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256 Aus allen Erdtheilen. eingesetzt, die sich zunächst mit der Katasterfrage beschäf tigen mußte; denn ohne Kataster kann es keine gerechte Grundsteuer geben, und diese Frage, an und für sich so ein fach, hat sich, wie alles in Aegypten, zu einer sehr schwieri gen komplicirt. Zuerst wurde nämlich der Chef des Gene ralstabs, der General Stone, zum Direktor des Kataster er nannt. Allein nachdem dieser die Arbeiten drei Vierteljahre lang geleitet hatte, merkte man, daß man so nicht weiter kommen konnte und ersetzte ihn deshalb am 7. April 1880 durch ein 6omits - virsotsur, das zunächst nichts weiter zu thun hatte, als die früheren Arbeiten zu veri- ficiren, die dann auch zum größten Theile als ungenügend befunden wurden. So hat man denn bis jetzt, obwohl man bereits gegen 300000 ägyptische Pfund (ä. 26 Franken) aus- gegeben, doch noch fast nichts erreicht, und es werden 15 Jahre vergehen, ehe ganz Aegypten ausgenommen sein wird, wenn man nicht — wozu jetzt Anstalten gemacht werden — durch Herbeiziehung zahlreicherer und tüchtigerer Kräfte die Arbeit beschleunigt. — Die unter englischen Auspicien in Angriff genom mene Straße von Dar es-Salaam an der Ostküste Afrikas nach dem Njassa-See ist jetzt aufgegeben worden und der damit beauftragte Mr. Beard all hat von dem Sultan von Zanzibar den Befehl erhalten, die Flüsse Rufidschi und Uranga zu untersuchen und festzustellen, wie weit letzterer schiffbar und zu einem Verkehrswege nach dem Njassa-See ge eignet ist. Wahrscheinlich geht des Sultans Hauptabsicht da hin, den Elfenbeintransport von der Seenregion nach Zan zibar zu erleichtern. — Kapitän Cambier, welcher die erste Station der Internationalen Afrikanischen Association in Karema am Tanganjika-See gründete, hat die Leitung dieses schlecht ge wählten Postens den Herren Ramacckers und Popelin über geben und hat die Rückreise nach Europa angetreten. Schade, daß man in den maßgebenden Kreisen die Kosten dieser häufigen Reisen nicht stärker berücksichtigt und lieber Leute aussendet, welche entschlossen sind, auf eine Reihe von Jahren Afrika zu ihrer Heimath zu machen! — Der mit der innerafrikanischen Mission be traute Erzbischof von Algier hat eine neue Missionar- Abtheilung ausgesendet, um zwischen der Küste und den Seen eine Station zu gründen und den Verkehr mit den bereits in Uganda und Urundi (Nordende des Tanganjika) bestehenden Posten zu erleichtern. Die an letzterm Punkte befindlichen Missionäre sollen über den See hinübergehen und sich dort niederlassen, so daß man Manjema-Land und den obern Kongo auf einem bequemem Wege zu erreichen vermag. — Von Dr. W. Junker sind in Kairo ausführliche Briefe aus dem Niamniam- und Monbuttu-Lande eingetroffen, deren letzter vom 1. September 1880 datirt und an der Grenze des Monbuttu-Stammes Mangballe, nur eine Tagereise nördlich vom Uölle-Flufse, geschrieben wurde. Der Reisende hatte Mitte Juni die Residenz des Niamniam- fürsten Ndoruma (s. „Globus" XXXVIII, S. 351) erreicht und sich dort mit seinen Leuten auf das Beste eingerichtet. Im August vertraute er diese Station sammt den Vorräthen der Obhut seines Begleiters Bohndorf an und unternahm eine Rekognoscirungsreise gegen Südosten, auf welcher er ohne weitere Hindernisse zu den Monbuttu gelangte. Schon auf der Reise vom Gazellenflusse durch Dar-Fertit zu Ndoruma hatte er wichtige Ergebnisse für die Geogra phie, namentlich in dem noch unerforschten Gebiete am obern Wau und an der Nilwasserscheide, zu verzeichnen; un gleich werthvoller noch werden diejenigen sein, welche seiner am Uölle, den er zu überschreiten gedenkt, harren, da