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170 Spiridion Gopvevie: Die Ehe in Oberalbanien. geschaltet, daß dieser Handel seit Jahren, soweit er über Kjachta geht, in Abnahme begriffen ist, und zwar größten- theils wegen der geringeren Mengen von Thee, die seit der Benutzung des Seeweges nach dieser Seite ausgeführt wer den. 1877 führte Rußland nach China über Kjachta für 4127 301 Rubel Waaren und Geld aus, während es auf demselben Wege ans China für 11 745 828 Rubel ein führte. Außerdem wurde noch ein Betrag von ungefähr 1^/z Mill. Rubel von Chinesen durch Transbaikalien nach Irkutsk und anderen Orten gebracht. Unter den russischen Ausfuhren sind Webwaaren am stärksten vertreten, da neben Pclzwerk, dann Saissi-Silber, Gold und russisches Papiergeld. Unter den Einfuhren ist der Thee mit nahezu 11 Mill. Rubel der einzige bedeutende Gegenstand, und zwar findet sich darunter für 4 Mill. Ziegelthee. Russisches Papiergeld, europäische Drilliche und chinesische Kleinwaareu machen den unbedeutenden Rest der Einfuhren aus. Kjachta selbst hat schon 1862 die Zollstätte verloren, welche ihm einst eine so große Bedeutung verlieh, während dagegen Maimatschin die seine behalten hat. Mit der Verlegung der Zollstättc nach Irkutsk hat sich dagegen die Zahl der Chinesen in Transbaikalien ungemein vermehrt. Nach Angaben sibirischer Zeitungen schrieb London and China Telegraph, Nr. 873, 1880: „Es giebt, wie es scheint, kein Dorf, keinen Weiler, welcher in seiner Bevölkerung nicht mindestens einige Chinesen zählt, und doch sind cs noch nicht 20 Jahre, daß dieselben zum ersten Male ins Land kamen. Dieselben können sich mit den Juden in der Kunst der Ausbeutung ihrer Nebenmenschen messen. Sie kaufen das Gold, welches die Arbeiter in den Bergwerken entwenden, und sind zu jedem unehrlichen Händel gebu bereit/' Weiter heißt es, daß sie in der Regel die vvrgeschriebenen Steuern nicht zahlen und daß unter ihnen als Kaufleute verkleidete Lamas seien, welche die Buräten dem Christenthum abwen dig zu machen streben. Die für diese Handelskolonien wichtige Verbindung zwischen der russischen Grenzstation nnd Kalgan beziehungs weise Peking ist bei dem Rückgänge des Handels keine sehr lebhafte. Von Posten unterhält die russische Regierung eine monatlich dreimalige Briefpost und eine monatlich einmalige Packetpost, während die chinesische Regierung eine eigene Postverbindung von Kalgan nach Urga unterhält. Von der Station Sairussn auf der Straße Kalgan-Urga zweigt eine Poststraße nach Uliassutai ab. Der Personenverkehr bedient sich auf diesen Straßen nicht der Kameele, sondern der chinesi schen zweirädrigen Karren, vor welche Kameele gespannt wer den. Stärker scheint der Verkehr auf der Straße Dolon-Noor- Kalgan zu sein, denn Dolon-Noor (Lama-Mjao bei den Chinesen) ist nicht bloß ein wichtiger Platz sür den chinesisch mongolischen Handel, welcher hauptsächlich Vieh, Wolle und Felle gegen Ziegelthee, Baumwollstoffe und Tabak umsetzt, son dern es giebt auch das Salz, welches in einem Steppensee nördlich von Dalai-Noor gewonnen wird, Anlaß zu regem Verkehr. Nach Prschewalski findet sich in Dolon-Noor eine Gießerei, wo Götzenbilder aus Eiseu und Erz für den mon golischen und tibetanischen Bedarf gegossen werden, und chinesische Dörfer und Gasthäuser finden sich genug auf dieser Strecke. Unter manchen minder wichtigen Gegen ständen der Ausfuhr aus der Mongolei nach China spielen auch junge Hirschgeweihe eine große Rolle. Sie kommen sowohl aus der nördlichen als der westlichen Mongolei, selbst aus Alaschan, wo der Fürst die Hirschjagd verboten hat, in Menge nach Kalgan. Als Prschewalski im Muni-Utta- Gebirge jagte, gelang cs ihm nicht, einen einzigen Hirsch zu erlegen, weil die Mongolen der Gegend die Hirschjagd wegen dieser jungen Geweihe ohne jede Schonung betreiben. Dieselben nehmen im Arzneischatz der Chinesen eine der ersten Stellen ein. Ihren medicinischen Aberglauben wissen übrigens die Chinesen zu eigenem Bortheil den Mongolen gehörig einzuimpfen, sie setzen hundert verschiedene Arznei mittel sür theures Geld an dieselben ab. Eine der größten Plagen der Reisenden in diesen Gegenden bezieht sich auf das beständige Verlangen der Mongolen nach Arzneien. Sowohl A. David als Prschewalski wurde durch dasselbe überall gequält, wo die chinesischen Trödler dieses Bedürf- niß in den Mongolen erweckt hatten. lieber die Zahl der chinesischen Ansiedler in der Nord west-Mongolei und die Fortschritte ihrer dortigen Koloni sationsarbeit sind wir sehr wenig unterrichtet. Seitdem Neh Elias 1873 (ckournal Roz-. EsoZrapll. Looiokz-1873, q>. 130) seine Beschreibung von Kobdo und Uliassutai ge geben hat, in welcher er jener 4000, dieser 6000 Einwoh ner zuweist (ein nicht großer Theil dieser Zahlen dürfte auf die chinesischen Soldaten und Kaufleute entfallen), ist zwar diese Gegend nicht selten besucht worden, aber die Lage der daselbst wohnenden oder wandernden Chinesen hat Nie mand zum Gegenstand eines eingehendem Berichtes gemacht. Noch weniger ahnen wir, wie groß die Zahl der dort an- gesiedclten Chinesen sei. Pewtsow reiste 1878 im letzten Theil seines Weges von Kobdo nach Kuku-khoto, welches die Chi nesen Kwei-hwa-tscheug nennen, durch ein von Chinesen dicht besetztes Gebiet. Doch lag diese Strecke größtentheils schon im Gebiet der „inneren Mongolen". Der Handel mit Sibirien über Kobdo und Uliassutai, wo russische Agenten stationirt sind und russische Kaufleute wohnen, soll sich in den letzten Jahren erheblich vergrößert haben; aber seit 1878 die Kuldschafragc schärfer hervortrat, legten die chi nesischen Behörden demselben Hindernisse in den Weg. Die Ehe in O b e r a l b a n i e n. Von Spiridion Gopüevio. III. Bei den katholischen Städtern. Früher waren bei den katholischen Städtern dieselben Gebräuche üblich wie bei den Makjsoren. Jetzt hat man schon einen großen Theil der lächerlichen und für die Braut peinlichen Komödien abgcschafft. Die Maljsorinnen gehen sämmtlich unvcrschlcicrt, daher ist dem Bräutigam die Möglichkeit geboten, seine Auserko rene wenigstens vorher schon zu sehen. Anders bei den Städtern. Hier zwingt die erbärmliche Eifersucht der