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Aus dem Genfer Abrüstungs-Panoptikum ,Dcr Polizeipräsident. Berlin, den 26. April 1S32. 21. Wehr-Stu-entenlum Nalivnalsozlattslen un- Regierungsbildung in Preutze». Dr. Pfrimer unterstem sich Adolf Kitler« München, 23. Mai. Dr. Pfrimer hat die Dundesfüh- rung des Deutschen Heimatschußverbandes über nommen. Zu diesem Schritt hielt sich Dr. Pfrimer, der eigentliche Gründer des Heimatschußes, wie der „Völk. Beob." berichtet, be rufen, da tausende deutsche Heimatschützer erkannt hätten, daß die jetzige Bundesführung die Grundsätze des nationalen Heimatschutzgedankens verlassen habe. Er unterstellt sich Adolf Hitler, um damit öffentlich kundzutun, daß die klare, einheitliche Linie für den Heimatschuß ein für alle mal gesichert ist. Die Kommunisten wollen Braun tolerieren. Berlin, 23. Mai. Der Fraktionsführer der Kommunisten im Preußischen Landtag, Abg. Koenen, schreibt in der „Welt am Abend": Wie wir stets dagegen gekämpft haben und kämpfen, daß die kommunistischen Wühlermassen durch eine Parteikombination der Weimarer Koalition ausgenutzt wer den, so werden wir auch alle Kampfmaßnahmen treffen, um den Machtantritt des Hitler-Faschismus, eine Uebernahme der Regierung durch die Naziterror-Organisation der Bourgeosie zu verhindern, das heißt die Weimarer Koalitionsbrlldet müßten sich trotz aller Streiterei auf geschäftsordnungs- mäßigem Wege von den Nazis „vergewaltigen" lassen. Das werden wir ihnen mit keiner Abstimmung oder Wahl er leichtern. Die Kommunisten wollen also Braun in Preußen ebenso tolerieren, wie die Sozialdemokraten Brüning im Reiche. München, 23. Mai. Im „Völk. Beob." veröffentlicht Alfred Rosenberg einen an das Zentrum gerichteten Artikel, in dem darauf hingewiesen wird, daß in Zentrums blättern gefordert werde, die Nationalsozialisten könnten zwar zur Mitverantwortung herangezogen werden, aber unter „keinen Umständen dürfe ihnen der Staatsapparat ausge- tät, wie es der französische Marineminister sei, zur Kenntnis, daß der Versailler Vertrag Deutschland auch die Verteidigungsmittel habe nehmen wollen. liefert" werden. Das heiße also, die mehr als zweimal so schwache Partei wolle den Nationalsozialisten nicht jene Posten in Preußen einräumen, die sie den internationalen Marxisten übergeben hatte. Das Zentrum müsse heute bei Eröffnung des Landtags für alles verantwortlich gemacht werden. Wolle es alles oder nichts, dann werde einmal der Tag kommen, wo ganz legal auch ohne das Zentrum eine Regierung ge bildet werden müsse, die dann selbstverständlich auf das Zen trum keinerlei Rücksicht mehr walten zu lassen vermöge. Der Wille der Nation sei eindeutig: Aenderung derReichs- und Preußenpolitik, Führung durch Adolf Hitler. Diesem Willen werden sich einst alle beugen müssen, je schneller um so besser für Deutschland. An das Bischöfliche Ordinariat, Berlin W 8. Durch Erlaß des Herrn Preußischen Ministers des Innern vom in der Durchführung einer ernsten und sachgemäßen Wehr erziehung. Sie werden sich stets ihrer Verpflichtung be wußt bleiben, Kerntruppe des deutschen Wehr st udententums zu sein. Darüber hinaus werden sie an allen Bestrebungen, Wehrsport und Wehrerziehung in weiteste Kreise der Studentenschaft hineinzutragen, tätigen Anteil nehmen. Sie sind zu engster Zusammenarbeit mit allen stu- dentischeL Verbünden bereit, welche eine gründliche Wehr erziehung für notwendig erachten und bei sich durchzuführen willens sind. Die Stahlhelmstudenten richten an die Kultus ministerien aller deutscher Länder und an Rektoren und Se nate aller deutschen Hochschulen die