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Sv geht es Ächt «eiter! F-römm-e« der Sn-Ätrt» a» »le «eicheresierung. V»N«, 22. April. Unter Vorsitz von Dr. Arnvp von Bohlen und Halbach fanden heute Sitzungen de» Präsi diums und Vorstandes de» Reichsverband«» de» deutschen Industrie statt, tn denen Staatssekretär von Simson Wer di« «genwSrttae Lage auf handeld- politischem Gebiet und Geheimrat st a st l Wer Handel», und Devisenpolitik berichteten. - - ... Präsidium und Vorstand des Reichsverbandes vertraten den Standpunkt, daß di« immer stärker zunehmenden Ab- sperrungstendenzen der einzelnen Staaten und dl« Bestrebungen der Länder mit aktiver Zahlungsbilanz, sich auch ein« aktive Handelsbilanz zu schaffen, der W e l t z u m V e r - hängnis ««worden sind und internationalen Kredit- markt und Warenhand«! zu vernichten drohen. Deutsch» land insbesondere kann nur dann seine kreditpolttischep Beziehungen mit dem Ausland« aufrecht erhalten und seine Verpflichtungen erfüllen, wenn man ihm in einem ausreichenden Maße seine Waren abnimmt. Jeder Versuch, die Zahlungen außerhalb des Warenverkehrs zu ver langen, muß zwangsweise zu einer Gefährdung der internatio nalen Währungsbasis Wren. Der Reichsverband der deutschen Industrie hält es des- halb für erforderlich, daß di« Reichsregterung gegen- Wer dieser Entwickelung «ine weitgehend« Handels» politische innerwirtschaftliche Aktivität ent- faltet. Insbesondere muß nach seiner Auffassung 1. mit allen Mitteln eine Stärkung des deutschen Probuktions- und Handelsvolumens und damit eine Verbesserung des deutschen Arbeitsmarktes und eine Er höhung des verfügbaren Devisenbestandes angestrebt werd«»; 2. muß eine möglichst weitgehende Förde rungder deutschen Ausfuhr unter gleichzeitiger Stärkung des Binnenmarktes Platz greifen; hierzu gchört in erster Linie eine Senkung der Produktionskosten sowie eine restlose Ausnützungaller. Kreditmög lichkeiten; 3. muß, solange «ine Devisenbewirtschaftung nicht entbehrt werden kann, diese unter sorgfältiger Beachtung unserer handelspolitischen Interessen gehandhabt werden. Direktor Dr. Hausmann gab ein Bild Se« Vakslage in Reich, Ländern und Gemeinden und hob insbesondere die Woraus besorgniserregend« Lage der Gemein» definan-bn und ihre Rückwirkung auf di« Wirtschaft her vor. RogierungsprMdent Brauweiler berichtete Wer die Entwickelung der So-iälb«lastuna, di« wesentlich ge senkt werden Esse, wenn nicht in absehbarer Zeit das ganze soziale Hilfsw«rk zusammenbrechen und auch die öffentlichen Finanzen ganz außerordentlich gefährdet werden sollen. Der Dor sitzend« brachte zum Ausdruck, daß die Reichsregie rung angesichts der unerträglichen Belastung der. Betriebe die unabweisbare Pflicht habe, allergrößte Sparsamkeit walten zu lassen und insbesondere auch auf dem Gebiete der Devwal» tungsrefovm und des Finanzausgleichs Schritte zu ergreifen, um die Wirtschaft vor der Erdrosselung durch Steuern.und soziale Lasten zu bewahren. Das Präsidium beschäftigte sich dann mit den demago gischen Eingriffen, di« von verschiedenen Seiten auf dem außerordentlichen Gewerkschaftskongreß am 13. April gegen das Unternehmertum gerichtet wurden. Es muß mit Bedauern und Befremden festgestellt werden, daß Führer der Arbeiterschaft nicht einmal in dieser Zeit der Not davor zurückschrecken, völlig haltlose Verdächtigungen gegen das industriell« Unternehmertum auszusprechen. Die immer wiederkehrende Behauptung, daß insbesondere Teile der Schwerindustrie eine Inflation an strebten, ist umso haltloser und unverständlicher, als gerade diese Unter- nehmungen sich bei der Zerstörung der inländischen Kapital bildung mit ausländischen Anleihen finanzieren mußten, also bei einer Geldentwertung nur stärker belastet würden. Auf demselben demagogischen Niveau steht der auf dem Gewerk schaftskongreß wieder unternommene Versuch, aus einzelnen Vorkommnissen allgemeine Verdächtigungen gegen die kaufmännische Ehrbarkeit des Unter- nehmertums abzuleiten. Gerade die freien Gewerkschaften hätten allen Anlaß zur Zurückhaltung in dieser Beziehung. Denn dem Einfluß der sozialistischen Parteien und der freien Gewerkschaften auf die Politik in den Jahren 1S18 Lis 