Enthält zahlreiche Anstreichungen Karl Mays, Anmerkungen Karl Mays auf dem Nachsatz, sowie eine Anmerkung von unbekannter Hand im Text (Seite 114) ; der Plan von Constantinopel fehlt
len herrscht die ausgedehnteste Freiheit. Man tanzt da bei mit dem Hute auf dem Kopfe und in Hemdärmeln, ohne dadurch ein Aergcrniß zu geben, und wer nicht tanzen will, der hat Gelegenheit hier den ausschweifend sten Tänzen aller Nationen als Beobachter beizuwohnen, oder an der Tafel und in Nebengemächern wahre Bac chanalien zu feiern. Ein Ball in Pera gestattet vor Jedermanns Augen Sinnengenüsse aller Art und wohl nirgends dürfte ein Vallsaal schamloser mit unzüchtigen Bildern ausgeschmückt sein, als dort. Es ist ein Glück für Manchen, daß diese Vergnügungen ziemlich selten und kostspielig sind. In der Karnevalözeit zieht auch in Pera ein Theil des Publikums maSkirt herum, doch nicht so allgemein als in den größeren Städten Italiens. Für Liebhaber des schönen Geschlechts bietet weder der Sommer noch der Winter Gelegenheit, ihre banne kortune zu versuchen, denn mit Frauen ist in Pera gar kein Verkehr. Es versteht sich von selbst, daß ich hier nur von dem Umgänge mit anständigen und gebildeten Damen spreche, die so rar sind, daß man sie mit gro ßer Mühe aufsuchen muß. Außer in den Kirchen und auf Promenaden wird der Reisende selten Gelegenheit finden, die Damen-Flora von Pera bewundern zu kön nen. Die Levantinerinnen sind durchschnittlich ungebil det und nichts weniger als schön; schöne Frauen und Mädchen trifft man nur unter den Armenierinnen und Griechinnen, die aber noch ungebildeter sind als die vorigen. Hierzu tritt der Umstand, daß man selten ihrer Sprache mächtig ist, und sie noch seltener eine fremde Sprache außer der türkischen sprechen, wodurch beiden