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40 Prof. Ferd. Blumentritt: Die Goldfundstellen auf den Philippinen und ihre Ausbeutung. für die übrigen Theile des nördlichen und Mittlern Luzon; das reinste Gold soll in Gapan gefunden werden*). Die Berge von Altimonan in der Provinz Tayäbas enthalten auch Gold, doch ist darüber nur wenig bekannt. Die reichsten Fundstätten an Gold hat Caniarines Norte aufzuweisen. Wenige Monate nach der Gründung Manilas (1571) drang der ritterliche Salcedo, gereizt durch die Ge rüchte von dem Goldreichthum von Camarines, unter un säglichen Schwierigkeiten in diese Landschaft vor. Er war der erste Europäer, welcher die Goldfelder von Paracäli und Mambuläo betrat, deren reichste Mine aber erst 1626 von dem Offizier Don Diego de Espina entdeckt wurde. Die beiden Orte, welche früher Paracale und Mamburao ge schrieben wurden, liegen an der nördlichen Ostkiiste von Camarines, an der sogenannten Contracosta, welchen Namen sämmtliche Ostküsten Luzons und Samars wie Leytes und der übrigen Inseln führen. Paracäli wie Mambuläo sind durch das Vorkommen von Rothbleierz bekannt, dieses kommt auch bei dem benachbartenDiniunan vor?). Südlich voü Mambuläo findet man einen schwarzen in Bänken ge schichteten Thonschiefer mit zahlreichen Quarzgängen, welche goldhaltig sind. Der Talkschiefer von Paracäli ist auch goldhaltig, doch wird auch hier das meiste Gold in den Quarzgängen gefunden. Gold wird, wie erwähnt, außer bei dem Berge Diniänan^), auch in dem nahen Dagupan gegraben. Rafael Diaz Arenas führt noch folgende Minen an*): Caloccot und Millit bei Mambuläo und Taruyog bei Paracäli. Luzon ist überhaupt das reichste Goldgebiet der Philip pinen und in vielen (ebenen) Gegenden findet man nach jedem heftigen Regen Gold auf der Erdoberfläche. Don Sinibaldo de Mas erwähnt in seinem anonym erschienenen „lukorius sodrs sl sstsäo äs las Islas IMxiuss« (Madrid 1843) fi, daß er mit eigenen Augen gesehen hätte wie die Eingebore nen nach heftigen Platzregen mitten auf dem Stadtplatze und den Gassen von Vigan und anderen Orten nach Gold körnchen suchten, was auch Bowring in seinem bekannten Touristenwerk berichtet. Neber den Goldreichthum der Visayer sind wir schlecht unterrichtet, da die modernen Reisenden größtcntheils nur Luzon besuchten; wir müssen daher oft bis auf die Reise werke des vorigen Jahrhunderts zurückgehen und Deguignes und Rcnouard mitunter neben Buzeta-Bravo und Centeno benutzen. Fast auf allen größeren Inseln der Visayer findet man Gold, hauptsächlich in den Alluvionen. Sehr ergiebig an Gold ist die große Insel Mindanao, besonders in den Provinzen Caraga und Misamis (Pictao und Pijoluan). Das Gold kommt in Alluvionen und in Quarzgängen vor, letztere enthalten sehr viel von diesem Metalle. In den unabhängigen Landschaften der Insel soll auch sehr viel Gold gefunden werden, aber sichere und neuere Nachrichten hierüber sind mir nicht bekannt. Vielleicht finKn sich diesbezügliche Notizen in: Duo ä'Jäsuoon, Im- 90U sb IVliuäuuso, ?sris 1870; ich selbst aber habe dieses Werk nirgends auftreiben können. Die Beamten und Geist lichen von Caraga trieben mit dem Goldstaub, den die Ein geborenen einsammelten, in den vergangenen Jahrhunderten «einen ergiebigen Handel, indem sie das Gold den Eingebore- *) Q«. Nsuusl Lurrsts kd. kr. Qäips Lisvo. Dis- siouario AsoAräüoo sstaäistmo llistoriso äs Iss Islas i'! n n in u-:. Ulsäriä 1850, I, 21. 