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Aus allen Erdtheilen. 317 mögen sie nicht anzugeben; er herrscht unumschränkt in der unsichtbaren Welt. Es gicbt verschiedene böse Geister des Flusses, des Meeres, Blitzes u. s. w., aber nur einen guten, Balu Adad mit Namen, der als ein schönes Weib beschrieben wird; ihrer Sorge werden am Todtenfeste alle Seelen an vertraut, und sie geleitet dieselben in das Jenseits. Stirbt ein wohlhabender Mann, so werden Sagopalmen gefällt in dem Glauben, daß sie der Eigcnthllmer in jener Welt zu seinem Gebrauche fertig wiederfindet. Dann wird ein Prahu (Boot) sorgfältig aus einer Sagopalme geschnitzt, mit Flaggen geschmückt und neben das Grab gestellt; in Folge dessen findet der Todte es im Jenseits wieder, und zwar in Gestalt eines großen Schooners, der fertig zum Gebrauche vor seinem Hause vor Anker liegt. Waffen, Sirih-Büchsen, Bronzekanonen, das Geld der Milanows und Kleider werden zum Gebrauche im Himmel in den Sarg gelegt und dieser dann drei Tage lang eingegraben, während welcher Zeit sich der Verstorbene, wie man glaubt, für die Reise rüstet. Nun nimmt Balu Adad, das schöne Weib, Besitz von dem Geiste und geleitet ihn in das Jen seits. Allein mitten auf dem schmalen, dorthin führenden Pfade steht ein großer, wilder Hund, Maweang genannt, und wehe dem, der nicht mit einer gewissen kleinen Perle (kolalr) versehen ist, um ihn damit zu besänftigen! Zu diesem Behufe wird der Leiche stets eine solche Perle auf den rechten Arm gelegt. Die Leiche eines Häuptlings läßt man verwesen, thut die Ucberrcste in einen Krug und setzt denselben in einen dazu ausgehöhlten großen Baum oder Pfosten, wozu man stets Bilian (Eisenholz) wählt. Diese Grabmäler sind oft von bedeutender Größe und sorgfältig geschnitzt; da jenes Holz fast unzerstörbar ist, so giebt es solche, deren Existenz Generationen weit sich zurückfuhren läßt. Der Pangeran (malaiischer Titel für Prinz), von welchem Crocker seine mei sten Erkundigungen eingezogen hat, theiltc ihm auch mit, daß sein Großvater in solcher Weise beerdigt, und daß ein Sklave an den Pfosten gekettet wurde und dort verhungerte, damit er im Jenseits seinem Herrn sofort zu Diensten stände. Dieselben Charaktere und Leidenschaften, welche hier die Menschheit beeinflussen, regieren auch dort die Seelen, und die Bösen sind auch dort böse. Auch dort tritt der Tod ein, und schließlich nimmt der Geist die Gestalt einer Raupe oder Made an. Einige Monate nach dem Tode eines Milanow ver sammeln sich seine Freunde zu einem großartigen Feste und Hahnenkampfe, welcher drei bis vier Tage dauert, und wo bei mitunter 300 bis 400 Hühne als Opfer zum Besten des Hingeschiedenen ihr Leben lassen müssen. Die Milanows verdanken die Besserung ihrer Lage der Sagopalme. Der Handel in Sago nimmt beständig zu und, da der Preis desselben in den letzten zehn Jahren um 50 Procent gestiegen ist, so werden jetzt die Malaien in den anderen Gebieten von Sarawak auf den Werth der Palme aufmerksam und legen große Pflanzungen an, welche in wenigen Jahren die Wichtigkeit dieses Exportartikels bedeu tend vergrößern werden. Aus allen Europa. — Bei K. I. Trübner in Straßburg erscheint im Mai dieses Jahres auf Grundlage von Schricker's wohl bekanntem Bogescnfiihrer: „Die Vogesen. Ein Handbuch für Touristen", neu bearbeitet von Curt Mündel, unter Mitwirkung von Prof. Euting und Dr. A. Schricker. Das Buch wird nicht weniger als 12 Karten und einen Plan enthalten, trotzdem aber nur 3 Mark kosten. Die Namen der Mitarbeiter bürgen dafür, daß der Reisende, welcher mit diesem Führer in der Tasche das schöne Gebirge durch zieht, sich zuverlässiger Leitung anvertraut. — Lorenz Diefenbach's „Völkerkunde Osteuro pas" ist durch Ausgabe des zweiten Halbbandes des zwei ten Bandes (Darmstadt, L. Brill, 1880) vollständig gewor den. Derselbe behandelt in der schon früher ls- „Globus" XXXVIII, 176) dargelegten Weise die finnische Familie, die Zigeuner, Armenier und Kaukasier; unseres Lobes bedarf er nicht. Sein Hauptzweck, wie ihn der Verfasser selbst Präcisirt, ist die Einführung der Leser in Völkergebiete, die in vielen, besonders sprachlichen Beziehungen erst in neuerer Zeit näher untersucht und bekannt geworden sind. Im Ein zelnen wie in umfassenderen Ergebnissen rechnete er dabei auf selbstdenkende und mitforschende Leser, die ein Endurtheil lieber auf eigene Kosten gewinnen, als es mit bequemer Passivität nachsprechen. Solchen aber, wir wiederholen es, wird das Buch reichen Gewinn bringen. — In französischer Ausgabe sind jetzt die reducirten Karten der durch den Berliner Kongreß festgesetzten neuen Grenzen auf der Balkanhalbinsel, deren eine der „Globus" bereits auf S. 103 des 38. Bandes veröffentlichte, l r d t h e i l e n. erschienen. (Berlin, D. Reimer. 4 Blätter in 1: 300000.) Prof. Heinrich Kiepert hat ihre Verkleinerung über wacht, die Bedeutung dieser Politisch so wichtigen Linien in einer eingehenden Besprechung dargelegt und das Material durch Anpassung des ringsum anstoßenden Gebietes allge meiner Benutzung zugänglich gemacht. — In Montenegro sind in den Jahren 1879 und 1880 durch russische Offiziere iu den neu erworbenen Ge bieten (Rayon der Herzegowina und um Antivari) 3420 Quadrat wer st ausgenommen worden im Maßstabe 1:21 000 (500 Sas. — 1 Zoll). Bon diesem Gebiete waren bis zum Jahre 1878 nur 270 Quadratwerst ausgenommen. Im Rückstand sind für 1881 noch 960 Quadratwerst im Kreise Kolaschin, 100 Quadratwerst im Kreise Dulcigno und etwa 350 Quadratwerst in den Kutsch i-Drekalo- witscht, wo die Grenze noch nicht fest bestimmt ist. — Eine Notiz der „Exploration" (Nro. 221) besagt, daß aus den kürzlich an Montenegro gefallenen Gebieten eine starke Auswanderung stattfindet, und zwar weil die montenegrinischen Gesetze zu rasch in Anwendung gekommen sind. Kriegsdienst und Schulpflicht vertreiben die Moham medaner. Podgoritza, welches unter türkischer Herrschaft 6000 Einwohner zählte, hat die Hälfte davon verloren; besonders ist die Kaufmannschaft verschwunden, seitdem sich dort keine ständige Garnison mehr befindet und die Alba nesen es vorziehen, den Bazar von Skutari zu besuchen. — Nach einer ungefähren Berechnung fallen nach der von den Botschaftern zu Konstantinopel vereinbarten neuen griechisch-türkischen Grenze, deren Verlauf einstweilen auf unseren Karten nur annähernd angegeben werden kann, an Griechenland rund 240 Quadratmeilen oder etwa