Bitte, für eine ihrer Be deutung entsprechende Berücksichtigung aller wehrwissen schaftlichen Fachgebiete in den Lehrplänen der Hoch schulen Sorge zu tragen. Wirtschaftliche Not und Haushalts beschränkungen dürfen nicht dazu führen, immer neue Stu dentenorganisationen ohne Kenntnis der Wehrgrundlagen ihres Volkes heranwachsen zu lassen. Kein Staat kann es sich heute leisten, seine Jugend dem Wehrgeist und der Wehr geschichte zu entfremden. Die Stahlhelmstudenten wissen, daß dieses Ziel nur erreicht werden kann, wenn die deutsche Stu- dentenschaft wieder zu innerer Kraft und Stärke gelangt. Alle unfruchtbaren persönlichen und parteipolitischen Streitigkeiten müssen hinter der Einheit und Geschlossenheit der Gesamtver tretung der deutschen Studenten zurücktreten. Nur eine fest in der Hand ihrer Führer befindliche deutsche Studentenschaft kann auch ein kampffähiges Glied der natio nalen Freiheitsbewegung sein. Grzesinski sozusagen als Schutzpatron der ehelichen Treue. Alter Spötter Aristophanes, was würdest du aus diesem Stoffs gemacht haben! Aachen, 23. Mai. Der gesamten Arbeiterschaft der Sto l- berger Zinkhütten ist zum 4. Juni gekündigt worden. Die Angestellten haben schon vor einigen Wochen die vorsorg, liche Kündigung erhalten. Eisenstadt, 23. Mai. Der frühere Landeshauptmann des Burgenlandes, Schreiner, gegenwärtig Obmann der Thrift- lich-Sozialen Parteileitung des Burgenlandes und bürgen- ländischer Landtagsabgeoroneter, ist heute im Verlauf eines Wortwechsels von dem Bruder eines entlassenen Ziegelei- arbeiters in der Schreinerschen Ziegelei erschollen worden. Der Täter hat sich selbst gestellt. Württembergische Regierungsbildung bisher gescheiter!. Stuttgart, 23. Mai. Die Verhandlungen zwischen Na tionalsozialisten, Zentrum, Bauernbund, Deutschnationalen und Christlichem Volks dienst zur Bildung einer neuen württembergischen Negie rung sind heute ergebnislos abgebrochen worden. So wohl die Koalition von Nationalsozialisten bis zum Zentrum als auch die Koalition von den Nationalsozialisten bis zu den Demokraten ohne das Zentrum sind als gescheitert zu be trachten, da sowohl das Zentrum als auch die Demokraten sich weigern, den Nationalsozialisten den Posten des Staatspräsi- denten und des Innenministers zu überlassen. Bei der völlig ungeklärten Lage ist zu erwarten, daß der Württembergische Landtag, der morgen zur Wahl des Staatspräsidenten einbe rufen ist, diese erneut vertagen wird. Naumburg, 23. Mai. Die dem Stahlhelm angehörenden Studenten, die im „Stahlhelm-Studentenring Langemarck" zusammengefaßt sind, veranstalteten hier eine Tagung, der ! u. a. aüch der Bundesführer Franz Seldte beiwohnte und diel ihren Niederschlag in einer Entschließung fand, in -er es heißt: Die Stahlhelmstudenten sehen ihre Hauptaufgabe nach wie vor I Der Deutsche Veamkenbunb appelliert an -en Reichspräsidenten. Berlin, 23. Mai. Die Dundesleitung des Deutschen Beamten bundes hat sich heute in einer außerordent lichen Sitzung erneut mit den W i r t s ch a ft s- und Finanz- ilänen der Reichsregierung befaßt. In einer Stellungnahme wird u. a. erklärt, die Bundesleitung richte nnen letzten Appell an Reichskanzler und bas Reichskabinett zegen jede weitere Belastung der Beamten- chaft. Angesichts der Tatsache, daß die Beamtenschaft bei >en nebenhergehenden Beratungen nicht gehört worden sei, !ehe sich die Dundesleitung des Deutschen Beamtenbundes ge nötigt, sich direkt an den Reichspräsidenten zu wen- )en und ihn zu bitten, die bevorstehende Notverordnung nicht ju genehmigen, ehe nicht der Beamtenschaft Gelegenheit ge- zeben worden sei, ihre