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Band XXXIX. Mit besonderer Herücbslcbtigung äer Antbropologie unä Etbnologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. W . v. , . Jährlich 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten 1 üL1 -Onaun s tynietg zum Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. o o 1. Quer durch Sumatra. Nach dem Französischen des Herrn D. D. Veth. (Sämmtliche Abbildungen nach zumeist von dem Reisenden aufgenommenen Photographien.) VII. In Napal-Litjin fanden die Reisenden ein gutes Unter kommen in einem neuen Hause, das der Dipati als Hoch zeitsgabe sstr seine älteste, einundzwanzigjährige Tochter hatte errichten lassen; einstweilen stand dasselbe noch unbenutzt und der letzten Vollendung bedürftig da, weil die vielum- worbcne Schöne des Walddorfes noch darauf wartete, daß derjenige ihrer zahlreichen Anbeter, dem sie den Vorzug gab, definitiv um ihre Hand anhalten sollte. Das Dorf selber zeichnete sich durch seine malerische Lage vor den meisten anderen dieser Gegend aus; zwei hohe, bewaldete Kalkstein felsen bilden dicht vor dem Orte ein mächtiges Thor, durch welches der Rawas, der hier den von Südwesten kommenden Koeloes in sich anfnimmt, hindurchfließt. Unvergleichlich schön war die Aussicht von diesen Bergen auf das obere Thal des Flusses mit dem ansehnlichen Höhcnzuge, der von dem linken Ufer emporsteigt. Man befand sich hier nur etwas über eine Tagereise von den Dörfern Sekladi und Doerian-Boengin entfernt, die zu dem unabhängigen Grenzdistrikte Batang Asei gehören, und wenn auch der Dipati und die übrigen Einwohner von Napal-Litjin die Gesinnungen der Häupt linge jenes Distriktes als dem Vorhaben der Expedition durchaus ungünstig schilderten, so ließ sich Beth doch nicht abhalten, wenigstens einen Versuch zum Eindringen in das verschlossene Gebiet zu machen. Er sandte zunächst zwei Boten mit Geschenken an die Häuptlinge jener Dörfer, um die Erlaubniß freien Durchzuges für die Expedition aus- Globus xxxix. Nr. 22. wirken zu lassen; ohne die Geschenke, aber mit einem ent schieden abschlägigen Bescheide kehrten die Abgesandten zurück, und nun beschlossen die Reisenden selber bis an die Grenze und womöglich weiter vorzugehen und selber mit den Häupt lingen zu verhandeln. Von mehreren freundlich gesinnten Dipatis der Rawasdörfer und ihrem bewaffneten Gefolge be gleitet, brach man in der Frühe des 12. Mai auf, um in nordwestlicher Richtung zunächst auf dem rechten Flußufer und dann durch theils sumpfige, theils hügelige Gebiete ver schiedener, dem Rawas von links zuströmender Bäche vorzu schreiten. Es hatte in der vorhergehenden Nacht heftig gereg net ; die unzähligen Hügel, die man hinauf- und wieder hin abzusteigen hatte, waren schlüpfrig und glatt, die Thäler große Schlammlöcher, die sonst unbedeutenden Bäche zu tie fen und reißenden Strömen angeschwollen; neunmal auf dem Hin- und eben so oft auf dem Rückwege dieses unsäglich anstrengenden Marsches mußten die Reisenden fast bis an den Hals durch Wasser waten, um schließlich mit der tröst lichen Ueberzeugung nach Napal-Litjin zurückzukchrcn, daß das Ganze ein verfehltes Unternehmen gewesen war; denn die Häuptlinge von Batang Asei, die sie an der Grenze des niederländischen Gebietes erwartet, hatten sich zwar durchaus nicht feindselig gezeigt, im Gegentheil, ein freund schaftliches Mahl mit den Europäern eingenommen und mit ihnen geraucht, waren aber für alle Ueberredungsver- suche und Vorstellungen hartnäckig tanb geblieben. Trotzdem sich die Reisenden nur wenige Tage in Na- 43