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Mit besonderer Berücksichtigung cler Antkrogologie unä GtKnologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. Braunschweig Jährlich 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. 1881. Reisen im nördlichen Pandsch ab. Nach dem Französischen des M. de Bürard. (Sämmtliche Abbildungen nach Zeichnungen de Bsrard's.) II. Am Morgen nach seiner Ankunft erkundigte sich der Reisende nach der Art und Weise, wie er seine Reise nach Kaschmir, dessen schneebedeckte Berge im Osten erglänzten, bald fortsetzen könnte, erfuhr aber zu seinem Schrecken, daß wenige Tage zuvor ein Verbot in den indischen Zeitungen erschienen sei, die Grenze von Kaschmir zu überschreiten, und zwar wegen der dort herrschenden Hungersnoth, welche das Land verheerte und die Straßen unsicher machte. Bs- rard schrieb also an die Behörden in Rawalpindi und bat um die Erlaubniß, seinen Weg fortsetzcn zu dürfen; die Zeit bis zum Eintreffen einer Antwort benutzte er, Mari ZU durchwandern. Mari ist eigentlich der Name eines großen, mit Wald bedeckten Berges, auf welchem die Engländer unlängst ein Sanitarium eingerichtet haben, wie sie deren schon mehrere im Himalaja besaßen, allen voran Simla, wohin der Vicc- könig alljährlich während der heißen Zeit seine Residenz verlegt. Zuerst geschah das im Jahre 1841, wurde seit 1867 Regel, und jetzt befinden sich regelmäßig von April bis Oktober die sämmtlichen höchsten Behörden daselbst, lieber die beiden Gipfel des Berges Mari zieht sich in der ungefähren Form einer 8 die Hauptstraße hin, an welcher die wichtigsten englischen Gebäude liegen, Telegraphenamt, Klub, Kirche, Gasthöfe und selbst ein photographisches Ate lier. Auf den Höhen und an den Abhängen, zwischen Gär ten und Fichtenwäldern sind zahllose Villen und Landhäuser Globus xxxix. Nr. 2. in englischem Gcschmacke mit Rasenbeeten, Wasserbecken u. s.w. zerstreut. Drinnen spielen Kinder Croquet, draußen tum meln sich die Kavalkaden: man könnte sich nach England versetzt glauben. Ostwärts führt der Weg in den Schatten riesiger Fich ten und anderer europäischer Bäume, wo tiefe Dämmerung herrscht. Zuweilen öffnet sich der Wald, und dann erblickt man hoch oben einen ganz von Schnee bedeckten Berggipfel; so nahe derselbe aber erscheint, so liegen doch noch tiefe Ab gründe vor ihm, so tief, daß man die unten rauschenden Gewässer nicht zu erblicken vermag. Rings um Mari er blickt das Auge mächtige Bodenerhebungen; nur nach dem Pandschab zu werden sie nach und nach niedriger, und ganz in der Ferne zeigen sich die geraden Linien der Ebene. Nach dorthin liegt auch ein Salzberg, wilden Aussehens und ohne menschliche Wohnungen, wie alle seines Gleichen. Durch Abgründe getrennt, erhebt sich gegen Nordwesten zu ein hoher Berg einige tausend Fuß über Mari; zwischen den Fichtenwäldern, die ihn bedecken, sieht man im Zickzack sich eine Straße hinwinden; sie führt nach Abbotabad, der letz ten englischen Stadt in dieser Richtung. Nach Norden aber ziehen sich, soweit das Auge reicht, Bergketten hin, eine hin ter der andern, schwarz an ihrem Fuße und die Gipfel in lichte Wolken gehüllt. Auf dem nach Süden gerichteten Abhange befindet sich der große indische Bazar, dessen Buden sich durch ihre flachen 3