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Ansicht des Redners ganz zufriedenstellende Resultate er warten. ——— Afrika. — Der französische Lieutenant de Castries veröffentlicht im „Bulletin" der Pariser Geographischen Gesellschaft (De- cember 1880) eine sehr detaillirte Karte des Uöd Draa im südlichenMarokko. Dabei macht er darauf aufmerksam, daß der Ausdruck „itla^u di" (sich begegnen mit), dessen sich die meisten Eingeborenen bei der Beschreibung eines Wasser laufes bedienen, zweideutig ist und ebenso oft bei der Namens änderung eines und desselben Flusses, wie bei dem Zusam menströmen des Haupt- mit einem Nebenflüsse angewendet wird. Wenn sie also z. B. den langen Lauf des Schelif beschreiben, dessen Quellfluß der Uöd Sebgag im Dschebel Amur bildet, so sagen sie: der Uöd Sebgag trifft zusammen mit dem Uöd el Batdha; der Uöd el Batdha trifft zusam men mit dem Usd Thuil, dieser mit dem Uöd Mechaula, dieser mit dem Uöd Taggin u. s. f. Den Grund solcher zahlreichen Benennungen, welche einen Forschungsreisenden zur Verzweiflung bringen können, sieht Jemand, der an stetig fließende Ströme gewöhnt ist, nicht ein; in Afrika da gegen, wo sich die mit Wasser bedeckten Stellen innerhalb des Hauptflußbettcs in langen Zwischenräumen folgen, be greift man ihn leicht. Eine weiter oben fließende Quelle erreicht oft mit Mühe die nächste weiter unterhalb. Die Eingeborenen, welche diesem Auftreten des Wassers in den fast stets ausgetrockneten Betten ihrer Flüsse folgen, zerlegen die letzteren in ebenso viele einzelne Wasserläufe, als sie be deutende Quellen in ihrem Bette aufzuweisen haben, und geben jedem dieser Theilstücke, welche sie für einen besondern Fluß ansehen, einen besondern Namen. Nun wird man die Anwendung des Ausdrucks UIsAn bi, um zu bezeichnen, daß die Gewässer solcher verschiedenen Quellen sich treffen, be greifen. Eine falsche Deutung dieses arabischen Verbums hat schon zahlreiche geographische Jrrthümer zur Folge ge habt. — Gerhard Rohlfs soll sich nach glücklicher Beendi gung seiner Mission am Hofe des Johannes von Abessinien bereits auf der Rückreise befinden, welche er nordwärts durch die nubische Wüste ausführt. — Die italienische Mission in Schoa scheint sich jetzt aufzulösen: Kapitän Martini hat bereits Aden er reicht, Bianchi, Cecchi und Antonelli haben Massaua passirt und nur der Marchese Antinori bleibt allein in Schoa zurück. — Matteucci's letzter Brief ist datirt „in Sicht von Abeschr, der Hauptstadt von Wadai, 25. Oktober 1880". Der italienische Reisende spricht mit Zuversicht von der Möglich keit, die Länder um den Tsad-See zu erforschen und über Tripoli oder Benghazi nach Europa zurückzukehren. (Die letzten Nachrichten von ihm s. S. 16 dieses Bandes.) — Mr. W. H. Ingram hat, nachdem er den von der Royal Geographical Society eingerichteten Kursus zur In struktion von Forschungsreisenden durchgemacht hat, eine Entdeckungsreise im Zambesi-Gebiete angetreten. — Im Juni gedenkt Dr. Holub nach der Kapkolonie abzurcisen und nach längerm Aufenthalte in den südafrikani schen Kolonien im Laufe des nächsten Jahres in das Innere Afrikas anfzubrechen. Seine Zwecke sind neben den wissen schaftlichen auch kommercieller Natur; er steht mit einer österreichisch-ungarischen Exportgesellschaft in Verbindung, welcher er die gesammelten Proben afrikanischer Produkte zusenden wird. Die zu jener Gesellschaft gehörenden Fir men geben ihm einen großen Vorrath von Waaren gratis mit, um dafür Produkte einzutauschen und zugleich die öster reichischen Fabrikate bekannt zu machen. Die eingelaufenen Waaren, wie Glasschmuck, Kleider, Wäsche, Drogen, Chemi kalien, Schuhe, Baumwollwaaren, Knöpfe, Papier, Wein, Hüte, Cravatten, Messer, Wiener