342 Quer durch Sumatra. ihn erwartete. Veth blieb noch etwa drei Wochen in dem Dorfe, immer in der Hoffnung, durch die Vermittelung des freundlichgesinnten Häuptlings von Tiga-Doesoen schließlich noch auf einem etwas andern Wege sein Ziel zu erreichen. Die Zeit des Wartens auf den Bescheid, der leider wieder ungünstig ausfiel, da die feindlichen Häuptlinge das ganze Gebiet terrorisirt hatten, benutzte er zu fleißigem Photogra- Phiren. Mehrere wohlgclungcne Aufnahmen von Socroe- langoen und seiner Umgebung sowie eine Anzahl von Volks typen bereicherten seine Sammlung. Auch denKoeboes, einem unabhängigen Volksstamme, der in den wilden Wald gegenden zwischen dem Moesi und dem Batang Hari ver streut lebt, und dessen Niederlassungen sich bis auf einige Meilen Entfernung von Socroclangoen erstrecken, widmete er seine Aufmerksamkeit. Wahrscheinlich ist dieses Wald volk, über das die abenteuerlichsten Geschichten verbreitet sind, ein Rest der Urbevölkerung der Insel, die sich zur Zeit der javanischen Invasion oder der Einführung des Islam in die Wälder geflüchtet hat und dort allmälig ver wildert ist. Allem Anschein Nach hat man es hier mit keinem besonder» Volke zu thun, nur durch ungewöhnlichen Schmutz und dürftige Bekleidung mit wenigen baumwolle nen Lumpen unterscheiden sich diese Malaien im Aeußern von den übrigen malaiischen Bewohnern der Insel. Ihre Wohnstätten sind von der primitivsten Art: ein auf Vier- Pfählen ruhendes Schutzdach von etwa H/e m im Quadrat Haus des Koutroleurs in Soeroelaugoen. Uber einem etwa 25 ein über der Erde befindlichen Fuß boden; von einer Seitenwand ist nicht die Rede. In dem Koeboes-Dorfe Lcsoeng Batoe, dasVeth besuchte, lebten unter sechs solcher Schuppen von der angegebenen Größe nicht weniger als dreißig Menschen. Die Jagd bildet die Haupt beschäftigung des Volkes; kleine Beile und Lanzen sind das Gcräth, dessen sie sich dabei bedienen. Mit der Jagdbeute und anderen Produkten des Waldes treiben sie heute einen lebhaften Tauschhandel mit den Bewohnern der civilisirteren Dörfer. Diese aber wissen ihren Bortheil im Verkehr mit den „Wilden" so gut wahrzunehmen, daß ihnen wohl nichts unerwünschter sein würde, als etwaige Bemühungen dev- holländischen Regierung für die Civilisirung der Koeboes. Am 8. August verließ Veth Soeroelaugoen; seine Sammlungen hatte er auf einer Handelsprauw nach Palem- bang vorausgesandt; er selber zog die weite und beschwer liche Wanderung am Ufer des Rawas und des Roepit und durch den Distrikt Mocsi-Ocloc vor. Am 14. erreichte er Tebin-Tinggi am obern Moesi, wo ein heftiger Fieber anfall ihn zum Verweilen zwang. Dann ging es weiter über Boengamas nach Lahat, von wo er am 1. September mit dem fälligen Regierungsdampfer nach Palembang fuhr. Hier war van Hasselt unterdessen schon wieder eingetroffen, der über seine Vorarbeiten mit Herrn Cornelissen und seine Unterhandlungen mit dem Sultan von Djambi günstige Nachrichten brachte. So hielt sich Veth nur wenige Tage in der Hauptstadt auf, um sich von den Folgen des Fiebers einigermaßen zu erholen. Am 10. September schon trat er mit dem Gefährten an Bord des kleinen Dampfers Sunda die Reise nach dem Djambi oder Batang Hari an.