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54 Panama und Darien. von Ochsen liegen, die hier ihren Tod gefunden haben und die von Geiern verzehrt wurden. Da Pferde und Rinder stets die Gewohnheit haben, in dieselben Fußtapfen zu treten, so bildet sich auf allen Wegen, sie mögen so breit sein, wie sie wollen, bald eine Rinne, so tief, daß der Bauch der Thiere beiderseits anstößt. Dies und das Waten im Schlamme ermüdet sie so, daß sie sich zuweilen mit ihren Reitern in den Morast hinlegcn. Faul aber sind sie nicht; geschickt klettern sie steile Uferwände hinauf und suchen sich ihren Weg durch dorniges Gestrüpp; daß die Reiter dabei nicht stets gut fortkommen, ist klar: bald fangen sie sich in einer Liane, bald stoßen sie sich an Baumstämmen, bleiben in Dornen hängen oder fallen herunter. Langsam verran nen die Stunden während dieses endlosen Rittes. Man begegnete Herden prächtigen und, wie saft immer in den Tropen, sehr sanften Rindviehes, sah auch einzelne Hacien das und öfter elende Tambos, die ihre Insassen kaum gegen Sonne und Regen schützten. Inzwischen wurde es dunkel und Panama war noch immer nicht erreicht. Erst um zehn Uhr Abends wurde der Weg gut: man hatte die Straße erreicht, auf welcher die reichen Panamaner spazierenfahren, und noch vor Mitternacht stärkte man sich im Grand Hotel. Panama schwamm im Vergnügen der Weihnachtswoche, und Einladungen regneten auf die Reisenden herab. Aber deren Zeit war durch das Zeichnen von Plänen und Be rechnungen in Anspruch genommen, und Wyse hatte die Vor- Naviza. bcreitungen für eine neue Reise in eine vollkommen öde Ge gend zu treffen. Am 29. Dccember schiffte sich die ganze Gesellschaft auf der kleinen Goölette „U" Ollnounagus" ein, erreichte am Morgen des folgenden Tages die reizende Insel Chepillo, wo Eugenio mit dem erforderlichen Material schon wartete, und fuhr am 'Rachmittage weiter. Dunkel waren Himmel und Meer; nur in der Ferne schwamm die Insel San Miguel in vollem Lichte. Scharen von Pelikanen folgten dem Schiffe; ans einer Höhe von 50 bis 60 m ließen sie sich mit halb ausgebreiteten Flügeln auf das Wasser herab- fallcn, tauchten unter und erschienen sofort wieder an der Oberfläche. - Am nächsten Tage, dem letzten des Jahres, wechselten Windstille und starke Brise, und man passirte die Pajaros- (Vogel-) Inseln und Farallon Ingles (Englisches Inselchen) und langte an der Einfahrt zum Golfe von San Miguel an. Um Mitternacht waren diejenigen, welche nicht schliefen, grausam genug, die übrigen zu wecken und ihnen ein glück liches Neujahr zu wünschen; da aber kein Mond schien und der Raum auf dem Schiffe sehr beschränkt war, verschob man die „vfsiciellcn Besuche" auf den Morgen. Um 9 Uhr wurde der Anker gelichtet und stetig lavircnd wegen des starken Stromes fuhr man in den Meerbusen hinein, setzte bei la Palma einen Neisegcnossen ab und legte um Mittag vor Chepigaua an. Da Wyse hier erfuhr, daß die Goölette wegen des Anschwellcns des Rio Chucunaque nicht sofort bis daviza (s. Karte im Globus XXXVIII, S. 307) hinauffahrcn konnte, micthete er eine kleine Lancha, in wel cher er einen bis zwei Tage früher anzukommen und die Ar-