Bier u. s. w. bilden schon eine kleine Ausstellung österreichischen Gewerbefleißes. Ein Vertreter der Gesellschaft soll nach Südafrika gehen, um zwischen ihr und Dr. Holub die Mittelsperson zu bilden. — Savorgnan de Brazza ist am 18. December vorigen Jahres von S. Marie de Gabon abgereist, um mit dem Wörmann'schcn Dampfer „Mpongwe" von Neuem den Ogowc hinauf zu gehen. Er führt einen kleinen, zerleg baren Dampfer mit sich, der für den Congo bestimmt ist. — Wir haben das Vergnügen gehabt, am 7. März den Dr. Oskar Lenz gesund und mit reicher Ausbeute aus der westlichen Sahara zurückgckehrt in Berlin begrüßen zu können. Eine an Detail reiche Routenkarte von Marokko über den Atlas und „Anti-Atlas" nach Tandem und Tim buktu und von da westwärts bis Medina am Niger ist das nächste handgreifliche Ergebniß der glücklichen Reise. Von hohem Interesse sind die zahlreichen Höhcnmessungcn aus dieser Route: von großen Differenzen ist keine Rede, ge schweige denn von einer Depression, wie behauptet wurde, als man die Möglichkeit der Unterwassersetznng der west lichen Sahara diskutirtc. Dieser vielbesprochene „Dschauf" oder „Leib der Wüste" hat sich als ein einfaches Wadi her ausgestellt. Nachdem Dr. Lenz hinter Iler (Jlegh) den Anti-Atlas in 1100 m Höhe überschritten, bewegte er sich, bis er in das Tiefland am Senegal Hinabstieg, in einer durchschnittlichen Höhe von 200 bis 400 m. Der tiefste Punkt erreichte immer noch 149 w. Tenduf liegt 395 in hoch, die Areg-Zone Jgidi 375, Tandem 223, Timbuktu 245 (die erste Messung dieses Ortes!). Hinter Nioro (300 in) stieg er steil in die Senegalniederung nach Kuniakari (100 in) hinab. Von großem Interesse erscheinen uns ferner die ethnographischen Aufschlüsse des Reisenden, namentlich über die weite Verbreitung der Araber im westlichen Sudan. Mit Spannung darf man seinen ausführlicheren Mittheilun- gen entgegensetzen. — Rastlos schreitet in der Jetztzeit die Erforschung Afrikas vorwärts und die Karte des schwarzen Erdtheils ist in fortwährender Umgestaltung begriffen, nicht überall zwar, doch an so vielen Stellen, namentlich am obern Nil, in Se- negambien, im Becken des Congo, im Seengebiete und im äußersten Südosten, daß es nicht zu verwundern ist, wenn sich die hauptsächliche Aufmerksamkeit der Kartographen auf Afrika richtet. Einen Gesammtüberblick des bisher Gelei steten hat der Herausgeber dieser Blätter in einer eben er schienenen sechsblätterigen Wandkarte (H. Kiepert's Physikal. Wandkarten, Nro.5, Afrika. Neubearbeitung von Richard Kiepert; Berlin, D. Reimer 1881) zu geben versucht, welche den Standpunkt unserer Kenntnisse zu Anfang dieses Jahres repräscntirt. Die neuesten Resultate, wie Rohlfs' Entdeckung von Kufra, die Auffindung der Nigerquellen, Flegel's Aufnahmen des Binuö, Mason-Bey's Karte von Dar-Fur, Denhardt's Aufnahme des Tana, Capello's und Ivens' Reise am Quango, Schütt's Aufnahmen im süd lichen Congo-Becken und andere mehr sind berücksichtigt, und auf Grund der in den letzten Jahren bedeutend vermehrten Messungen wurden die Höhenverhältnisse des Erdtheiles in großen Zügen durch zwei Höhenschichtcn (zu 300 und 1000 Meter) veranschaulicht, eure Darstellungsweise, welche sich für Wandkarten ganz besonders empfiehlt und die jetzt schon mit viel größerer Zuverlässigkeit angewcndct werden konnte, als bei der ersten Ausgabe der Karte vor acht Jahren. Frei lich liegen aus sehr ausgedehnten Gebieten noch gar keine oder nur sehr wenige und unzuverlässige Höhenmessungen vor, so daß derartige Versuche von Höhenschichten stets cmm Zrano salis zu verstehen und zu würdigen sind. Die in Rede stehende Karte ist auch ohne diese Höhenschichten nur mit braunem Terrain und mit politischem Kolorite er schienen.