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Asien. — Der Hamburger Rheder — berichten die Deutschen Geographischen Blätter IV, S. 84 —, welcher drei Sommer hindurch den „Neptun" nach dem Ob sandte, hat aus die Veranstaltung weiterer Handclssahrten nach Sibirien verzichtet; wie es scheint, ist der Hauptgrund dafür, daß nicht mit voller Sicherheit die Fahrbarkeit des Karischcn Meeres in jedem Sommer feststeht. In Kopenhagen dagegen hat sich neuerdings ls. oben S. 63) eine „Gesellschaft für den Handel mit West-Sibirien" gebildet nnd will demnächst durch den Lieutenant Hovgaard, Nordenskjöld's Begleiter bei der Vega- Expedition, ein Schiff nach dem Ob fuhren lassen. Derselbe soll im Ob-Busen einen guten Hafen aufsuchen und Beob achtungen über Tiefe, Eisbewegung u. s. w. im Karischen Meere anstellen, während gleichzeitig zwei Kaufleute aus dem Landwege nach dem Ob und Jenisci gehen sollen, um die Produktions- nnd Handelsverhältnisse kennen zu lernen. — Noch im Laufe des April begeben sich die Drr. Ar thur und Aurel Krause, Lehrer an der Louisenstädtischen Gewerbeschule in Berlin, mit einjährigem Urlaube über New Uork und San Francisco nach der Ostspitze von Asien, der Tschnktschen-Halbinscl, um dieselbe im Auftrage der Bremer Geographischen Gesellschaft zu erforschen. Der eine der Herren ist Botaniker, der andere Chemiker und Minera loge, und beide haben bereits eine wissenschaftliche Reise im nördlichen Norwegen ausgeführt. Von San Francisco aus werden sie eins der Fischer- oder Transportfahrzcuge benutzen, welche im Frühjahre nach der Plovcr-Bai oder nach Pctro- pawlowsk ans Kamtschatka gehen. — Dienstag den 15. März ist Licut. Conder in Be gleitung des Licut. Mantell, beide vom Jngenieurkorps, von England nach Beirut abgereist, um die Aufnahme des Ostjordanlaudes, für welche alle Vorbereitungen nun vollendet sind, zu beginnen. Ihm zur Seite stehen wieder dieselben Unteroffiziere, welche bereits an der Aufnahme des westlichen Palästina in den Jahren 1871 bis 1875 betheiligt waren, die inzwischen pcnsionirtcn Sergeanten Black und Armstrong. Lient. Conder wird nach einer kurzen vorberei tenden Arbeit in Galiläa die Ausnahme im Norden beginnen nnd denkt sie in fünf Jahren vollenden zu können. — Mr. Hormuzd Rassam, welcher im Auftrage des British Museum in Ninive und Babylon archäologische Nach- snchungen leitet, hat unweit Baghdad eine neue altbabylonische Stadt entdeckt, und zwar an dem berühmten Kanal Nahr Malka. Bereits ist eine werthvolle Sammlung von In schriften, sowohl in Keilschrift wie in hieratischen Charakteren, ausgcgrabcn worden. — Mr. Charles M. Doughty, der Arabienreiscnde ls. Nr. 1 und 2 dieses Bandes), schreibt uns aus Viareggio in Italien: „Da ich es für wichtig hielt, weitere Erkundigungen über den Ursprung des Wadi el Hump in Nedschcd und über die Harras oder vulkanischen Gebiete zwischen Mekka nnd Medina einzuziehen, so wendete ich mich an meinen Freund Dr. Gregory M. Wortabct, welcher den Posten eines officiellen Sanitätsinspcktors des Hadsch in Dschidda bekleidet. Derselbe hatte die Güte, verschiedene Leute aus jener Gegend auszufragen, und alles, was er von denselben erfahren konnte, hat ihn in der Ansicht bestärkt, daß das, was ich ihm mit- getheilt habe und was bereits im „Globus" veröffentlicht ist, auf Wahrheit beruht." lS- 30 dieses Bandes muß es wieder holt statt „Daud" S'aud heißen.) — Ueber die Frauen auf Cypern äußert sich Sir Samuel White Baker (Cypern im Jahre 1879, F. A. Brockhaus 1880) folgendermaßen: „Es war am 4. Februar und die Temperatur des Morgens und Abends zu kalt (6° C.), um zu bivuakircn. Trotz des kalten Windes umgab eine große Anzahl Weiber und Kinder unsere Wagen; sie fröhnten stundenlang ihrer