alle unsere Kenntnisse dieser Länder nur auf Erkundigungen be ruhen. Nordamerika. — Die großen Soda-Seen bei Laramie City in Wyoming wurden kürzlich von Oberst Downy an die Union-Pacific-Eisenbahngesellschaft unter der Bedingung ver kauft, daß dieselbe die sofortige Berwerthung des unerschöpf lichen Materials in Angriff nimmt. Eine von Fachmännern angestellte Untersuchung hat ergeben, daß Soda aus dem Wasser dieser Seen mit dem geringen Kostenauswand von 19,65 Doll, per Tonne hergestellt werden kann, während das Produkt gegenwärtig 56,40 Doll, per Tonne bringt. Statistische Berichte geben den Werth der nach den Vereinigten Staaten eingeführten Soda auf sieben Millionen Dollars im Jahr an, und daraus ist ersichtlich, von wie großem Werth die Bearbeitung des Wassers der Laramie-Seen für das ganze Land sein wird. Südamerika. — Dr. Crevaux, welcher im vorigen Sommer seine dritte südamerikanische Reise antrat (s. „Globus" XXXVIII, S. 276) hat den Rio Magdalena von Honda bis Neiva ausgenommen, während sein Gefährte Lejanne thermome trische, hypsometrische und Breitenmessungen des Stromes angestellt hat. Crevaux beabsichtigt nun von Neiva ans die östliche Cordillere zu überschreiten und den großen Neben fluß des Orinoko, den selbst den Eingeborenen unbekannten Guayabero, kennen zu lernen. — Barrington Brown und William Lidstone, der erstere Geologe, der andere Ingenieur, welche in den Jahren 1873 bis 1875 den ganzen Amazonenstrom innerhalb Brasiliens und die meisten seiner größeren Nebenflüsse im Auftrage der Xmasou stoam XaviAatiou Oomxua)- befuh ren und die Reise in dem Buche „Xittssn Mrousuirä dlilss on tüs Xwarou unä its Mibrrtariss" beschrieben, fanden auf den das Thal des Amazonenstroms hier und da begrenzen den Hügeln, und zwar an dem Rande derselben, gewöhnlich einen schwarzen Erdboden, welcher weiter landeinwärts allmälig sich ändert und seine gewöhnliche Zusammen setzung annimmt. Schon daraus ergiebt sich, daß er auf künstlichem Wege entstanden ist. In diesem Boden fanden sie z. B. auf dem Parentins-Hügel (70 Miles oberhalb der Einmündung des Juruty) selbst noch in einer Tiefe von 18 Zoll Scherben irdener Kochtöpfe, zerbrochene Knochen verschiedener Thiere sowie einige Steinwaffen, welche deutlich zeigten, daß diese Erhebung, wie viele andere längs des Stromes, früher von Indianern bewohnt war. Ihre Waffen bestanden aus polirtem Grünstein, wel cher im Amazonas-Thale selten, aber in großer Menge wei ter im Norden vorkommt. Jahrhunderte hindurch müssen dort Dörfer gestanden haben, um eine so tiefe Kulturschicht erzeugt zu haben; vielleicht gehörten ihre ersten Erbauer Stämmen an, die gegenwärtig vollständig verschwunden sind. Heutigen Tages werden solche Stellen wegen ihrer Fruchtbarkeit sehr als Ackerland gesucht; man nennt sie „ter ra» xretas" (schwarze Erden). Sie kommen so häufig vor, daß die Reisenden sie nicht alle aufzählen konnten, und finden sich meist in erhöhten, beherrschenden Lagen. Inhalt: Dr. Gustav Nachtigal's Reise nach Baghirmi 1872. III. (Mit sieben Abbildungen.) — R. Andree: Neber den Ursprung der sog. hieroglyphischen Steinschriften. (Mit acht Abbildungen.) — Isabella L. Bird's Reise durch Japan. VII. (Schluß). — Die Wege aus dem russischen Turkestan nach Merw. I. — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Asien. — Afrika. — Nordamerika. — Südamerika. — (Schluß der Redaction 25. März 1881.1 Nedattcur: Dr. N. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraßc II, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn in Braunschweig. Hierzu eine Beilage, betreffend: Ankündigung von Ferdinand Hirt s Geographischen Bildertafeln.