Auffassung darzulegen. Weg mit -en NviverorVnungent Berlin, 23. Mai. Der H a u sh a l t au s s ch u ß des Reichstags trat unter Beteiligung der Nationalsozialisten heute zu seiner ersten Sitzung nach der Pfingstpause zu sammen. Der Ausschuß besprach die Anträge der Parteien auf Aufhebung sämtlicher Notverordnungen. Abg. Hergt (Dnat.) bekämpfte im Namen seiner Partei grundsätzlich die gesamte Notverordnungspolitik des Kabinetts Brüning, weil sie gegen das Gesetz verstoße, plan- und system- los sei und weit über das Maß dessen hinausgehe, was das Bolk ertragen könne, weil alle bisherigen Notverordnungen nutzlos geblieben seien. Der natsoz. Äbg. Dr. Frick ver langte die Aufhebung sämtlicher Notverordnungen, da sie auf einem groben Mißbrauch des Artikels 48 beruhten. Insbesondere der Negierung Brüning sprach er das Recht ab, Notverordnungen zu erlassen, da sie keine Mehrheit des Volkes hinter sich habe. Abg. Reinhardt (Natsoz.) kriti sierte die Notverordnungen im einzelnen, insbesondere die vielen neuen Steuern und Steuercrhöhungen, die Kürzungen der Gehälter, Löhne, Sozialrenten, Kriegsopferversorgung usw., die er als geradezu brutal bezeichnete. Im übrigen wies der Redner besonders darauf hin, daß die Sozialdemo kratie draußen im Lande die Notverordnungspolitik Brünings auf das Schärfste bekämpfe, ini Reichstag aber geschlossen für die Notverordnungen stimme und alle Aufhebungsanträge ablehne. Abg. Dr. Quaatz (Dnat.) wies darauf hin, daß die Bewilligung der Ausgaben und der Kredite ein Recht der Volksvertretung sei, das selbst in einer konstitutionellen Mon archie bestanden habe. Sogar der absolute König Friedrich Wilhelm III. habe sich darin Beschränkung auferlegt, bis die von ihm verheißene, aber erst unter seinen: Nachfolger einge setzte Volksvertretung in Wirksamkeit getreten sei. Dr. Brüning aber stütze sich jetzt auf den Staatsrechtslehrer Dr. Schmidt, dessen Lehren eine völlige Auflösung des Staats rechtes enthielten. Nach ihm bleibe wirklich nur noch das Er messen des Reichspräsidenten bestehen. Die Fortsetzung des Notverordnungssystems bedeute also die völlige Beseitigung des Parlaments, namentlich aber die Vernichtung jedes Rechts der Minderheit, also eine Willkürherrschaft. Am Dienstag wird die Aussprache fortgesetzt. Senf, 23. Mai. Der Heer«»au»schuß der voriberei- senden Abrüstungskonferenz hat sich darüber, welche Art von Geschützen als Angriffswaffen gelten sollen, nicht geeinigt. Die deutsche Auffassung, entsprechend dem Versailler Vertrag den Angriffscharakter der gesamten schweren Artillerie festzulegen, wurde, außer von denkenderen abgerüsteten Staaten, von der Türkei und Rußland unterstützt. Im Luftfahrtausschuß ist die von Deutschland geforderte Bestimmung aller Abwurfmittel aus der Luft als Angriffswaffe auf französischen Antrag hin mit 18 gegen 10 § Stimmen abgelehnt worden. Der Ausschuß setzte zwei Unterausschüsse für die Flugzeugmutterschiffe und die Fest- setzunq der einzelnen Flugzeugarten im Hinblick auf ihre militüische Wirksamkeit ein. Der deutsche Vertreter, Mini- sterialdirektor Brandenburg, der. in die beiden Unterausschüsse hineingewählt wurde, lehnte die Teilnahme ab, mit der Begründung, daß Deutschland die völlige Abschaffung der gesamten Militärluftfahrt fordere und daher Beratungen über die Angriffsfähigkeit einzelner Luftrüstungsarten für über- flüssig halte. * v Deutsch!