VII heit mehr in ungezügelter sinnlicher Phantastik bemächtigt hat. In ihr wurzelt die Mythologie aller Völker. Ja, seit den Tagen der Apostel und des Urchristenthums haben sich diese ursprünglich naive Glaubensrichtung an eine äusserlich sinnlich-wahrnehmbare, leibhaftige Auferstehung, Himmel fahrt und Wiederkunft Christi, sowie an eine dereinstige allgemeine Auferstehung der längst in alle Winde und an deren chemischen Verbindungen zerstreuten und verwandelten Leiber aller auf Erden Gestorbenen, wie sie das Juden christenthum der Säulen-Apostel Jakobus, Kephas, Thomas und Johannes vertrat, mit der schon der eigentlichen Beobachtung und Wirklichkeit näheren Lehre des Apostels Paulus von einer inner-sinnlichen, visionären,, rein geistigen Aufer stehung, Himmelfahrt und Wiederkunft in den Anschau ungen von Milliarden Gläubiger stets unvermittelt gegen übergestanden als Orthodoxismus (rechtgläubiger Buch stabenglaube) und Reformation dieses Glaubens im Geiste und in der Wahrheit. (1. Kor. 15. Cap. u. 2. Kor. 12. Cap.) Der nüchterne, wissenschaftlich geschulte Verstand, wel cher fort und fort am Wunder unseres Daseins und dessen Erklärung weiter arbeitet, um zu immer neuen Entdeckungen bisher verborgener Lebensgesetze zu gelangen, kann trotz aller strengen Methodik und dem möglichsten Ausschlusse alles phantastisch üeberschwänglichen doch schliesslich der Phantasie nicht ganz entrathen, um mit ihrer Hilfe die un endlich weiten Gebiete der Forschung zu einer wenigstens scheinbaren Einheit zu umspannen, und muss schliesslich die Endursache aller Dinge in einer Personifikation oder Begriffszusammenfassung suchen, welche vom wissen schaftlichen Augpunkte aus „Natur“, vom religiösen „Geist“ und „Gott“ genannt wird. In dieser logischen Nöthigung, alle sinnlichen Wahrnehmungen unter einer Einheitsvor stellung zu subsumiren, wurzelt auch der naive Geisterglaube. Die Stufe blosser Sinneswahrnehmungen, auf der auch die Thierwelt mit uns steht, führt uns zu bestimmt umgrenzten Vorstellungen; die Stufe der Erinnerungen und des Gedächtnisses und der ihre Eindrücke neu gestaltenden und combinirenden Phantasie, in welcher alle Kunsttriebe wurzeln,