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Aus allen Erdtheilen. 288 Australien. — Die Aussagen des Mr. Skuthorpe (vergl. oben S. 208), er habe im fernen Westen der Kolonie Queensland das Tagebuch des Dr. Leichhardt, so wie andere jener ver schollenen Expedition angehörige Reliquien aufgefunden, haben sich als gemeiner Betrug erwiesen. Skuthorpe hat nichts gefunden und besitzt daher auch nichts, was er auf- zeigcn kann, geschweige denn einen SO Pfund schweren Sack mit Leichhardt-Reliquien. Skuthorpe verweilt noch immer in Blackall, in 24" 11' südl. Br. und 144" 50' östl. L. Gr., wo er als Aufschneider ersten Ranges allgemein bekannt ist. Auch seine früheren Aussagen, daß er am Mulligan-Flusse, unweit der südaustralischen Grenze, Kinder angetroffen habe, welche die Nachkommen von Classen, dem Schwager und Begleiter des Dr. Leichhardt, mit eingeborenen Weibern seien, ist gelogen. Die dortigen Eingeborenen wissen überhaupt nichts von den vielerlei Mittheilungen, welche sie an Skut horpe über die Leichhardt-Expedition gemacht haben sollen. Alles Humbug! ! — Im Januar 1881 wurde in Sydney eine Minister konferenz sämmtlichcr australischer Kolonien abgehalten. Auf derselben ward auch beschlossen, daß in Zukunft jedes in einen australischen Hafen einlaufende Schiff auf je hundert Tonnen seines Gehaltes nur einen Chinesen als Passa gier führen dürfe, bei Strafe von 10 Pf. St. pro Kopf darüber hinaus. Eben so soll jeder die Kolonien betretende Chinese eine Kopfsteuer von 10 Pf. St. erlegen, sofern er nicht nachweist, daß er englischer Unterthan ist. — Wir berichteten, daß Ende November vorigen Jah res von Melbourne aus der Dampfer Protos mit einem vollen Cargo gefrorenen Fleisches auf London abgegangen sei. Das Unternehmen glückte, nur wurde getadelt, daß das Fleisch eine große Trockenheit auf der langen Reise ange nommen habe. Man hofft, diesen Fehler dadurch vollstän dig zu beseitigen, daß in Zukunft die Thierkörper in den Fellen belassen werden. Versuche dieser Art im Kleinen haben nämlich ergeben, daß dem Fleische dann seine ganze Saftigkeit und Süße erhalten werden. Die Australian Frozen Mcat Company in Melbourne hat den Dampfer Protos für zwei weitere Fahrten engagirt. Südamerika. — Dr. Crevaux hat seine dritte südamcrikanische Reise bereits beendet (vergl. oben. S. 256). Wie er beahsichtigte, ist er auf Flößen den Guayabero, einen Zufluß des Ori noko, hinabgefahren und hat von demselben eine genaue Aufnahme veranstaltet, welche 1275 engl. Meilen umfaßt. 375 Meilen lang führt er durch eine vollständige Einöde. Indianer brachten ihn und seine Gefährten von der Ein mündung des Guayabero auf dem Orinoko nach Ciudad Bolivar, von wo er mit einem Dampfer Trinidad erreichte, nachdem er kurz vor Ende der Reise seinen Gefährten, den Matrosen Burban, durch den Stich eines Süßwasserrochen verloren hatte. Sein indianischer Diener Apatu wäre bei nahe einem Krokodil zum Opfer gefallen. Crevaux besuchte später Dörfer der Eingeborenen im Orinoko-Delta und hat dort interessante anthropologische Daten gesammelt. Polargebiete. — Das Navy Department der Vereinigten Staaten hat beschlossen, den Walfischfänger „Mary and Helen", Dampfer in San Francisco, zu kaufen und ihn auf die Suche nach demNordpolfahrer Jeannette auszusenden. Die Re gierung steuert 100 000 Dollars zu den Kosten der Unterneh mung bei. Vermischtes. — Von der vortrefflichen „Allgemeinen Erdkunde", von I. Hann, F. von Hochstetter und A. Pokorny ist jetzt die dritte neubearbeitete Auflage erschienen (Prag 