Volltext Seite (XML)
Mit besonderer Berücksichtigung äer Anthropologie unü Ethnologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. ' Jährlich 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstalten ^881 <)NÜUrtl c^lVec^ zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. Quer durch S u m a t r a. Nach dem Französischen des Herrn D. D. Veth. (Sämmtliche Abbildungen nach zumeist von dem Reisenden aufgenommenen Photographien.) V. Während der 2^z Monate, welche die Expedition in Loeboe-Gedang zubrachtc, hatte sie, wenige Tage aus genommen, fast gar kein Helles Wetter. Den einen Tag war der Himmel mit Wolken bedeckt und cs regnete ein we nig bei angenehmer Temperatur; den nächsten erglänzte die Sonne und es war eine erstickende Hitze, in beiden Fällen aber hinderten die in der Luft fuspcndirten Wasserdämpfc den freien Ausbick auf die umgebenden Berge: Veth konnte den Pik von Korintji nicht im Ganzen zu sehen bekommen oder eine photographische Aufnahme von ihm machen. Trat jedoch auf Augenblicke günstiges Licht ein, um Personen zu photographircn, so gab cs gerade dann gewiß nichts zu thun, da die Häuptlinge nach Moeara-Laboe gegangen waren, um den Kontrolcur zu besuchen und ohne ihr Beispiel und ihre Unterstützung andere Einwohner nicht zum Sitzen zu bewe gen waren. So vertrieb sich denn Veth die Zeit damit, „äosrians" (Frucht von Vurio silmtbinns) essen zu lernen, deren unangenehmer Geruch — nach Jagor schmecken sie besser als der beste Crmne und riechen schlechter als Knob lauch — den meisten Europäern einen unüberwindlichen Abscheu einflößt, mit dem Affen seines Koches zu spielen und mit anderen ähnlichen interessanten Beschäftigungen. Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, daß der braune Asse oder Lampong (Inuus nsmostrinus) der sumatranischen Westküste zum Pflücken der Kokosnüsse abgerichtet wird. Es ist höchst unterhaltend, zuzusehen, wie diese Thiere, an einer langen Leine, mittels welcher sie gelenkt werden, Globus XXXIX. Nr. 13. befestigt, die gewünschte Frucht suchen und dann mit den Zähnen und Nägeln so lange arbeiten, bis sie herab fällt. In der Nähe der Kampongs giebt es rothe und graue oder javanische Affen in Menge, welche ihre Unver schämtheit so weit treiben, bei Hellem Tage Früchte aus den Gärten zu stehlen. Der Siamang (IHUolmtss szmäaot/- lus), ein großer schwarzer Affe mit langen Haaren, scheint hier weniger häufig zu sein oder macht sich wenigstens mit seinem Geheul nicht so bemerkbar. Kommt man in die Nähe solcher Thiere, so erheben sic sofort ein ohrenzcrreißen- dcs Gehcul; von den höchsten, schärfsten Tönen gehen sic plötzlich zu den allertiefstcn Uber; bald bellen sie wie Hunde oder schreien wie kleine Kinder, bald scheinen sie die Kunst eines Bauchredners zu treiben oder einen entfernten Freund hcrbeizurufen. Mitunter geht ihr Freudengeheul urplötzlich in trauriges Stöhnen über. Wenn man sie zum ersten Male hört, möchte man schwören, daß man au zwanzig Stück vor sich hat; sieht man aber näher zu, so bemerkt man, daß nicht mehr als ihrer drei oder vier im Stande sind, solchen abscheulichen Lärm zu verursachen. Wenn man die Einwohner der Provinz XII Kota's nur- ganz oberflächlich beobachtet, so scheinen sie von ihren Nach baren in dcn übrigcn Theilen des Padangcr Oberlandes nicht sehr abzumeichen. Ihre Sprache ist ganz dieselbe; nur schnarren sie mehr und verschlucken mehr Buchstaben und selbst Silben, so daß man sic schwerer versteht. Lasten tragen sie auf eine andere Weise, nämlich nicht auf dem 25