2) F. Jagor, Reisen in den Philippinen. Berlin 1873, S. 145. s) Dräsche (a. a. O. S. 63) schreibt Dinaan. — *) Lls- ruoriss üistärisss x sstsäistisss äs Ipilixinas psrtisutsr- rnsnts äs 1s Zranäs Isla äs Imsou. Lisuils 1850, x. 200. S) I. s. im 1. Bd. Abtheilung: minsrslss, S. 2. nen Wegnahmen und ihnen dafür werthlose europäische Waaren gaben. So sind die Philippinen in allen Theilen des Archipels reich an Goldfundstätten, selbst die Catanduanesgruppe an der Ostküste von Camarines und die Batanes (Bashee-Jn- seln) im hohen Norden haben in ihren Bächen Gold auf zuweisen. Dieser Goldreichthum des Landes wird nur we nig ausgebeutet, die Ursachen sind leicht einzusehen. Der fachgemäß betriebene Bergbau erheischt Kapitalien und in dustriellen Unternehmungsgeist, Eigenschaften, welche den meisten Spaniern und Kreolen fehlen, und Ausländern legt die Kolonialregierung auf gesetzlichem Wege wie in ver steckter Weise alle Hindernisse in den Weg, selbst Caicedo, der doch mit seiner Broschüre für eine bessere Ausbeutung der philippinischen Goldminen Propaganda machen will, spricht sich ausdrücklich dafür aus, daß nur Spanien die Ausnützung der Metallschätze des Archipels zukomme, damit die gewonnenen Schätze das heruntergekommene Mutterland wieder bereichern und seinen Handel und seine Industrie zu neuer Blüthe bringen könnten *). Ihm bangt vor dem Ge danken, es könnten einst Ausländer die Goldfelder der Phi lippinen überschwemmen, wie dies in Californien, Australien und dem Cap geschah. Man sieht, daß der Nativismus der Spanier in allen Fällen, Lagen und Zeiten sich gleich bleibt, sowohl bei der Regierung wie bei dem einzelnen In dividuum. Sehr erschwerend für die Entwickelung eines ordentlichen bergmännischen Ausbeutens der Goldminen waren vordem einerseits die ungeheuer hohen Abgaben, welche erst später auf ein Zehntel der gewonnenen Goldmassen herabgesetzt wurden, der Mangel an im Bergbau erfahrenen Leuten so wie an Arbeitern 2) überhaupt und schließlich der verhältniß- mäßig geringe Gewinn bei solchen Unternehmungen. Die Minen im Innern waren stets der Gefahr von Ueberfällen ausgesetzt, welche die zahlreichen wilden Stämme auszufüh ren pflegten, und dann waren die Besitzer.solcher Minen im Binnenlande nur mit großen Kosten im Staude, das ge wonnene Erz bis zur Küste zu schaffen, während an den Gestaden des Meeres selbst die unaufhörlichen Angriffe mohammedanischer Piraten (^moros" der Spanier) eine Ausbeutung im größern Maßstabe unmöglich machten. Auch zeigten die nach den Philippinen kommenden Spanier keine Lust zu diesem wenig lukrativen Gewerbe, indem der bequeme Acapulcohandel in viel kürzerer Zeit und ohne jede Gefahr Reichthümer brachte. So sind denn nur sehr wenig Gold minen in bergmännischer Weise ausgebeutet worden, am meisten noch in Camarines bei den uns schon bekannten Paracäli und Manbuläo. Don Nicoläs Araujo de Tron- coso und Don Joss Rojo de Briones y Arias versuchten durch kurze Zeit (1701) ein Bergwerk bei Mambulao in Betrieb zu setzen, das Unternehmen ging aber allmälig zu Grunde. 1755 büßte ein Don Francisco Estorgo (oder Estorga) den größten Theil seines Vermögens in den Minen *) Caicedo, S. 39. 2). Die Indier dursten nur unter gewissen Bedingungen zum Bergbau verwendet werden, weil in Folge der Beschwerden der Mönche, welche die harte Bedrückung ihrer Psarrkinder durch die Encomenderos (Lehensgutsbesitzer) nicht dulden woll ten, sowohl der Rath von Indien als die Kolonialbehörden Er lasse zu Gunsten der Indier publicirten. Eine königliche Ver ordnung vom 22. September 1636 tras insbesondere Anstalten, um die beim Bergbau beschäftigten Indier vor jeder Ausbeutung und Bedrückung nachhaltig zu schützen. Da Sklaverei auf den Philippinen nie geduldet worden war und die Chinesen sich lieber mit dem einträglicher« Handel als mit Taglöhnerarbeiten befaßten, so war es in der That schwer, billige Arbeitskräfte zu erlangen, denn der philippinische Malaie arbeitet nur, wenn der Hunger ihn treibt.