««- -ars sich nicht vertei-igen. Interessante« französisches Geständnis. Senf, 23. Mai. Der Vertrag von Trianon hat bekannt- -ch Ungarn die Unterhaltung von Flußmonitoren von einer gewissen Größe ab verboten. Ungarn hat nunmehr den An trag gestellt, Flußmonitore von einer gewissen Größe ab als Angriffswaffe zu bezeichnen. Der französische Vertreter, Marineminister Dumont, wandte sich heute im Marineaus schuß gegen diesen Antrag und erklärte, es sei nicht angängig, einzelne Bestimmungen der Friedensverträge zur Begründung von Anträgen mit rein technischem Charakter heranzuziehen. Er betonte ausdrücklich, daß man durch die Entwaffnungsbe stimmungen Deutschland und seine Berbün- detenaucheinesTeilesihrerBerteidigungs- mittel habe berauben wollen und wies zur Er- läuterung darauf hin, daß auch die Rhein! and- festungen, die doch ausschließlich Verteidi gungszwecken dienten, geschleift werden mußten. Der deutsche Vertreter, Vizeadmiral v. Freyberg, wies dem- gegenüber darauf hin, daß der Versailler Vertrag eine ganze Reihe rein technischer Artikel enthalte, und daß es auch, wenn man zugeben könne, daß die Frage eine gewisse politische Seite habe, es für die Arbeiten der Abrüstungskonferenz unum gänglich sei, bei jeder Gelegenheit auf diese Artikel, in denen das Problem der Entwaffnung Deutschlands auch von rein technischen Gesichtspunkten gelöst worden sei, hinzuweisen. Freyberg erklärte weiter, er nehme aber mit größtem Interesse die Feststellung einer so berufenen Autori- «erriv! - PoincarS. Ein« fatal« Frag« weg«« d«, Youngplan». Part«, 23. Mai. In einer Unterredung betonte Herriot, daß er sich außenpolitisch an die Grundsätze von den unser- iährbaren Rechten Frankreichs aus den Verträgen und den frei unterzeichneten Abkommen halten werd«. Die Anerken nung der Anrechte und Gläubigerforderungen Frankreichs sei eine absolut« Notwendigkeit. Man könne über eventuelle Arrangements nicht verhandeln, ehe nicht diese Ansicht erst ein mal anerkennt sei. Wenn Deutschland wirklich geltend machen könne, daß es mehr bezahlt habe, als es schuldig sei, bann müsse man die deutschen Ziffern Sach verständigen vorlegen. Wie würde Deutschland aber aus freien SUicken die Verpflichtungen des Youngplans unterzeich, net haben, wenn die ihm dabei gewährten Herabsetzungen nicht zu den wahren Ziffern geführt hätten? Man werde eine sehr vorsichtige, eine sehr exakte Außenpolitik betreiben, denn das geringste Abweichen berge die Gefahr, den Extremismus Hit- lers zu begünstigen, die geringste Schwäche, ihm Mut einzu- flös^n. Die Sicherheitsrüstung seines Landes wolle er nickt an- tasten; im Gegenteil wolle er sie vervollkommnen und moderni- fieren, bis solide internationale Garantien den Völkern gege ben würden, die an der Organisierung eines wahren Friedens arbeiteten. Kopenhagen, 23. Mai. Dr. Eckener, der sich äugen- blicklich hier aufhält, erklärte einem Pressevertreter gegenüber, daß die geplante Fahrt des Luftschiffes nach Grönland leider aufgegeben worden sei, da die zur Finanzierung des Unter- nehmens notwendige Zahl von Passagieren sich nicht gefunden habe. Bis im August nach der Regenzeit die SUdamerikafahrt wieder ausgenommen werden könnte, werbe da» Luftschiff nur einige kleinere Fahrten, so nach der «Schweiz, nach Danzig up^ nach Oslo über Kopenhagen, unternehme». Hamburg, 23. Mai. Kommunisten versuchten heute ln das Arbeitsamt Kohlhöfer Straße einzudringen. Polizei- beamte, die den Demonstranten entgegentraten, wurden tät- lich angegriffen. Einer von ihnen mußte in der Notwehr einen Schuß abgeben, durch den ein MMriger Seemann in den Bauch getroffen wurde. Der Verletzte wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Beamten nahmen fünf Demon-1 stranten fest. * s. G. Farben-Politik. Sonderbesprechungen mit Franzosen. Berlin, 23. Mai. Wie aus Luxemburg