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208 Aus allen Erdtheilen. Pitt, von dessen Spitze ans man ei» herrliches Panorama vor sich hat. Das Innere der Insel liegt meist 90 bis 120 Meter über dem Meeresspiegel. Oonoü grass, Hundsgras, herrscht vor, aber auch fremde Grasarten sind mit Erfolg eingeführt worden und gewähren dem Vieh nährendes Futter. Das 8orud oder niedrige Gestrüpp wird durch die wilde Kartoffel und den wilden Tabak gebildet. Die Limone, die Guava, die Baumwollenstaude und eine große Menge semitropischer Bäume wachsen in Ueppigkeit, und die Thälcr sind voll der hübschesten Lilien. Die Fichte ist der größte Baum der Insel, und die Species ^ItriuKia sxoslsa. gewinnt einen Umfang von 35 Fuß. Eine mit die sem schönen Baume bestandene Allee in der Länge von 2^ Kilometer bietet einen herrlichen Anblick. Sehr verbreitet ist auch die weiße Eiche, welche ebenfalls zu einem be trächtlichen Umfange anwächst. Die Natur scheint überhaupt ihre besten Gaben an Norfolk verschwenderisch ausgetheilt zu haben. An vortrefflichem Wasser fehlt es nirgends. Schlangen und andere Reptilien sowie wilde Thiere, welche die Ruhe der Menschen stören und die Früchte ihrer Arbeit vernichten könnten, giebt es nicht. Die Regierung der Insel ist sehr einfach. Es wird von den Bewohnern alljährlich aus ihrer Mitte eine Magistrats person gewählt, deren Namen dem Gouverneur der Kolonie Neu-Süd-Wales zur Bestätigung angezeigt werden muß. Diese Person fungirt in Civil- und Criminal-Sachcn als Richter und kann eine Geldstrafe bis zur Höhe von 200 Mark auferlegen. Geht das Strafmaß darüber hinaus oder ist der Fall von besonderer Wichtigkeit, so kommt die An gelegenheit vor eine Jury. Der jetzige Magistrat ist Mr. Francis Nobbs, von welchem unser Gewährsmann be richtet, er sei ein „vsrx iutsUiAont aucl ouxsrior Asut- Isuiau". Da es keine Gasthäuser giebt und auch keine Po litik auf der Insel getrieben wird, so kommen sehr wenig Vergehen vor. In der Nähe von Norfolk liegen noch zwei kleine Inseln. Philipp Island ist eine Basaltsormation, die sich in einer Länge von 0,28 Kilometer über dem Meeresspiegel erhebt. Nepeon Island, kleiner als das vorige, besteht aus einem zerrissenen Korallengebilde, auf welchem zahllose Seevögel brüten, und steigt nur 18 Meter an. — Uebcr die Auffindung von Resten Leichhardt's ss. oben S. 192) verlautet ferner Folgendes: Die Regierung der Kolonie Queensland erhielt von Blackall aus, einem Städ- chen mit 600 Einwohnern am Barcoo Flusse in 24° 11' füdl. Br. und 144° 50' östl. L. Gr. und 625 Miles nordwest lich von Brisbane, eine telegraphische Depesche zugeschickt, welche, wenn wahr, endlich Licht über das Schicksal des ver schollenen Dr. Leichhardt und seiner Gefährten verbreiten würde. Das Telegramm besagt Folgendes. Mr. Skuthorpe, welcher für die Leichhardt-Expedition immer ein besonderes Interesse zeigte, ist in Blackall ein getroffen und giebt an, daß er das Tagebuch, den Kompaß und das Teleskop des Dr. Leichhardt sowie andere Sachen, welche der Expedition angehörten, aufgefunden habe. Der gejammte Fund soll fünfzig Pfund schwer sein. Darunter befinde sich auch das Tagebuch von Classen, dem Schwager und Begleiter des Dr. Leichhardt, zwar nicht unversehrt, aber doch vollständig. In demselben stehe geschrieben, daß er, Classen, seine Reisegefährten bei einem Salzwasser-Creek ver ließ, um sich nach frischem Wasser umzusehen, und daß er sie bei seiner Rückkehr todt vorfand, worauf er sich dann den