, und geht darüber theilwcisc zu Grunde, während die Frauen in der Regel bleiben und daher ebensowenig decimirt werden wie die Indier beider Geschlechter, die nie, außer wenn sie gezwungen werden, ihre heimathliche Scholle verlassen, unter denen der Sohn im väterlichen Hause bleibt, bis er sich in demselben Gc- meindebezirk einen eigenen Hausstand gründet und die da her trotz harter Feldarbeit auf einem Boden, der fumpfig ist und dessen mittlere Temperatur 24« Celsius beträgt, sich gesund erhalten. Genau zu sagen, welchen Werth die Daten dieser Sta tistik einer einzelnen mexikanischen Gemeinde für die Beur- theilung der gesellschaftlichen Verhältnisse ganz Mexikos haben, ist nicht möglich. Vielleicht geht man nicht sehr irre, wenn man annimmt, daß — abgesehen von dem spanisch redenden, übrigens sehr dünn bevölkerten Norden — die Verhältnisse in dem bei Weitem größten Theile Mexikos ähnlich seien. Huexutla gehört geographisch in das Fluß gebiet des PLnuco, die sogenannte Huasteka, die, wie alle den großen Mittelpunkten des Verkehrs nicht ganz nahe liegenden und gebirgigen Gegenden in Mexiko in hohem Grade und mit Bewußtsein indisch geblieben sind. Zum Schluß werde noch erwähnt, daß nach der Angabe der Aufnahme von den 19 458 Einwohnern der Munici palität 831 lesen und schreiben konnten, während 292 andere des Lesens allein mächtig waren. Aus allen Europa. — Nach dem „Kuryer Poznanski" haben im Jahre 1881 die Polen der Provinz Posen im Ganzen 73142 Mor gen Großgrundbesitzes an die Deutschen verloren, d. h. be deutend mehr als in den drei Jahren 1878 bis 1880 zusam- mengenommen. Denn 1878 verloren sie 37756 M., 1879 nur 7236 und 1880 8897, zusammen 53889 Morgen lvergl. „Globus" XXXVIII, S. 191).' Für das laufende Jahr 1882 wird sich dieses Zurückgehen des polnischen Grundbesitzes vielleicht noch größer herausstellen, da nach dem „Kuryer Poznanski" gegenwärtig mehr als 140 Gutsbesitzer der Pro vinz, darunter sehr viele Polen, ihre Güter zum Verkaufe anbicten. — Nach der „A. Z." hat die letzte Volkszählung das überraschende Ergebniß zu Tage gefördert, daß in Budapest bei einer Gesammtbevölkerung von 360551 Einwohnern 119902 Deutsche leben, während sich die Zahl der Magyaren auf 198742 beläuft; der Rest vertheilt sich aus die übrigen Na tionalitäten. Dazu bemerkt die „Deutsche Ztg." u. a.: „Also ein volles Drittel der Bevölkerung der ungarischen Haupt stadt bekennt sich zur deutschen Muttersprache! Außerdem wird man wohl nicht irregehen, wenn man einen großen Theil der 198742, welche sich als Magyaren ausgeben, für die deutsche Nationalität reklamirt, so daß man wohl mit gutem Grund behaupten kann, die Hälfte der Bevölkerung Erdtheilen. der ungarischen Hauptstadt bedient sich der deutschen Umgangs sprache. Und für diese deutsche Bevölkerung, welche der Be wohnerzahl der Hauptstadt eines deutschen Königreiches gleich kommt , ist keine einzige Mittelschule vorhanden. Kein deut sches Schriftstück wird bei Amt und Gericht angenommen." — Im Dccember 1881 sind in Griechenland und besonders in Attika so heftige Regengüsse gefallen, daß die Verbindung zwischen Athen und dem Piräus zeitweise unter brochen war und selbst die Eisenbahn nicht funktionirte; in Eleusis wurden ganze Häuser weggerissen und die fruchtbare attische Ebene zum Theil verwüstet. Bei Aetolikon (unweit Missolonghi) sand sogar eine Art vulkanischer Erup tion statt, durch welche Millionen von Fischen ans Land geschleudert wurden; im ganzen Orte wurde ein intensiver Schwefelgeruch wahrgenommen, und die erschreckten Einwoh ner, welche das Ende der Welt gekommen glaubten, eilten in die Kirche der Gottesmutter, um Gott und die Heiligen um Hilfe anzurufen. — Astrachans Reichthum — schreibt ein Korrespon dent der „Times" („lllloLIail" 28. December 1881, S. 2) — stammt von seinen Fischereien. Die,Wolga, die zahlrei chen Wasserläufe ihres Deltas und die nördlichen Gestade des Kaspischen Meeres „enthalten mehr Fische als die Küsten Norwegens und Neufundlands zusammmengenommen," heißt es dort zu Lande. Die beim Fange derselben verwendeten Netze würden, wenn man sie ihrer ganzen Länge nach auf