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318 Aus allen Erdtheilen. so viel Landes, als das Großherzogthum Mecklenburg-Schwe rin <241,6 Quadratmeilen) umfaßt. Nach den Bestimmungen der Berliner Konferenz sollte das abzutretende Gebiet circa 365 Quadratmeilen umfassen (das Königreich Wiirtemberg zählt deren 354); davon bleiben nun 89 in Epirus und 36 im nördlichen Thessalien beim türkischen Reiche. Asien. — Ujfalvy's zweite Reise nach Turkestan (s. Bd. 38, S. 144) ist durch einen Zwischenfall, wie es scheint politischer Natur, unterbrochen worden, so daß er sich ge- nöthigt sah, nach Paris zurückzukehren. Am 19. März ist er aber in Gesellschaft seiner Frau wieder abgereist, um über Tiflis, Baku und das Kaspische Meer zunächst nach der persischen Provinz Chorassan zu gehen. — Ein Berichterstatter des „Standard", welcher die Insel Chios nach dem jüngsten Erdbeben besuchte, giebt folgenden Ueberschlag über den dadurch verursachten Verlust an Menschenleben und Eigenthum: es wurden getödtet 4189 Personen, schwer verletzt 1015, 14 000 Häuser zerstört und Werthe im Betrage von 60 bis 80 Millionen Mark vernichtet. — M. Lson Cahun (dessen Reise im Gebirge der Nosairier der „Globus" in Bd. 37, S. 305 und 821 geschil dert hat) ist von seiner 1880 im Auftrage des französi schen Unterrichtsministeriums und in Gesellschaft seiner Frau unternommenen Reise nach Vorderasien zurückgekehrt. Er hat wenig bekannte Theile des nördlichen Mesopo tamien besucht und zahlreiche Ruinen ausgenommen, dar unter diejenigen einer Fayencefabrik in Rakka am Euphrat, im Jahre 1108 durch Sultan Mahmud Abu-el-Kasim ge gründet, parthische Ruinen in Dschaber und eine vorzüglich erhaltene römische Stadt in Ressäfa zwischen Tadmor und Rakka. Bei den gefürchteten Aneze- und Schammar-Bedui- nen und selbst bei den Schepanlü - Kurden hat Cahun sehr gute Aufnahme — Die französische Regierung hat den Schiffslieutenant Amsdse Gauthier mit einer Mission inCochinchina betraut, welche die Erforschung der Länder der Moi, Sciamba, Stieng, der Waldlandschaften an der Grenze der französi schen Kolonie zum Gegenstände hat. — Karl Bock, welcher über seine Reise durch das süd östliche Borneo („Globus" 37, S. 255) ein demnächst er scheinendes Buch „Die Kopfjäger von Borneo" geschrieben hat, welches namentlich seine zoologischen und ethnographi schen Beobachtungen enthält, verläßt Mitte April London, um eine Reise in das Innere von Siam auszuführen. — Mr. Bro umton, Agent der China-Jnland-Mission zu Kwei-pang-fu in der Provinz Kwei-tschou, hat letzthin den Miao-tze in der Nähe jener Stadt einen Besuch abgestattet. Einer derselben, von welchem er etwas von ihrer Sprache erlernt hatte, hatte ihm mitgetheilt, daß sein Volk im dritten Monate des Jahres eine große Versammlung auf einem Berge abhalte, und ihn dazu eingeladen. Diese vorzügliche Gelegenheit, Sitten und Gebräuche des ziemlich unbekannten Volkes kennen zu lernen, benutzte Broumton gern. Die Stämme, welche er speciell kennen lernte, waren die „Schwar zen Miao", so genannt nach der Farbe ihrer Kleidung, und die Ka-tau und sitzen bei Hwang-ping-tschöu. Die Spitze und die Abhänge des Berges, auf welchem die Festlichkeit statthatte, fand der Missionar mit Frauen in ihren malerischen Kostümen und Männern in einfachen Kleidern von schwarzer Baum wolle bedeckt. Das Fest hat einen religiösen Charakter; die Miao-tze behaupten, daß ein schlechtes Jahr käme, wenn sie es nicht abhielten. Seine Hauptbestandtheile sind Musik und Tanz. Die Instrumente heißen bei den Miao bi, auf chine sisch lin-solisuA („sechs Töne") und bestehen aus langen Bamburöhren, meist sechs, aber