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wurden an diesen anthropologische Messungen vorgenommen. Die Herren des Ortes, die Schamba-Muadhi, waren abwe send, da sie während des Winters mit ihren Herden die Weiden aufsuchen. Wargla ist gleich El Goleah von zahlreichen Ruinen orten umgeben; die Bevölkerung ist auch dieselbe und spricht gleichfalls Berberisch, doch ist bei ihr der Negertypus wo möglich noch stärker entwickelt und fortwährend dringen neue schwarze Elemente aus dem Sudan ein. Auch die Araber nehmen sich Frauen aus diesem Stamme. Dasselbe ist im Ued Rir der Fall, wo die Araberbevölkerung nur dünn und die Negerphysiognomien vorherrschen. „Ich glaube, daß diese ganze Zenata- und Rurara-Bevölkerung den Negern sehr nahe verwandt ist, wiewohl mit Berbernblut gemischt. Die Araber haben wegen des ungesunden Klimas niemals in diesen Landschaften eine Rolle gespielt." — Die französische Abgeordnetenkammer hat kurz vor Schluß des Jahres 1880 dem Ministerium der Marine und dem der Telegraphen und Posten zwei Kredite bewilligt, welche dazu dienen sollen, Algerien in Verbindung mit den Gebieten des Niger und Senegal zu setzen. 1700 OM Francs wurden für die Legung eines Telegraphen zwischen Dakar und St. Vincent und 8 553 000 Francs für die Eisenbahnarbeiten am Senegal (zwischen Medina und Bafulabe) bewilligt. Ferner soll eine vom Marineminister mit der anonymen Baugesellschaft von Batignolles abge schlossene Konvention die Herstellung einer Eisenbahn zwi schen Dakar und Saint-Louis ermöglichen. (Hierbei sei be merkt, daß die für Erhaltung der megalithischen Denkmale Frankreichs geforderten 30000 Francs (s. oben S. 15) von der Kammer schließlich doch abgelehnt wurden, jedoch nicht aus principiellen, sondern mehr formalen Gründen.) — Von Gerhard Rohlfs sind vom 22. November und 12. December vorigen Jahres einige kurze Briefe aus Massawa und der Umgegend dieses Hafenplatzes in Berlin eingetroffen. Der Reisende stand im Begriff, mit seinem Be gleiter Dr. Stecker nach Ailet aufzubrechen, wo er vom Ras Alula, einem abessinischen General, in Empfang genommen werden sollte, um von diesem durch die Grenzlande geleitet zu werden, die theils durch Räuberbanden, iheils in Folge des thatsächlich wieder ansgebrochenen Krieges zwischen Abessinien und Aegypten sehr unsicher sind. — Die ostafrikanische Expedition unter der Lei tung des Hauptmanns a. D. von Schöler ist gleichzeitig mit der vom Kapitän Ramaeckers geleiteten belgischen am 17. Oktober 1880 in Tabora eingetroffen. Die Reise war nicht ohne Schwierigkeiten, indem die Reisenden wegen eines Krieges zwischen denHäuptlingen MuinMtuanaund Mdaburu lange in Kouko aufgehalten und sogar gezwungen wurden, Partei gegen den letzter» zu ergreisen, der übrigens von je her den fremden Karawanen den Weg verlegte und sie brand schatzte. In Tabora ging man an eine Berathung über den Ort der definitiven Niederlassung. Der von der Association Internationale Africaine vorgeschlagene Stationsort Man- yara erweist sich als durchaus ungeeignet, da er jetzt das Hauptquartier des berüchtigten Bandenchefs Nyungo ist, des gewaltthätigen Verbündeten Mirambo's. Nach eingehender Ueberlegung mit dem belgischen Expeditionschef wird die Wahl wahrscheinlich auf Kisinda unweit des Gombe flusses, nördlicher als Manyara gelegen, fallen. — Die bereits auf S. 79 dieses Bandes erwähnten Briefe von Dr. Max Buchner datiren vom Februar, 20. Mai und 1. Juli 1880 (andere vom Januar und April sind verloren gegangen) und geben über seine Gesundheit und wissenschaftliche Thätigkeit sehr erfreuliche Nachricht. Der Reisende hat etwa sechs Monate in der Musumha (Residenz) des Muata Jamvo verweilt, doch nicht etwa weil dieser Gewalthaber ihn so lange zurückgehalten hatte, sondern um topographische, naturwissenschaftliche und photo graphische Arbeiten auszuführen, denen er, nach den über schickten Notizen zu urtheilcn, mit