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304 Aus allen Erdtheilen. geführt wird Salz von Tandem, blaues Baumwollenzeug, Mehl, Zucker, Thee. Mit ihrem 9 km entfernten Hafen Kabra am Niger steht die Stadt durch kleine Seen und natürliche Kanäle wenigstens zur Regenzeit in Verbindung. Den Fluß bezeichnen die Einwohner als „Nil«; sie ver stehen darunter wohl mehr ein fließendes Gewässer über haupt, als daß sie damit auf einen Zusammenhang mit dem ägyptischen Strome hindeuten wollen, wie ihn die mittelalterliche arabische Kartographie annahm. Am 20. Juli trat Lenz, dem mehrere Tausend Ein wohner Timbuktus bei der Abreise das Geleit gaben, mit gemietheten Reitochsen den Marsch nach dem Senegal an, welcher anfangs genau westlich ging, während später der Reisende zu mehreren Ausbiegungen gegen Süden sich ge- nöthigt sah. Es ist ein ebenes, volkreiches, fruchtbares, mit Mimosen bestandenes Land, welches er nun durchzog, eine Hochebene von etwa 300 m Höhe, welche unter 15° nördl. Br. circa 200 m tief schroff zur Niederung des Senegal abstürzt. Zuerst sah man zahlreiche Herden unter der Obhut von Negern weiden. Araber werden von nun an seltener, finden sich aber bis nahe der Oceanküste der schwarzen Bevölkerung beigemischt. Bon ihnen kam auch die größte Gefahr, welche dem Reisenden drohte. Nachdem er die Landschaft Ras-el-ma („Haupt«, d. i. „Quelle des Wassers«, so genannt nach der Quelle eines kurzen Niger- zuflusscs; 240m hoch) durchzogen, näherte er sich Basi- kunnu (277m). Hier wurde die Karawane von einigen und dreißig Arabern des Stammes Alusch überfallen, gerade als zur Mittagszeit die Zelte aufgcschlagcu worden waren und die Reitochsen grasten. Letztere wurden zuerst weg- getrieben; dann stellten sich die Räuber, als wollten sie die Fremden über den Haufen schießen. An Widerstand war nicht zu denken, da das Zahlmverhältniß zu ungleich war. Endlich legte sich der Dolmetscher Sidi Hadsch Ali in seiner Eigenschaft als Scherif (Nachkomme des Propheten) ins Mittel, stellte den Wegelagerern ihre Gottlosigkeit vor, einen solchen anzugreifen, und brachte es schließlich dahin, daß diese sich damit begnügten, aus dem Gepäck der Kara wane nach Gutdünken sich „Geschenke« auszusuchen. Weiterhin durchzog Lenz die Negerländer Bachuniu und Kaarta, deren Bewohner um so niederträchtiger sich erwiesen, als sie erst unlängst zum Islam bekehrt waren. Unter den Städten, welche er hier berührte (Sokolo 320 m, Gumbu 310 m, Bachuinit 320 w, Nioro 300 m, Kunia- kari 100 m), waren manche, die es an Einwohnerzahl mit Timbuktu aufnehmcn oder dasselbe übertreffen. In Medina (80 m) erreichte er schließlich den äußersten französischen Posten und damit die Civilisation; am 24. Januar betrat er in Bordeaux europäischen Boden. Ueber das transsaharische Eisenbahnprojekt der Franzosen sprach sich Dr. Lenz zum Schluß entschieden ungünstig aus. Technisch sind allerdings keine weiteren Schwierigkeiten zu überwinden, als die beweglichen Sanddünen. Aber wie will man der unstät Herumschweifenden Tuareg Meister werden oder sie gar zu „Eisenbahnbeamten« heranbilden? Und wie soll sich eine Bahn von solcher Ausdehnung rentiren, wenn heutzutage tausend oder, hoch gerechnet, selbst einige tausend Kameele genügen, um den gesammtcn Handels verkehr zu bewältigen? Im Sudan freilich stehen die Dinge anders: voraussichtlich wird die projcktirte Senegal bahn längst befahren werden, wenn vom „Transsaharien« noch keine einzige Schiene gelegt ist. Atts allen Europa. — Nach einer am 8. April aus Berlin in Kassel ein getroffenen Nachricht ist im Ministerium das Projekt der Schiffbarmachung der untern Fulda von Münden bis Kassel und die Anlage eines Hafens in Kassel nach den Plänen des Baurathes Lange nunmehr endgiltig genehmigt worden. Die betreffenden Arbeiten sollen alsbald in einzel nen Loosen vergeben werden. — Die Umwandelung polnischer Ortsnamen der Provinz Posen in deutsche hat sich im Verlaufe der beiden letzten Jahre nur noch auf wenige Fälle beschränkt. Augenscheinlich haben die Schwierigkeiten, welche aus den zahlreichen Namensänderungen für die Verwaltung erwach sen sind, ihre Wirkung nicht verfehlt. -I- * — Das Bibliographische Institut in Leipzig giebt jetzt eine Auswahl der vorzüglichsten Bilder aus Brehm's x r d t h e i l e n. Thierleben, systematisch auf 58 Tafeln geordnet, heraus (5 Lieferungen ä 1 M.). Bilder zur Pflanzenkunde, Mine ralogie und Anthropologie sollen sich anschließen. Die an erkannte Vorzüglichkeit jener Abbildungen und die Wohlfeil heit machen dieselben zu einem vortrefflichen Unterrichtsmit tel, auf welches wir Interessenten aufmerksam zu machen nicht verfehlen wollen. — Der erste Band der deutschen Ausgabe von Major Serpa Pinto's Reise quer durch Südasrika (Leipzig, F. Hirt und Sohn), welche gleichzeitig in mehreren Sprachen erscheinen soll, ist zur Ausgabe fertig. Wir verweisen des halb aus den dieser Nummer beiliegenden Prospekt über das lange erwartete Bnch, welches sich namentlich durch eine reiche Fülle von Originalkarten und Abbildungen auszeichnct, und aus welches wir demnächst ausführlicher zurückzukommen denken. Die deutsche Ausgabe übertrifft übrigens in Aus stattung und Wohlseilheit die anderssprachigen ganz be deutend. Inhalt: Dr. Gustav Nachtigal's Reise nach Baghirmi 1872. VI. (Mit vier Abbildungen.) — E. Kramberger: Streifereien durch Slavonien. I. (Mit einer Abbildung.) — Sir Samuel W. Baker über die Insel Cypern. III. (Schluß.) — Carl Berghoff: Notizen über die nubischen Wüstenbewohner Ababdeh und Bischarib. II. (Schluß.) — Vorläufiges über Dr. Lenz' Reise durch die westliche Sahara. — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Vermischtes. — (Schluß der Redaction 17. April 1881.) Rcdactcur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraßc 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu zwei Beilagen: 1. Prospectus, betreffend: Serpa Pinto's Wanderung quer durch Afrika etc. Von Hugo von Wobeser. Verlag von Ferdinand Hirt und Sohn in Leipzig. — 2. Prospectus, betreffend: Mississippi-Fahrten, Reisebildcr von Ernst von Hesse-Wartegg. Verlag von Carl Reißner in Leipzig.