1881, A. Tempsky). Reich vermehrt gegen früher, durchaus dem neuesten Standpunkte der einzelnen behandelten Disciplinen (Astronomische Geographie, Meteorologie, Oceanographie, Geologie, Biologie) entsprechend, mit 205 Holzstichen und 16 Karten, darunter einer geologischen Uebersichtskarte von Mitteleuropa, versehen, nimmt es unter den Lehrbüchern der Geographie einen ganz eigenartigen Rang ein. Was sonst von einem Autor kurz in den einleitenden Abschnitten be handelt wird, erörtern hier drei Fachmänner ersten Ranges in größerer Ausführlichkeit und mit der nur solchen eigenen Beherrschung des Stoffes. So entstand ein Handbuch, welches jedem Freunde und Jünger der Geographie sich unentbehr lich gemacht hat. Ganz neu hinzugekommen sind die Ab schnitte über Erdmagnetismus, Oceanographie, welche ja in den letzten Jahren so bedeutende Fortschritte aufzuweisen hat, und über die Wärmeverhältnisse der festen Erdrinde und das Erdinnere. Möge das Buch auch in seiner neuen Gestalt unserer Wissenschaft recht zahlreiche Freunde zuführen. — Einen ähnlichen Zweck wie die „Allgemeine Erd kunde" in gefälligerer Form verfolgt Prof. Ratz el's „Die Erde" (Stuttgart, I. Engelhorn 1881). Der Verfasser nennt sein aus 20 gemeinverständlichen Vorträgen umgear beitetes und erweitertes Werk ein „geographisches Lesebuch", „ein Buch zum lesenden Lernen für alle Freunde und Schüler der Erdkunde, die nicht selbst zu den Quellen hinabsteigen". Des Autors Name bürgt unseren Lesern dafür, daß sie wissenschaftlich Gediegenes in geistvoller, edler Form dar geboten erhalten. — Im Anschluß an Obiges möchten wir auf einige in gelungenem Farbendruck ausgeführte Tafeln zur mathe matischen Geographie aufmerksam machen, welche der stets rührige Nestor der österreichischen Geographen, Re gierungsrath Anton Steinhäuser, bei Artaria u. Co. in Wien herausgegeben hat. Die vier bisher vollendeten Blätter, deren Suite durch zwei noch in Arbeit befindliche vollständig wird, stellen dar: die Himmels-Planigloben; das Planetensystem unserer Sonne nach Littrow und Arago; Erde und Mond; Sonne und Mond. — Mr. Burchard, Münzdirektor der Vereinigten Staa ten, giebt folgende Zahlen über den Werth der Gold- und Silberproduktion der Erde in den Jahren 1877 bis 1879: Gold Silber 1879 ... 105 365 697 Doll. 81 037 220 Doll. 1878. . .119 031085 „ 87 351497 „ 1877 . . . 113 947173 „ 81040 665 „ 338 343 955 Doll. 249 429 382 Doll. Zusammen in drei Jahren für 587 773 337 Dollars! Der Hauptantheil davon entfällt auf die Vereinigten Staa ten, welche 1879 für 38899 858 Doll. Gold und für 40 812 132 Doll. Silber producirten. Dann folgt Australien mit 29018223 Doll, nur Gold und Rußland mit durch schnittlich jährlich 27 Mill. Doll. Gold und ein wenig Sil ber. Mexico liefert 27 Mill. Doll., aber fast nur Silber. Inhalt: Dr. Gustav Nachtigal's Reise nach Baghirmi 1872. V. (Mit sechs Abbildungen.) — Carl Lamp: Gegen sätze im spanischen Amerika. — Sir Samuel W. Baker über die Insel Cypern. III. — Carl Berghoff: Notizen über die nubischen Wüstenbewohner Ababdeh und Bischarib. 1. — Aus allen Erdtheilen: Asien. — Afrika. — Australien. — Süd amerika. — Polargebiete. — Vermischtes. — (Schluß der Redaction 10. April 1881.) Redacteur: Dr. N. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraßc 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu zwei Beilagen: 1. Prospectus, betreffend Herm. Wagner s illustrirte Deutsche Flora. Verlag von Julius Hoffmann (K. Thienemanns Verlag) in Stuttgart. — 2. Beilage von Wehling u. Co. tu Hamburg.