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Die S a l o rn o - I n f e l n. Von M. Eckardt in Hamburg. II. Lage und Charakter. Eine im Stillen Ocean vielfach beobachtete bestimmte Form und Richtung der Inselgruppen macht sich auch bei den Salomos bemerkbar. Sämmtlichs zu denselben gehörende Inseln sind in zwei parallel neben einander befindliche Ketten geordnet, fast jede ist länglich, schmal und bergig. Der Nordpunkt der am meisten nach Nordwesten gelegenen Insel Buka liegt unter 50 südl. Br., 154" 35' L. Q, der südlichste, die In sel Santa Catalina, unter 10"53'Br., 162" 30' L. Die westliche Reihe zeigt vier größere Inseln, die östliche deren drei sowie eine Menge kleinerer Eilande. Eine möglichst genaue topographische Schilderung des ganzen Archipel (circa 797,2 geographische Quadratmeilcn umfassend) nebst Segelanweisung rc. wird anderweitig erfolgen, hier soll nur ein ungefähres Bild des Charakters der Gruppe gegeben werden. Im Allgemeinen macht das Gebiet den Eindruck als sei es der Rest eines allmälig versunkenen Festlandes, an dessen Rändern sich Madreporendämme gebildet haben, manche gewiß in urältester Zeit und vielleicht noch an den Küsten des ursprünglichen Gestades dieses Festlandes, an denen der Korallenfels oft in große Tiefen hinabsteigt, ein Beweis des gesunkenen Landes, denn riffbauende Korallen, wie Milleporen und Madreporen, Asträen und Mäandrinen, vermögen nur in dem lauen Gewässer dicht unter dem Ebbe spiegel des Meeres zu leben. (Die Tiefengrenze der Existenz fähigkeit der Korallen beträgt circa 36 m.) Die mehrfach zu Tage tretenden vulkanischen Bestandtheile der Inseln verdanken wohl unterseeischen Eruptionen ihre Existenz, oder wurden vielleicht ehedem aus dem Innern des Festlandes aufgeschüttet, um als dessen höchste Spitzen vor dem gänzli chen Versinken bewahrt zu bleiben, und als sie längst schon Eilande geworden durch vulkanisches Aufstreben etwa ver lorene Höhengrade von Neuem zu ersteigen. Mehrfach findet sich, zuweilen noch in 1000 na Höhe, an den Schiefer-, Porphyr- und Granitgesteinen Madreporenkalk, die ur sprüngliche Meeresgrenze zeigend, ein unverkennbarer Beleg für das jetzige Steigen des Landes. Die Spuren ehema liger Thätigkeit zeigen noch zahlreiche jetzt erloschene Krater becken, aktiv ist jetzt nur noch ein Vulkan auf Bougainville (in 6"11' südl. Br., 152"54' L.Q), dessen Einfluß sich jedoch weithin bemerkbar macht. Es sind nicht selten in der Höhe Bougainvilles, sowohl westlich als östlich bis zur Lord- Howe-Gruppe, Bimssteinfelder von großer Ausdehnung 1) angetroffen worden, die allerdings auch theilweise ihre Ent stehung gewaltigen Ausbrüchen des an der Blanche-Bai auf Neu-Britannien befindlichen Vulkans verdanken mögen. Die Westküsten der Salomo-Inseln sind fast überall steiler, massiger, oft durch kegelförmige Berge, sonderbare Felsbil dungen rc. ausgezeichnet. Besonders Bougainville steigt i) Nach Ansicht Murray's, des Geologen der Challenger- Expedition, bilden die Bimssteinmassen, die durch Seegang zer trümmert in größeren oder kleineren Theilen auf den Meeres boden herabsinken, durch die Zersetzung des in ihnen enthaltenen Feldspathes, den rothen Thon, der gerade die tiefsten Stellen