verlautet, werden in der nächsten Woche dort deutsche Politiker und G r o ß i n d u str i e l l e erwartet, die sich auf neutralem Boden mit Vertrauensleuten Herriots und der französi- schon Finanz treffen sollen. Gegenstand der Verhandlungen sei eine Zwischenlösung in der Neparationsfroge. Von nationaler Seite wird darauf hingewiesen, daß die deutsche Oeffentlichkeit ein Interesse daran hat, zu erfahren, was hier im Gange ist. Es scheine, daß alle Fehler der Lo carnozeit unter Brüning wiederholt würden. Sonderbespre- chungen mit Frankreich könnten in der übrigen Welt nur Miß trauen gegen Deutschlands Haltung in Lausanne erwecken, noch dazu, wenn sie mit dem Schleier des Geheimnisses um woben würden. Wie weiter verlautet, soll vornehmlich der Kreis der In dustriellen, der sich um die I. G. Farben gruppiert, die An regung zu den Sonderbesprechungen gegeben haben. Venosse GrzestnM al» Belohne» -er ehelichen Treue. DTK. Albert Grzesinski, Polizeipräsident von Berlin, weiland preußischer Innenminister, lange Jahre von seiner Ehefrau getrennt lebend und schließ! ch geschieden, hat einmal in seiner politischen Laufbahn einen schweren Fall getan. Das war vor zwei Jahren, als Senatspräsident Grützner, dm man dafür aus der sozialdemokratischen Partei und der Berliner Ortsgruppe de» Republikanischen Richterbundes hinaus tat, die „Sache mit Daisy" an die große Glocke hing, einer Schau- spielerin, die Grzesinski ohne Widerspruch als Frau Minister hofieren ließ, als besagte Künstlerin «in juristisches Recht dazu mindestens noch nicht besaß. Senatspräsident Grützner hatte damals an den Minister- Präsidenten Braun einen Brief geschrieben, in dem es in Bezug auf die Lebensführung Grz«sinskis hieß: „Das Verhalten des Herrn Ministers verstößt restlos ge- gen die preußische und deutsche Deamtenzucht und stellt in der offenen Form, wie es sogar bei rein dienstlichen Veranstaltun gen an den Tag gelegt wird, einen besonders starken Verstoß dar" . . . „Es ist vor- wie nachrevolutionäres Beamtenrecht, daß Ehedissonanzen den Beamten nicht zu ehewidrigem Der- halten berechtigen, namentlich, wenn es öffentlich bezeugt wird, und daß der Beamte auch in feinem Privatleben keinen Augen blick zu vergessen hat, daß er eben Beamter ist ... Ich stehe nicht an zu behaupten, daß nach der Judikatur der preußischen Disziplinargerichte, wenn das vorgetragene dienstliche und . außerdienstliche Verhalten eines Beamten vom Range eine» preußischen Ministers gesetzlich zum Gegenstand eines Diszipli- narverfahrens vor den staatlichen Disziplinargerichten gemacht werden könnte, der gegenwärtige Herr preußische Minister -es Innern einer sehr schweren Disziplinarstrafe unterworfen werden würde." So sei 1914 ein preußischer Oberpräsident „der zudem in verwandschaftlichen Beziehungen zum Träger der Krone stand" in drei Tagen seines Amtes ledig gewesen,, weil er in einer zweideutigen Situation betroffen wurde. Auf diesen Brief hin blieb Herrn Braun nicht gut etwas Anderes übrig, und Herr Grzesinski mußte gehen. Es war eine böse Geschichte. Aber die Allerweltskünstlerin Zeit hat nun auch darüber nicht nur Gras, sondern eine prächtige Blüte wachsen lassen. Im „Amtsblatt des Bischöflichen Ordinariats Berlin" liest man am 11. Mai 1932: Februar 1932 — Ministerialblatt für die innere Verwaltung, Seite 218 — ist mir die Aushändigung des Ehrengeschenks, das von der Preußischen Staatsregierung anläßlich von 56-, 60-, 65- und 70- jährigen Ehejubelfeiern gewährt wird, übertragen worden. Ich bitte, den Geistlichen der Groß-Berliner Pfarrämter hiervon Mitteilung zu machen. Grzesinski."