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Nekrologe. 381 Frankreichs. Bon großem Werthe sind auch seine „litho logischen" Karten, in denen alle wichtigeren Verhältnisse der Meere um Europa, Nordamerika und fpecicll Frankreich zur Darstellung gebracht sind. — Karl Wey Precht, der Nordpolfahrer, starb am 29. März 1881 in Michelstadt im Großherzogthum Hessen. Geboren 8. September 1838 zu König im Odenwalde, trat er 1856 in die österreichische Marine, in welcher er bis zum Linienschiffs-Lieutenant aufstieg. In der See schlacht zu Lissa zeichnete er sich so aus, daß er, der jüngste Offizier an Bord der Panzerfregatte „Drache", mit dem Eiserne-Kronen-Orden dritter Klasse dekorirt wurde. 1867 und 1869 nahm er hervorragenden Antheil an der Küsten aufnahme des Adriatisches Meeres, 1870 an der Beobach tung der totalen Sonnenfinsterniß in Tunis. Ein ernstes wissenschaftliches Streben beseelte ihn von je, und so war er einer der ersten, welche dem Gedanken einer österreichischen Nordpolar-Expedition näher traten und dieselbe nach Kräften förderten. In Aller Gedächtniß ist, wie dieselbe zu Stande kam, wie der „Tegetthoff" am 13. Juni 1872 von Bremer hafen abging, wie das Franz-Josefs-Land entdeckt wurde und die Expedition in Schlitten und Booten sich nach Europa zurückrettete (vgl. Globus XXX, S. 225, 241 und 257). Aber an dem so schwer errungenen Ruhme lag ihm weniger, als an der Sache: aus seiner Initiative ging das großartige, seiner Ausführung sich nähernde internationale Unternehmen hervor, den Nordpol mit einer Reihe wissenschaftlicher Stationen zu umgeben, um durch gleichzeitige, länger fort gesetzte Beobachtungen den meteorologischen Verhältnissen dort auf den Grund zu kommen und so eine Basis für künftige Expeditionen zu gewinnen. Er sollte die Verwirk lichung des Planes, den er bis an seinen Tod eifrig ver folgte, nicht erleben: er erlag einem chronischen Lungen katarrh, zu welchem wahrscheinlich die auf der Rückreise von Franz-Josefs-Land erlittenen Strapazen den Grund gelegt hatten. Außer zahlreichen Aufsätzen in Fachzeitschriften schrieb er einen wissenschaftlichen Bericht Uber die Polar expedition im 35. Bande der Druckschriften der kaiserlichen Akademie zu Wien, dann „Die Metamorphosen des Polar eises" (Wien 1879) nnd noch kurz vor seinem Tode eine „Praktische Anleitung zur Beobachtung der Polarlichter und der magnetischen Erscheinungen in hohen Breiten" (Wien, M. Perles, 1881). — Lesenswerth ist Heinrich von Littrow's Schrift „Carl Weyprecht, der österreichische Nordpolfahrer", welche Erinnerungen an ihn, Briefe von ihm, sein Porträt u. a. m. enthält (Wien, A. Hartleben, 1881; Preis 1,80 Mk.). — Karl Kugler, Gymnasialprofessor, starb am 30. April 1881 zu Eichstätt. Er war geboren am 20. Mai 1803 zu Monheim in Schwaben und wirkte von 1829 bis an seinen Tod als Lehrer in Eichstätt. ,Von seinen Schriften sind zu nenuen: „Die Altmühlalp, d. h. dasAlt- mühlthal innerhalb seines Berglandes, topographisch, histo risch und landschaftlich dargestellt" (1868) und „Erklärung von tausend Ortsnamen der Altmühlalp und ihres Um kreises" (1873). — RoINoloGessl, der bekannte italienische Ingenieur- Offizier und Asrikareisende, ist am 1. Mai 1881 den Folgen des Sumpffiebers -in Suez erlegen. Er war in Ravenna geboren und hatte in Wiener-Neustadt seine militärischen Studien gemacht. Zuerst machte er seinen Namen bekannt durch die Umsegelung des von Sir Samuel Baker entdeckten Albert Njanza (Mwutan), welche