des Stillen Oceans in weit ausgedehnten Lagern beherrscht. im Kaiser-Gebirge zu der im Süd-Pacific hervorragenden Höhe von circa 3100 m empor. Ausgeprägte vulkanische Formen zeigen ferner Koulangbangra, Kurombangara, Eddystone oder Simbo, von dessen südöstlichem Theile jährlich eine bedeutende Menge Schwefels exportirt wird. Heiße Dämpfe steigen hier mehrfach aus dem Felsboden empor und das Wasser in einem 4 bis 5 in über dem Meeres spiegel befindlichen Salzwassersee besitzt an mehreren Stel len einen außerordentlichen Wärmegrad, auch finden sich in seiner Nähe, an der Bai, heiße Quellen. Aehnlich verhält es sich mit den übrigen größeren Inseln. Die ganze Doppelreihe der Hauptinseln wird, vorwiegend an der Ost seite, von einer Anzahl kleinerer Koralleninseln umschlossen. Die Abgarris, grünen Inseln (Hardy), Carteret, Marqueen (Mortblock), Palowi (Tasman), Liunimoa (Lord Howe), Sikiyaua (Stewards), Ulakua und andere zeigen sämmtlich durchweg die eigenartige Thätigkeit der Korallen, die Mehr zahl liegt an vorspringenden Ecken der Riffe, wo die Bran dung von zwei Seiten anstürmt und daher die Umstände zur Anhäufung von Korallentrümmern und Saud am günstigsten sind. Die hohen vulkanischen Inseln sind mehr oder weniger von Barrierriffen umgeben. In ihrer äußern Erscheinung zeigen fast alle ähnliche Formen. Lange, vorwie gend sanft geschwungene Höhen mit ruhigen Abhängen nach der See zu; die meistens niedrigen Ostküsteu mit Mangroven bestanden, diesem seltsamen Gewächs mit feinen Luftwurzeln. Die Palmen am Ufer winken schon aus der Ferne. Die gewöhnlich tief einschneidenden Buchten und Häfen sind mit sehr hohem Schilf besetzt. Tiefer im Lande gelangt man an die schönsten Pflanzungen, wo das liebliche Grün der Paradiesfeige und Uranien mit Kokospalmen, Brodfrucht- bäumen und Mmspflanzungen wechselt. Dringt mau noch tiefer in das Innere, so hebt sich allmälig der Boden, die Bewaldung wird dichter und dichter. Noch immer zeigen sich Palmen, Gewürzbäumc und alle jene Gewächse, die zu ihrem Gedeihen der Aequatorialsonne bedürfen. Wo nur ein freier Platz ist in flachen Niederungen, Thalgründen und dergleichen erblickt man kolossale Schilfgewächse, Bam bus, Farren u. s. w. Die Luft, an der Küste ungesund, ist hier prächtig. Der würzige Duft des tropischen Gar tens übt seinen Zauber auf die Sinns. Diese Mannig faltigkeit, Fülle und Frische des Lebens erreicht selbst Ame rika in den so fruchtbaren Wäldern des Orinoko nicht. Da zwischen rauschen große Ströme durch das Dickicht, Nas hornvögel, Papageien, Kakadus beleben die Scene. Auf den mächtigen Lianen, die von Stamm zu Stamm rankend ein fast unentwirrbares Netz bilden, zwischen dem freiliegenden Gestein huschen Eidechsen umher. Auf Schritt und Tritt giebt sich die Ueberzeugung kund, daß sich hier außerordent liche natürliche Hülfsquellen vorfinden, in solcher Fülle, wie vielleicht auf keiner andern Gruppe des West-Pacific. Geld und Ausdauer gelingt es über kurz oder lang sicher, das so ergiebige Terrain der meisten Inseln auszunutzen, die jetzt so gefürchtete und gemiedene Gruppe hat entschieden eine Zukunft. Nur wenige Inseln sind trotz ihrer dichten Bewal dung zur Anlage von Plantagen ungeeignet, auf Simbo