auch zwei an der Zahl, die in einem hölzernen Mundstücke befestigt sind- Manche sind sehr groß, da die Röhren bis 18 Fuß lang sind, und es er fordert große Anstrengung, sie zu blasen; sie bringen einen sonderbaren, brausenden Ton hervor, den man weithin hört. Die Musikanten bewegen sich beim Blasen langsam um den Platz, das Gesicht nach dem Mittelpunkte gewendet, und draußen tanzen die jungen Frauen nach derselben Richtung. Es waren bei dieser Gelegenheit fünf bis sechs Musikbanden zur Stelle, deren jede ihren Kreis von Tänzerinnen um sich ver sammelte. — Graf Montgelas, der gewesene österreichische Diplomat, hat in London den von der dortigen geographi schen Gesellschaft eingerichteten Unterricht für angehende Forschungsreisende dnrchgemacht und dann sich kürzlich nach dem nördlichen Borneo begeben, welches bekanntlich vom Sultan von Sulu an die North Borneo Company abgetre ten worden ist, um dort bei der Erforschung und Ent wickelung des noch ziemlich unbekannten Gebietes thätig zu sein. Die Einwanderung der Juden in die Kaukasus länder. 8. Der „Globus" hat vor einiger Zeit (Bd. XXXVIII, S. 187 und 199) seinen Lesern einige Mittheilungcn über die Kaukasischen Juden gebracht. Als Ergänzung gleich sam zu jener ethnographischen Skizze liefern wir heute einige historische Daten über die Einwanderung der Juden in die Kaukasusländer. (Nach N. O. Elmin: „Jüdische Ansied ler im alten Armenien", in den Protokollen der Sitzungen des vorbereitenden Comitss des fünften archäologischen Kon gresses in Tiflis. Moskau 1879 und 1880, S. 100 bis 103.) Schon in den ältesten Zeiten treten in Armenien An siedler sehr verschiedener Nationalität auf; die einen frei willig, die anderen gezwungen als Kriegsgefangene. Die Länder, aus denen die Ansiedler herstammten, sind: Phöni zien, Assyrien, Palästina, Medien, Indien, China, das Land der Bulgaren, der Alanen u. s. w. In den geschichtlichen Quellen finden sich nur über einzelne jener den genannten Volksstämmen angehörenden Ansiedler genauere Nachweise; so über die Meder, dje Juden und die Inder, lieber die Meder spricht ein altes armenisches Epos, über die Juden der Byzantiner Faustus, ein Schriftsteller des IV. Jahrhunderts und Moses von Chorene; über die In der der Syrier Zenobius Glak(?). Schon 600 Jahre vor Christi Geburt sind jüdische An siedler in Armenien anzutreffen. Mar-Abas (150 Jahre v. Chr.) meldet darüber: Schambat, einer der angesehen sten der von Nebukadnezar nach Babylon in die Gefangen schaft geführten Juden, zieht mit allen seinen Hausgenossen nach Armenien. Hier herrschte damals Hratschi, der Dy nastie Haik angehörig. Der Herrscher empfängt die Juden unter Schambat's Leitung mit großen Ehren und weist ihnen Ländereien zu ihrem Besitz an. — Nach dieser ersten Nachricht erfahren wir lange Zeit nichts von den jüdischen Ansiedlern und ihrem Schicksal. Erst im Jahre 150 v. Chr., nachdem bereits die Dynastie Haik aufgehört hat und als Wacharschah, der Begründer der Dynastie Arsch ak, auf dem Thron Armeniens sitzt, hören wir wieder von den Juden. Der neue Herrscher schafft eine neue Ordnung in seinem Reiche, er ernennt Bagrat, einen Nachkommen Schambat's, zum erblichen Statthalter mit der Verpflichtung, ihm bei der Krönung die Krone aufs Haupt zu setzen. Diese Pflicht und diese Würde verbleibt dem Geschlechte Bagrat's bis zum Aufhören der Dynastie Arschah im Jahre 433 vor Christi Geburt. So lange die Dynastie Arschah in Armenien herrschte, hatte ein Mitglied des Ge schlechts Bagrat auch die Pflicht, bei der Thronbesteigung dem neuen Herrscher die Krone aufznsetzen. Im Jahre 855 nach Christi Geburt bestieg Aschota I.