großem Erfolge obgelegen hat. Gleichwohl gewann er die Ueberzeugung, daß der Muata Jamvo ihn nicht nach Norden oder Nordosten'wei ter reisen lassen werde, und beschloß, sobald die günstige Jahreszeit eingetreten sein würde, sein Standquartier zu verlassen, wie wenn er nach Angola zurückreisen wolle, um dann, sobald er den Lulua überschritten haben werde, sich nach Norden zu wenden. Diesen Plan hat er auch aus geführt. Er schreibt unter dem 1. Juli von Musne Tschi- kambo, daß er, nachdem er den größern Theil seiner Leute mit seinen Sammlungen nach Angola expedirt habe, im Be griff stehe, noch Norden zu gehen. Etwa 50 Leute haben sich entschlossen, ihn zu begleiten. Unter den zahlreichen Höhenmessungen, den genauen Angaben über die überschrit tenen Flüsse, und den in großer Zahl und mit Sorgfalt an denselben Orten gemachten astronomischen Bestimmungen sind besonders die letzteren werthvöll, da sie Aufklärung über die bedeutende Verschiebung, welche aus den Aufnahmen von Schütt für die verschiedenen Oertlichkeiten resultirte, zn bringen versprechen. — Der Botaniker I. M. Hildebrandt, welcher mit Unterstützung der Preußischen Akademie der Wissenschaften Madagaskar erforscht, hat zuletzt eine ergebnißreiche Reise von der Westküste der Insel nach dem Central-Pla teau ausgeführt, wurde aber dicht vor der Hauptstadt des Hova-Reiches, Antananarivo, von einem heftigen Blutsturze befallen. Bei dem Chef der norwegischen Mission in der Hauptstadt, dem Dr. Borchgrevinck, fand er liebevolle Auf nahme und Pflege, brauchte dann eine Badekur in den 39" (C.) heißen Quellen von Sirabs, erkrankte nochmals an Dysenterie und war erst gegen Mitte Oktober ziemlich wie der hergestellt. In Sirabs fand er Gelegenheit, das Skelet einer ausgestörbenen Hippopotamusart aus einem Moore auszugraben, sowie manche Pflanzen zu sammeln. „Es sind — schreibt er — meist hübsch blühende Gebirgstypen, sowie Moose und Flechten. Da aher die trockene kalte Zeit herrschte, so war nicht allzuviel in Blüthe. Jetzt folgt die trockene heiße Zeit, wo alles vollends verdorrt. Im November aber beginnen die Regen und dann tritt die Natur in Flor. Ich finde übrigens, daß für den Sammler in West- und Central-Madagaskar fast weniger zu holen ist als in irgend einer Wüste, die ich durchzogen. Insekten sind nicht! Vögel im Innern sind nicht! Quadrupeden sind nicht! Pflanzen giebt es nur wenig. Die Wälder hat man niedergebrannt; feuchte Stellen sind in Kultur, trockene kaum begrast und abgeweidet. Nur die unter dem Einflüsse des wassergetränk ten Südost-Monsun entstandenen und bestehenden Urwälder der Osthälfte haben Madagaskar den Ruf überschwenglicher Fruchtbarkeit verschafft. Die Vorläufer dieses Waldgürtels beginnen nicht weit von hier und habe ich bereits einige meiner Diener dorthin gesandt, um während meiner Recon- valesceuz dort Pflanzen zu suchen, wozu ich sie angelernt habe." Nach den letzten Briefen befindet sich Hildebrandt jetzt in den Bergen östlich der Hauptstadt, vollständig her gestellt und eifrig mit Sammeln beschäftigt. — Schon im XXXVII. Bande dieser Zeitschrift (S. 64) berichteten wir kurz über die Erforschung der Niger- quellen, welche in erster Reihe der hochherzigen Initiative des Marseiller Rheders C. A. Verminck zu verdanken ist; war er es doch, der, auf seine mächtigen Verbindungen mit dem Westen Afrikas gestützt, die Expedition auf eigene Kosten ausrüstete und an ihre Spitze zwei Führer stellte, wie sie besser kaum zu wählen waren: seit sechs Jahren hatte Josua Zweifel die Faktorei von Rotombo für ihn geleitet, und seit acht Jahren war Marius Moustier in Boke amRio- Nunez thätig gewesen, und durch Karawanen aus dem Innern und eigene Reisen waren beide der Sprachen der Einge borenen — des Tinne, des Susu und des Fulah — vollkommen Mächtig. Jetzt liegt im „Lullottn äs la Looists äs OsvArapNis äs Narssllls" ein ausführlicher Bericht der ersteren vor, den