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Mit besonderer Beriiebsirbtigung kirr Antbropologie unä Ltbnologie. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. Braunschweig Jährlich 2 Bünde L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstallen 1881. zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. Panama und Darren. Nach dem Französischen des Schiffslicutenant A. Reclus. XI. Von der Stadt Chorrcra aus führte ein Fußweg in nördlicher Richtung durch die Savane nach dem Zusammen flüsse des Rio Congo und des Rio Calmito, der beiden Flüsse, die jetzt noch erforscht werden sollten. Die Savane mit ihrem verdorrten spärlichen Grase bot hier einen trau rigen Anblick, der durch die Staffage der hin und wieder weidenden mageren elenden Rinder kaum mehr erheitert wurde, als durch die häufig am Wege liegenden von den Geiern rein abgenagten Skelete so mancher ihrer Vorgän ger. Wenn die Geier in den Wäldern des Isthmus nur äußerst selten einmal sich zeigen, so sind sie in der Savane desto häufiger; zu Tausenden sieht man sie Nachmittags hier in der Luft kreisen und nach Beute ausschaucn oder schwerfälligen Fluges nach Panama ziehen, dessen Vorstädte und nächste Umgebung ein fruchtbares Feld für sie sind. Von einem in der Savane gefallenen Stück Vieh sollen ge wöhnlich schon nach einer Stunde nur noch die Knochen übrig sein; und kommt cs auch gelegentlich einmal vor, daß die „Galinazos" einem unachtsamen Hazieudero ein Kalb rauben, so ist doch ihre Nützlichkeit eine so allgemein an erkannte Thatsache, daß sie nicht nur geduldet werden, son dern daß es sogar bei Strafe von einem Piaster verboten ist, einen Geier zu schießen. Der mittlere Lauf des Calmito ist von steilen, 4 bis 5 m hohen Ufern eingefaßt, die, häufig zurücktretcnd, eine ganze Reihe von tiefen Wasserbecken (porms) entstehen lassen. In eines dieser Becken ergießt sich der von Norden kommende Rio Congo, der, bedeutend schmaler als der Calmito, in zahl- Globu« XXXIX. Nr. 7. reichen Windungen zwischen steilen Rändern daherflicßt. Sein Wasser ist schwarz und trübe, seine Ufer nicht weniger von Bäu men, Gesträuch und Lianen überwuchert, als die des Calmito. Oft verschlingen sich die Zweige über dem Wasserspiegel der maßen, daß die mühsam auf der steilen Böschung Vorwärts schreitenden durch das dichte Geflecht auch keinen Schimmer desselben wahrzunehmen vermögen. Ziemlich dicht unter halb der Einmündung des Rio Congo geht an einer be sonders hohen Uferstelle eine Brücke über den Calmito, ein leichtes hängendes Bauwerk, das nur aus drei mit Lianen zusammengebuudenen laugen schwankenden Palmenstämmen besteht, aber über dem hier brausenden Flusse und gegen den Hellen Himmel sich abzeichnend ein anmuthiges Bild abgiebt. Noch einige 1OO m weiter abwärts folgt dann der Wasserfall des Calmito, wo der Fluß, der nach einer Strecke schnellen, reißenden Laufes sich in tausend kleinen Wirbeln und Wellen über ein breites, von hochragenden Basalten zerrissenes Bett zertheilt hat, plötzlich sein Wasser zu einer mächtigen Masse vereint und aus einer Höhe von 15 m in ein von schwarzen Wänden cingeschlossenes großes Becken hinabstürzt. Die Arbeiten auf diesem ungünstigen Terrain gingen nur langsam von statten: war es doch schon viel, wenn man sich in vier Stunden einen Weg von etwa 500 m am Flußufer entlang bahnte. Endlich konnte man aber die Vermessungen für vorläufig abgeschlossen erklären und den Rückweg nach Panama antrcteu. Die große Savancnebcne zur Rechten lassend, erreichte man nach einem Marsche über 13