Enthält zahlreiche Anstreichungen Karl Mays, Anmerkungen Karl Mays auf dem Nachsatz, sowie eine Anmerkung von unbekannter Hand im Text (Seite 114) ; der Plan von Constantinopel fehlt
Strukturtyp
Monographie
Parlamentsperiode
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Wahlperiode
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Titel
Vierzehntes Kapitel. Bildung und Intelligenz der Türken
217 man schwerlich einen musikalischen Ton hören, von Akkorden gar nicht zu reden. Allenthalben trifft man vor den Häusern türkische Dichter und Bettler an, welche, in widerlich melancholi schen Melodien, den darin wohnenden Schönen ein Lied, vielleicht ein sentimentales Ständchen, vorheulen, entwe der von gar keinem Instrumente oder von einem Tam burin begleitet, welches sie bei Erschöpfung der Stimme oder um ihre Gedanken zu sammeln, rühren. Ein sol cher Gesang ist unsern Recitativen vergleichbar. Die Türken halten eS übrigens für entehrend, sich öffentlich hören zu lassen, und müssen demnach die irrenden Sän ger und öffentlichen Erzähler für ehrlos gelten, und doch hört der müßige Türke ihnen stundenlang zu. Auch die Instrumental-Musik der Türken ist ohne Harmonie und Melodie und die Musikstücke meist in Molltonarten. Noten kennen sie nicht; sie spielen ent weder uralte Nationalmelodieen oder tmprovisiren eine Melodie, die dann allerdings gar keinen Ausdruck hat, sondern ein taktloses, vom Zufall zusammcngestellteS Quodlibet bildet. AuS der Zusammenstellung der hier bei gebräuchlichen Instrumente: Dudelsack, Derwischflöten, Tamburin, Schalmeien, einer Laute und den dreiseitigen Geigen ohne Resonanzboden, kann man sich einen unge fähren Begriff von der Wirkung eines türkischen Con- certs machen. Oft habe ich gewünscht, das seltsame Tönegcwirr einer spielenden türkischen Musikerbande etn- srieren lassen zu können, um es in einer Schachtel ver packt, in einem europäischen Concertsaale (wie weiland Münchhausens Posthorn) wieder aufthauen zu lassen.