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336 M. Eckardt: Die Salomo-Inseln. gebaute kräftige Gestalt, jedoch mit verhältnißmäßig dün nen Beinen, ganz wie bei den reinsten Stämmen Neu- Guineas. Aehnlich ist es auf Choiseul, Bougainville, Buka, Carteret und anderen, deren Bewohner das krause Haar ost beizen, daß es dunkelbraun erscheint. Etwas ab weichendes Aeußere zeigen dagegen die Bewohner der.übri gen Inseln. So haben diejenigen von San Christoval, Santa Anna, S. Catalina eine röthlich-grauschwarze, choko- ladefarbene Hautfarbe, etwas Heller wie die Viti. Das weiche krause, aber nicht wollige, bisweilen sogar ganz schlichte Haar wird meistens kurz geschoren und mit Kalk oder Ocker roth oder gelb gefärbt, das Körperhaar sorgfältig abrasirt. Bartwuchs ist überall wenig vorhanden, Backen bärte sieht man öfters. Aehnlich so ist es auch auf Guadal- canar. Auch die Malaytaner sind bräunlich-schwarz, mit dichtem, krausem Haar, das perrückenartig absteht und häufig roth gebeizt oder an der Seite mit einem gelbroth gefärbten Bastbüschel verziert ist. Dieselbe Hautfarbe haben die Be wohner von Wabel, Ulakua, Maramasiki, Anudha und Se- sarga. Die Größe beträgt 1,55 bis 1,70 m. Polynesischer Einfluß macht sich, wie auf fast allen von Papuanen besetz ten Inseln, auch hier geltend. Langsam nur dringt die polynesische oder besser malaiische Race vor. Auf der Mehr zahl der kleineren Inseln des oceanischen Gebiets traf sie vermuthlich keine oder nur eine spärliche schwarze Bevölke rung an, die unterworfen oder aufgerieben ward. Auf den Viti fand sie zuerst heftigen Widerstand, nur unvollkommen gelang die Vermischung, weiter nach Westen z. B. auf den Neu-Hebriden war die schwarze Urrace in der Mehrzahl, es kam zum energischen Kampfe, der mit dem Zurückwerfen der Malaio-Polynesier endete. In der Nähe der Salomos sind unter anderen noch ganz von diesen besetzt: Sikiyana, die Lord-Howe-Gruppe, auch auf Isabella und Ulakua finden sich versprengte Theile. Im großen Ganzen merzte die kräftigere, wildere Race die eingewanderten Elemente bald aus. Ein polynesischer Einfluß macht sich auch in der Sprache geltend, allerdings lange nicht in dem Maße, wie in anderen Papuanischen Gruppen. Auch die dort mehrfach vorhandene überraschende Abweichung der einzelnen Sprachen refp. Dialekte, wie z. B. vor Allem in den Neu- Hebriden, kann hier nicht konstatirt werden. Ein gemein samer Ursprung ist fast überall zu erkennen, manche Worte sind auf allen zur Gruppe gehörenden Inseln die gleichen, besonders fällt das jedoch bei den Zahlenausdrücken auf, bei denen auch rein polynesische Benennungen gefunden sind. (Z. B. rna, zwei, ändert sich nur in Ulakua und dem süd lichen Malayta, wo der nämliche Dialekt gesprochen wird, in Inn, und auf Simbo in llaru.) Folgende Sprachen sind von den Salomo näher bekannt geworden: 1. Die Sprache von San Christoval, 2. Ulakua, 3. Gera (Guadal- canar), 4. Mara oder Malayta, 5. Anudha (Florida), 6. Wabel (die sogenannte Mahaga-Sprache), 7. Simbo (Eddystone), 8. Stewards (Sikiyana). Der Gesichtsausdruck ist fast überall ein wenig Ver trauen erweckender und voraussetzender. Dem Eingeborenen kann man dieses Mißtrauen dem Weißen gegenüber kaum verargen. Er ist gewohnt von jedem, der nicht von seinem Stamme ist, Feindseliges zu erfahren, hat im mehrfachen Verkehr mit den Sandelholzschlägern und hsotm-äs-msi- Suchern sowie vielen im IsUour-tracks beschäftigten Seelen verkäufern nur die rohesten Elemente kennen gelernt, bei denen Mord und Todtschlag wenig gefürchtet