Neugier und froren in ihren leichten, selbstgefertigten baumwollenen Kleidern. Die Kin der waren meist hübsch und viele der jüngeren Weiber von gutem Aussehen; es war aber im Allgemeinen eine voll ständige Vernachlässigung des Aeußern bemerkbar, welche in hervorragender Weise allen Frauen in Cypern eigen ist. In den meisten Ländern, in wilden wie in civilisirten, fol gen die Weiber einem natürlichen Zuge und schmücken ihre Personen in einem gewissen Grade, um sich anziehend zu machen; aber in Cypern fehlt die nöthigc Eitelkeit gänzlich, die man auf Reinlichkeit und Kleidung verwenden sollte. Der saloppe Anzug giebt ihren Gestalten ein unangenehmes Aeußeres, alle Mädchen und Frauen sehen aus, als ob sie bald Mutter werden würden. Ueber die groben, schlecht ge gerbten, ungewichsten hohen Stiefeln mit mächtigen Nägeln hängen große, sackähnliche Hosen. Ueber diese hängt lose eine beträchtliche Zahl leicht um die Taille gebundener Unter röcke, während die Brust nicht mit Hülfe von Schnürleibchen gehalten und gestützt wird. Eine Art kurzer Jacke von kei nem besonder» Schnitt, die den Vortheil hat, jeder Gestalt und jeder Größe zu Passen, vollendet den Anzug. Die Knöpfe, welche die Kleider vorn zusammenhalten sollten, fehlen in den meisten Fällen, und die Damen schämten sich nicht ihres Verlustes, sondern zeigten ihre Busen, ohne das Bewußtsein, daß es unpassend sei. Ihre Haartracht hatte nichts Besonderes an sich, aber um jeden Kopf war ein einst mals reines Tuch gebunden, das entweder weiß oder von irgend einer schreienden Farbe gewesen war, seine Farbe aber durch den Schmutz verloren hatte. Trotz des vernach lässigten Aeußern hatten die Frauen sehr gute Manieren; sie näherten sich selten meiner Frau, ohne ihr mit anmuths- voller Verbeugung einen Blumenstrauß oder einen Strauß duftiger Kräuter zu überreichen, welche sie für dieselbe be sonders gepflückt hatten, und wir hatten bald eine ganze Menge gefüllter Narcissen, Ringelblumen und Rosmarin. Wenn wir nach einer Stadt oder nach einem Dorfe kamen, rannten Knaben und Mädchen schnell nach ihren Gärten, um sich entweder eine einzelne Blume oder Rosmarin zu holen; sie erwarteten uns damit in der Straße und über reichten uns dieselben, wenn wir vorbeizogen. Durch ganz Cypern haben wir ähnliche, wohlgemeinte Aufmerksamkeiten erfahren, und die Einfachheit und das zarte Benehmen, mit welchem die Gabe überreicht wird, bildet einen seltsamen Gegensatz zu den schmutzigen Gewohnheiten und zu dem Aussehen der Leute. Bei genauer Besichtigung konnte man an den Hälsen und Brüsten aller Frauen und Mädchen deutlich die zahl losen Spuren alter und neuer Flohstichc bemerken. Ihre Wohnungen waren ganz besonders schmutzig und schwärmten von Ungeziefer, da die Hühner, Ziegen und selbst eine oder zwei Kühe gewöhnlich den Hausstand vermehren. Es ist allgemein bekannt, daß Paphos in Cypern der Geburtsort der Venus gewesen sein soll, und daß die Insel einst der Schönheit und der Lasterhaftigkeit ihrer Frauen wegen be rühmt war. Die Veränderung ist radikal gewesen, da ich nicht glaube, daß es irgendwo keuschere und zugleich weniger anziehende Frauen giebt, als die jetzigen Bewohnerinnen von Cypern es sind. Sie sind gewöhnlich klein und unter setzt; sie werden von den Männern schlecht behandelt und verrichten meist die harte Arbeit bei Urbarmachung des Bo dens u. s. w. Nach dem Aussehen ihrer Hände zu urthei- len, gehen sie selten müssig. Die Männer dagegen sehen meist gut aus und geben viel mehr auf ihr Aeußeres. Afrika. — Um die für Aegypten so schwierige und so wich tige Frage der Grundsteuer zu studircn und darnach Reform vorschlüge zu machen — so wird der „Allgemeinen Zeitung" aus Kairo, 5. März, geschrieben — ward eine Kommission