Eingeborenen anschloß. Unter diesen soll er bis vor drei Jahren gelebt haben. Das Tagebuch berichtet ferner, daß ein gewisser Hume, früher Sträfling, welcher vor mehreren Jahren aus eigenem Antriebe ausging, um nach der ver loren gegangenen Expedition zu suchen, neun Monate bei Classen zubrachte. Mr. Skuthorpe will das Grab von Classen 150 Miles von der Stelle, wo er Leichhardt's Journal n. s. w. fand, und 1300 Miles westlich von Blackall in der Nähe (östlich) des Ueberlandtelegraphen aufgefunden haben. Diese Angabe ist auf alle Fälle unrichtig, denn der Ueberlandtelegraph liegt nur 800 Miles von Blackall entfernt. Eine andere Depesche besagt, daß der Fund am Herbert-Flusse in der Nähe der südaustralischen Grenze gemacht sei. Mr. Skuthorpe erwähnt noch, daß ihm die Eingeborenen in jeder Beziehung behülf- lich waren, und daß er das Gebiet von vier verschiedenen Stämmen zu passiren hatte. Mr. Skuthorpe verweilte Ende Januar noch in Blackall und weigert sich, auffälliger Weise, irgend etwas von dem, was er gefunden haben will, vorzuzeigen. Es soll dies erst bei seiner Ankunft in Brisbane geschehen, aber er macht keine Anstalt dahin abzureisen. Es wird daher von Man chen Zweifel in die ganze Angelegenheit gesetzt, die übrigens, wie sich denken läßt, in Australien sehr großes Aufsehen ge macht hat. Man wird dabei an den vorerwähnten Hume erinnert, welcher ebenfalls Papiere und Anderes der Leich- Hardt-Expedition wollte entdeckt haben, und als er in Syd ney eintraf, vorgab, sie seien ihm unterwegs gestohlen. Nordamerika. — Ueber den Verbrauch von Opium in Albany, der Hauptstadt des Staates New Aork, sind Seitens des „Albany Evening Journal" Erhebungen an gestellt worden, welche zu erstaunlichen Resultaten führten. Vor 25 Jahren wurden dort innerhalb eines Jahres 350 Pfund Opium und 375 Unzen Morphin verkauft; damals hatte Albany 57000 Einwohner, so daß etwa 43 Grain auf den Kopf kamen. Jetzt, mit 91000 Einwohnern, verbraucht Albany 3500 Pfund Opium und 5500 Unzen Morphin. Während die Bevölkerung nm 59 Procent zugenommen hat, stieg der Opinmverbranch um 900, der von Morphin um 1100 Procent, d. h. 206 Grain Opium und 24 Grain Mor phin Per Kopf, außerdem werden aber noch von 400 000 bis 500 000 Morphinpillen im Laufe eines Jahres verkauft. Das Opium wird zum größten Theil in dem ursprünglichen Zustande verkauft, was darauf hindcutet, daß es nicht als Medizin, sondern von Opiumessern verbraucht wird. Ueber vier Fünftel der Opiumesser sind Frauen. Wie frühere Mit- theilungen bewiesen, ist die Leidenschaft des Opiumessens in allen Theilen des Landes, namentlich in den Temperenzstaa- ten und unter den besseren Klassen, in erschreckender Zu nahme begriffen. Klima und Lebensweise scheinen ein un widerstehliches Bedürfniß nach Stimulantien zu schaffen, und die Zunahme des Opiumgenusses beweist, wie gefährlich es ist, durch Tcmperenzgesetze und sociale Vorurtheile den ge mäßigten Genuß leichter Anregungsmittel zu verdammen. Inhalt: Quer durch Sumatra. V. Wit fünf Abbildungen.) (Fortsetzung in einer spätern Nummer.) — F. Ratzel: Die chinesische Auswanderung seit 1875. IV. — Von Dr. M. Buchner's Expedition im Kongo-Gebiete. II. (Schluß.) — Isabella L. Bird's Reise durch Japan. IV. — Aus allen Erdtheilen: Europa. — Asien- — Afrika. — Australien. — Nordamerika. — (Schluß der Redaction 3. Mürz 1881.) Rcdacteur: Dr. R. Kiepert in Berlin, S. W. Lindenstraße 11, III Tr. Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sehn in Braunschweig.