Enthält zahlreiche Anstreichungen Karl Mays, Anmerkungen Karl Mays auf dem Nachsatz, sowie eine Anmerkung von unbekannter Hand im Text (Seite 114) ; der Plan von Constantinopel fehlt
Strukturtyp
Monographie
Parlamentsperiode
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Wahlperiode
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Titel
Zwölftes Kapitel. Charakter und Lebensweise, Sitten und Gebräuche der Türken
176 als ein abstracteS Wesen, wie den Schatten Gottes. Den Sultan regiert daS Schicksal, personifizirt durch die Gesandten der europäischen Mächte, deren Anordnungen er sich willig unterwirft. Der Türke besitzt Gehorsam gegen jeden Vorgesetz ten, aber eS ist kein wahrer Gehorsam, sondern nur skla vische Augendienerei, die ohne alle Nachhaltigkeit Der vornehme Türke spricht ein Wort, ein Wink genügt und seine Untergebenen fliegen, um seine Befehle auszuführen; er darf aber nur den Rücken wenden, so kehren sie auf dem halben Wege um und Alles ist vergessen. Der Vornehme ist viel zu nachlässig, um abzuwarten oder nachzusehen, ob seine Befehle auch wirklich pünktlich auS- geführt wurden; bemerkt er später die Nichterfüllung, dann wird er darüber nicht erzürnt, er denkt nur: eS sei nicht so geworden, als er wünschte und begnügt sich mit dem Verhängniß. DaS: klirrst Kerim! oder: Insck« link! — „Gott ist groß — wie Gott will" dient zum Sündenbocke für alle verschuldete oder zufällige Wechselfälle deS Lebens, die dem Türken begegnen können. Die Gleichgültigkeit und geduldige Ergebung in sein Schicksal geht so weit, daß der Türke ruhig zusehen kann, wie sein Hab und Gut verbrennt, denn er denkt: Gott wollte es so. Seine Schweigsamkeit ist für den Europäer fast unheimlich und man kann behaupten, daß die Türken nur deshalb für alle Lebensverhältnisse so gleichgültig sind, weil sie beständig in Träumen leben. Lrvrvet und Jock! — Ja und Nein! — sind die einzigen Worte, welche man von den, um Etwas befragten, Türken hören kann und muß man seine Frage