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Begründet von Karl Andree. ^orbindung mit Fachmännern herausgegeben von vr. Richard Kiepert. Brauns ch weig 2 Bände ä 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Postanstaltcn 1881. - zum Preise von 12 Mark xro Band zu beziehen. Von Cayenne nach den Anden. (Fnlev Crevaux' zweite Reise im nördlichen Südamerika 1878 bis 1879.) VII. 27. Oktober. Als Crevaux sich nm 6^/z Uhr erhob, fand er seine Indianer um ein großes Feuer hocken, dem sie bald die Brust, bald eine der Seiten, aber niemals den Rücken zukehrten. Auf Befragen gaben sic als Grund dieses sonderbaren Verfahrens an, daß sie sich auf solche Weise nie von einem Feinde überraschen ließen. Um 7^ Uhr brachen sie auf und erreichten eine Stunde später den Bach Coucitenns, den sie bis zum Parou hätten abwärts fahren können, wenn sie im Besitze eines Bootes gewesen wären. Um II Uhr wurde ein kurzer Halt gemacht, um ein Micols (Ai) zu erbeuten. Ouanica, welcher von den Exkrementen des Thieres besudelt zu werden fürchtete, bestieg, mit einer Stange bewaffnet, an deren Ende eine Schleife angebracht war, einen benachbarten Baum, zog die Schleife dem Faulthiere über den Hals und drehte sie einige Male herum, um ihm die Kehle zuzuschnüren. Als das Thier halb erstickt war, genügte eine geringe Anstren gung, um es herunterzuziehen. Durch den Fall schwer be täubt, wurde es schließlich mit Stöcken erschlagen. Um ^I Uhr erreichte man ein Dörfchen mit 15 Ein wohnern, dessen Tamuschi, Poumari mit Namen, wie ge wöhnlich, zwei Frauen hatte, eine alte und eine junge. Apatu gab dem Reisenden den Rath, sich stets nur an die alte zu wenden; nur von ihr könne er Cassave und Cachiri erhalten, da sie bei ihrem Manne den größern Einfluß habe. Der alte Häuptling aber betrachtete mit unruhigen und nicht sehr wohlwollenden Blicken den Fremden, als der selbe der jüngcrn Frau Nadeln und Perlenschnürc schenkte. Globus xv. Nr. 7. Seitdem Crevaux hier Gelegenheit fand, seine ärztliche Kunst bei einem kranken Mädchen auszuüben, nannten ihn seine Begleiter, die seinen Stand bisher nicht gekannt hat ten, nicht mehr „Major", sondern „Piay". Das wurde aber für ihn zur Quelle von Ungelegenheiten; Poumari z. B. erklärte, er bedürfe Piay (d. h. Medicin), um einen andern Indianer zu tödten. Hacouman andererseits ver langte von Crevaux, daß er ihm behufs Erlangung grö ßern Einflusses unter den Ouayanas am obern Hary Salzwasser auf den Kopf gieße; denn alsdann würde er, anstatt einfacher Tamuschi eines Dorfes, Hapotari, d. i. Herrscher des ganzen Gebietes, sein. Apatu erklärte das aber für unmöglich, da sie kein Salz mehr hätten, und vertröstete ihn auf spätere Zeiten; bei seiner Rückkehr aus Frankreich würde er ihm kleine Flaschen voll Salzwasser mitbringen und ihn nebst allen seinen Stammesgenossen taufen. Hacouman aber bat nur um zwei Flaschen, die eine für sich, die andere für seine Erben; sein Einfluß würde schwinden, wenn alle seine Krieger seine Brüder in Christo wären. Der nächste Tag (28. Oktober) führte den Reisenden endlich an die Ufer des Parou; mit Flintenschüssen konnte er um IO Uhr Morgens das freudige Ereigniß begrüßen und gleich darauf stürzte er sich in das klare Wasser des jungfräulichen Stromes. Selbst ein leichter Fieberanfall vermochte seine Freude über die Erreichung des Zieles nicht zu trüben. In I4i/g Stunden hatte er die circa 43 km be tragende Entfernung zwischen Hary und Parou zurückgelegt; 13