sind- Wo soll da ein Vertrauen Herkommen? Das wird erst allmälig anders werden, sobald der Handel, und vor Allem der deutsche Handel, der in der Südsee ja nur von Leuten be trieben wird, die Gesittung und Aufklärung zu verbreiten in der Lage sind, auch die Salomo in sein Bereich zieht. Ein wesentlicher Faktor wird vor Allem das gesetzlich gere gelte und gewissenhaft gehandhabte Engagiren von Arbei tern für die deutschen Plantagen auf den Viti- und Samoa- Jnseln sein. Nach Ablauf des Kontraktes (3 bis 5 Jahre) wird der Eingeborene nach seiner Heimathinsel, zu seinem Stamm, zurückgebracht. Seine Erzählungen, die Gegen stände, die er als Lohn erhalten, veranlassen andere seinem Beispiele zu folgen, allmälig wird aus dem blutdürstigen Kannibalen ein friedlicher Arbeiter. Jetzt sind das leider noch fromme Wünsche. Die heutigen Bewohner der Sa lomo kann man als die blutdürstigsten, hinterlistigsten, ver- rätherischsten Eingeborenen des ganzen West-Pacific bezeich nen. Bei der geringsten Veranlassung heftig, aufbrausend, ist die äußerste Vorsicht im Verkehr mit denselben geboten. Ein dort Handel treibender Schiffer muß daher stets auf der Hut sein. Sämmtliche Kanoes halte er unter anderen möglichst beim Stern des Schiffes zusammen und erlaube nur dem Häuptling an Bord zu kommen. Seine mit Ge wehren bewaffnete Mannschaft postirc er rings um den Schiffsrand, doch so, daß die Waffen nicht sichtbar sind. Keiner der Leute darf irgendwie eigenmächtig Handel trei ben. Nichts, nicht einmal eine Kokosnuß, darf ohne Zah lung angenommen werden, falls die Annahme derselben ver weigert wird, gebe man Alles zurück. Besonders hüte man sich auch die ollisL zu erzürnen; so gering ihr Einfluß an manchen Orten auch scheint, so würde die geringste Belei digung doch blutig gerächt werden. Besonders gefürchtet sind die Bewohner von Neu-Georgien, Rubiana, Guizo oder Keso, Malayta, Guadalcanar, Treasury, Bougainville. Im Laufe des vorigen Jahres brachte säst jede Post neue Be richte über dort ausgeführte Ueberfälle und Metzeleien. Gewöhnlich waren die Eingeborenen an Bord gekommen, mit dem Vorwand zu handeln, hatten dann plötzlich einen günstigen Augenblick wahrgenommen, alles niedergemacht, daS Schiff ausgeraubt und einige der Ermordeten zum Fres sen mit sich genommen. So erging es der Besatzung der „l'Esperanze", des „Zephyr", der „Borealis", englischen resp. australischen Schiffen, sowie dem englischen Kanonen boot „Sandfly", dessen Kapitän und sechs Mann ermordet wurden. Man sieht also, daß obige Sicherheitsmaßrcgeln nicht zu leicht genommen werden dürfen. Eine rühmliche Ausnahme machen die Bewohner von Sikiyana, ein gutes, sittliches, ehrliches Völkchen, das im Verkehr mit dem Euro päer nach und nach völlig civilisirt ist, von der Mission jedoch nichts wissen will, weil, wie diese Naturkinder sagen, der Missionär dann ihr sämmtliches icai-Icai (Lebensmittel) an sich nehmen würde. 0 Markham, der Befehlshaber des „Rosario", der 1873 auf Befehl der englischen Regierung die Santa Cruz und Neu- Hebriden zu durchkreuzen hatte, um scharfe Kontrole bei den Arbeiter dingenden Schiffen zu üben, berichtet wahrhaft haar sträubende Dinge über die weißen Seelenverkäufer. Inhalt: Quer durch Sumatra. VII. (Mit fünf Abbildungen.) — Serpa Pinto's Wanderung quer durch Afrika. I. (Mit drei Abbildungen.) — E. Kramberger: Streifereien durch Slavonien.nl. — M. Eckardt: Die Salomo-Inseln. II. — (Schluß der Redaction 2. Mai 1881.) Nedacteur: Dr. N. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig.