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Uit besonderer Herueksichügung der Anthropologie und Ethnologe. Begründet von Karl Andree. In Verbindung mit Fachmännern herausgegcben von Braunschweig vr. Richard Kiepert. Jährlich 2 Bände L 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstaltcn 1881 zum Preise von 12 Mark pro Band zu beziehen. Von Cayenne nach den Anden. (Jules Crevaux' zweite Reise im nördlichen Südamerika 1878 bis 1879.) V. Gegen Mittag des 2. Oktober wurde der Fluß bei einer kleinen, von Granitfelsen gebildeten Schnelle breiter, und auf diese kleine Lichtung schien die scheitclrecht stehende Sonne mit voller Kraft herunter. Es war das erste Mal, seit Crcvaux Guayana wieder betreten hatte, daß der Himmel von Wolken ganz frei war; die gute Jahres zeit war wieder cingetreten, und drei bis vier Monate lang war kein Regen mehr zu erwarten. Um 2 Uhr war eine kleine 40 om hohe Stromschnelle zu passiven, und eine Stunde später liefen die beiden Boote in den Kou, den der Indianer Couassi Ko-u aussprach, ein; derselbe ist hier breiter, als bei seiner Mündung in den N»ri, wo ihn Cre- vaux bei seiner ersten Reise bereits kennen gelernt hatte. Hier besaß er freilich auch nur eine Tiefe von i Vs m und eine schwache Strömung, da er noch nicht weit von seiner Quelle entfernt war. Als sie um eine Ecke bogen, erblickten sie rothbemalte Indianer heranrudern, welche ihnen schon von weitem zuriefen: „Major! Apatu!" Crcvaux erkannte den Tamnschi Jelcmeu, welchen er aus seiner frühern Reise am Bache Courouapi besticht, und dem er die Pi- roge zu danken gehabt hatte, welche sämmtliche Wasserfälle des Yary ohne den geringsten Unfall passirt hatte. Auf die Frage, wohin er ginge, antwortete er „Oyapoko" und wies ein Papier vor. Schon glaubte Crcvaux, ein ande rer Reisender sei ihm zuvorgekommen, als er seinen eige nen Brief erkannte, den er im Jahre vorher bei Antritt seiner Reise auf dem Yary an den französischen Unter richtsminister geschrieben hatte. „Laß Deine Kinder den Globus Xv. Nr. 5. Brief besorgen," schlug Crcvaux vor, „und bleibe nnt eini gen psttos (Soldaten) bei uns. Ich habe Dir eine F l» c aus dem Lande der Parachichi (d. i. Franzosen) mitge bracht." Als der Häuptling einwilligte, schrieb Crcvaux an den Kommissar des Oyapok und bat, dem Sohne Nelemeu's so und so viel Messer, Säbel und Beile zu geben und ihn gut zu behandeln, da es das erste Mal sei, daß ein Roucouyenne das Land der Weißen betrete. Am Nachmittage trennte man sich: zwölf Roucouyenncs und der brave Couassi gingen nordwärts zum Oyapok, wäh rend Crcvaux mit Jelcmeu und dreien seiner Söhne auf dem Kou abwärts fuhr. Jene nahmen eine große Menge Bogen, Pfeile, Pagaras (Körbe), Hängematten, Töpfe, Fedcrzierrathen u. s. w. mit, welche sür die Sammlungen des Pariser ethnographischen Museums bestimmt waren. Zu gleich benutzte der Reisende die Gelegenheit, um Nachricht von sich seinen französischen Freunden zukommen zu lassen. Am 5. Oktober langte man bei den Calayouas an. Crcvaux hatte gedacht, in ihnen einen neuen Jndianerstamm kennen zu lernen; aber es waren nur Oyampys, welche einigen Verkehr mit Brasilianern, welche bei den Einge borenen Guayanas „Calayouas" heißen, gehabt hatten. Es ist dasselbe, wie ans dem Laude in Frankreich, wo der, welcher in Paris gewesen ist, ein Pariser heißt. Anderthalb Tage gönnte Crcvaux hier sich und den Lcnten Ruhe, ließ sein Gepäck trocknen, setzte am 7. Okto ber seine Fahrt sort und lief am 10. in den Uary ein den er bereits von der Quelle bis zur Mündung befahren v