Enthält zahlreiche Anstreichungen Karl Mays, Anmerkungen Karl Mays auf dem Nachsatz, sowie eine Anmerkung von unbekannter Hand im Text (Seite 114) ; der Plan von Constantinopel fehlt
Strukturtyp
Monographie
Parlamentsperiode
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Wahlperiode
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Titel
Siebentes Kapitel. Wanderungen durch Constantinopel
85 Dem Haupietngange zur Suletmania gegenüber steht eine Reihe hölzerner Buden, die, so unschön sie auch sein mögen, doch ein LtebltngSaufenthalt für viele Rechtgläubige sind, denn in ihnen versammeln sich die Tertaki oder Opium-Liebhaber, und werden die Buden deshalb Teriakhane genannt. Mit Sonnenuntergang schwanken diese Leute von allen Seiten herbei, dürr und abgezehrt, mit gläsernen Augen, wandelnden Leichnamen ähnlich. Auf einer hölzernen Gallerte, vor den Buden zusammengekauert, verschlingen diese lebenvcn Skelette ihre Dosis Pillen, von der Größe der Haselnüsse, und trinken dazu klares Wasser. In kurzer Zeit ersaßt sie eine Art Delirium, in welchem sie alle Freuden des Paradieses zu kosten glauben. Die vom Opium be rauschten Türken sind aber wett weniger widerlich, als unsere Betrunkenen, die sich nach dem Genüsse deö Brand- wetneS im Rinnsteine Herumsielen. Der Türke bewahrt wenigstens den Schein des Anstandes und belästigt in seinem Rausche Niemanden. Er erschlafft und trägt dann die Spuren des genossenen OptumS auf seinem Körper, denn die meisten bekommen HautauSschläge und Geschwüre. Einer meiner Bekannten in Konstantinopel wollte die Wirkung deS OptumS an sich erproben. Um sich auf einem Balle recht vergnügt zu stimmen, ver schluckte er eine Opiumptlle, sank aber sogleich bewußtlos zusammen und mußte nach Hause gebracht werden, wo er wochenlang das Bett hütete. Die Dosis mochte sür ihn zu stark gewesen sein, und hat mir dieser Vorfall die Lust zu einem ähnlichen Bersuche benommen.