er im Auftrage des Ober sten Gordon im Frühjahr 1876 in Gesellschaft von Piaggia ausführte. Eine zweite Expedition unternahm er 1878 zu sammen mit Dr. Matteucci; am Sobat-Flusse aufwärts wollte er nach Kaffa Vordringen, scheiterte aber an der Weigerung der Amana-Neger, ihn passiren zu lassen. Eine neue Reise nach dem Sobat wurde durch einen Aufstand der Sklavenhändler unter Suleiman Ziber unterbrochen, gegen welche Gessi das Kommando übernahm. In langen, blutigen Kämpfen gelang es ihm, dem Treiben derselben sowohl im obcrn Nil-Gebiete als auch in Darfur, wohin sie sich geflüchtet hatten, ein (vorläufiges?) Ende zu machen. Im April 1879 ernannte ihn die ägyptische Regierung zum Bei, bald darauf zum Pascha und Gouverneur von Makraka. Auf seiner Rückreise nach Chartum hatte er mit seinen Be gleitern entsetzliche Noth auszustehen (s. oben S. 239), deren Folgen ihm nun doch den Tod gebracht haben. — Adalbert Kuhn, berühmter Sprach- und Mythen forscher, starb am 5. Mai 1881 als Mitglied der K. Aka demie der Wissenschaften zu Berlin. Geboren am 19. Nov. 1812 zu Königsberg in der Neumark, studirte er in Berlin und gehörte von 1841 bis Ostern 1881 als Lehrer, Pro fessor und schließlich (seit 1870) als Direktor dem dortigen Kölnischen Gymnasium an. Seine größten Verdienste hat er auf dem Gebiete der Sprachvergleichung und durch die Begründung der vergleichenden Mythologie der indogerma nischen Völker erworben. Seit 1851 redigirte er die „Zeit schrift für vergleichende Sprachforschung", woran sich „Bei träge zur vergleichenden Sprachforschung auf dem Gebiete der arischen, keltischen und slawischen Sprachen" anschlossen. Außerdem veröffentlichte er: „Zur ältesten Geschichte der indogermanischen Völker" (1845); „Die Herabkunft des Feuers und des Göttertranks" (1859); „Märkische Sagen und Märchen" (1842); „Norddeutsche Sagen" (1848); „Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen" (1859). — La Roncisre le Noury, französischer Admiral und Präsident der Pariser Geographischen Gesellschaft, Se nator und Großkreuz der Ehrenlegion, starb am 15. Mai 1881 in Paris. Als der Sohn eines Generals desKaiscr- reiches 1813 in Turin geboren, wurde er in der Seeschule zu Brest gebildet und trat 1830 in die Marine ein, in welcher ihm eine glänzende Laufbahn beschieden war. Wäh rend des Krimkrieges leitete er als Befehlshaber der Kor vette „Roland" die Landung der französischen Armee vor Sebastopol, kommandirte 1856 die „Reine Hortense", auf welcher Prinz Napoleon eine arktische Reise unternahm; befehligte im italienischen Kriege eine Schiffsdivision im Adriatischen Meere, dann während der syrischen Unruhen die Levantestation, hatte im Jahre 1867 die schwierige Räu mung Mexicos durchzuführen und that sich endlich auch während der Belagerung von Paris als Oberbefehlshaber der in die Hauptstadt gezogenen Marinetruppen und dann der gesammten Truppen von St. Denis in den Schlachten von Champigny und le Bourget hervor. — Graf Pompeus Litta, der letzte des berühmten lombardischen Geschlechts der Grafen Litta Biumi Resta, starb am 18. Mai 1881 auf seinem Landsitze bei Lunago Marinone. Geboren 1828 als Sohn des bekannten Geo graphen Graf Anton Litta, beschäftigte er sich viel mit Literatur und Malerei. Am meisten bekannt machte er sich durch eine 1865 unternommene Reise nach Centralasicn, auf welcher er sich einige Wochen verkleidet in Buchara aufhielt. Die Beschreibung dieser Reise ist anscheinend noch nicht veröffentlicht worden.