1929 ist es in erster Linie zuzuschreiben, daß das privatwirtschaftliche System seiner natürlichen Entwicklungs grundlagen beraubt und ausgehöhlt worden ist. ringt: „Man darf nicht übersehen, daß... sich hier ein großer und sicherlich nicht der schlechteste Teil der deutschen Jugend zu gegenseitiger Hilfsbereit schaft im täglichen Leben und zur Bestärkung des Glaubens an eine bessere Zukunft zu- sammenfand." * Hier sei kurz die Frag« erlaubt, warum dies« Tatsachen von jener Seite aus in den vergangenen Wahlkämpfen ver- schwiegen worden sind. Natürlich ist es nun nicht so einfach, die Geister zu bannen, die man rief, und unter deren Saal- schütz die Herren von der kleinen Rechten ihre Wahl reden gegen die Opposition hielten. Immerhin ist es erfreulich, daß die Einsicht, wenn auch spät, so doch überhaupt kommt. Freilich gibt es dort noch genug Leut«> die, »«ist aus per. svnlichen Gründen, lieber die Devbindung mit der Linken aufrecht erhalten als ihre politische Unvernunft eingestehen wollen. Zu ihnen gchört leider auch der Minister Trevi - ranus, der Intimus des Kanzlers, der seine ehemalige deutschnational« Haut völlig abgestreist und sich ganz in die Front Erispien—Ullstein—Mosse eingeglicdert hat. Er war einst eine Hoffnung der Frontsoldaten, heute verteidigt er, wo er kann, die Unterdrückung der rechtsstehenden Wehr formationen, und vermeidet es, in wünschenswerter Schärfe den Trennungsstrich zu einer Partei zu ziehen, in deren Reihen der Genosse Seeger immer noch ein angesehener Mann ist, der Pest-Seeger, welcher jedem Reichswehrsoldaten die Pest an den Hals wünschte. Trotz allem wird man die Hoffnung nicht aufgeben dürfen, daß die Treoiranus und Genossen noch einmal einen Hauch von jenem Geist verspüren, der niemals sterben wird, weil er das künftige Deutschland in sich birgt. Arbeitsbeschaffung durch Kaus-Fnstan-fetzung. Berlin, 22. April. Der Reichsarbeitsminister hat die Länder auf verschiedene Maßnahmen hingewiesen, die durch Instandsetzung des Hausbesitzes der Arbeits- beschaffung auf diesem Gebiete dienen können. Die Länder sind gebeten worden, soweit möglich, Mittel derHauszins - steuer für Instandsetzungen bereitzustellen und dem einzel nen Hausbesitzer die Aufnahme von Kapital durch Zuschüsse aus der Hauszinssteuer zu erleichtern. Es ist ferner darauf hingewiesen worden, daß auch die Möglichkeit besteht, die er forderlichen Mittel durch Wechselkredite zu beschaffen. Auf Grund von Verhandlungen mit der Reichsbank konnte festgestellt werden, daß die Reichsbank grundsätzlich bereit ist, derartige Wechsel zu diskontieren. Auf diesem Wege wird sich die Ausführung von Instandsetzungsarbeiten in erheblichem Umfange ermöglichen lassen. Abgeordneter Kintzmann aus der Volkspartei ausgetreten. Berlin, 22. April. Der volksparteiliche Reichstagsabg. Hintzmann, der Geschäftsführer der Fraktion ist, hat seinen Austritt aus der Fraktion und der Deutschen Volks- Partei erklärt. Hintzmann sagte in einem Schreiben an den Parteivorsitzenden Dingeldey, er werde sich der Deutsch nationalen Volkspartei anschließen, da nur diese Partei für die Sammlung der, bürgerlich-nationalen Stimmen in Frag« komme. , Perlt«, 22. April. Die Deutschnationale Pressestelle teilt mit: „Am 20. April sprach in Sekftenberg der kürzlich von der Volkspartei zu den Deutschnationalen Übergetreten« Dr. Faltz. Am Schluß seiner Ausführungen erklärte der dortig« Vorsitzende der Deutschen Volkspartei, Dr. Dombach, daß er sich in jeder Weis« den Ausführungen Dr. Faltz' an. schließ«. Gr teilt« mit, daß er sich als Mitglied der Deutsch- nationalen Volkspartei angem«ld«t hab« und auf seine Freunde dahin wirken würde, daß sie seinem Schritt folgen. »Graf Zeppelin" auf der Rückfahrt. Hamburg, 23. April. Das Luftschiff „Graf Zeppe- l i n" stieg heute morgen um 0.30 Uhr in Pernambuco, fahrplanmäßig zur Rückfahrt auf und befand sich um 7.30 Uhr Greenwicher Zeit in der Nähe der Insel Rocas, un gefähr 300 Seemeilen nordöstlich Pernambuco. D Deutschland—Argentinien i« 48 Tage«. Buenos Aires, 23. April. Zwei Fahrgäste, die mit dem Luftschiff „Graf Zeppelin" in der Nacht vom 17. zum 18. von Friedrichshafen abgefahren und am 20. April gegen 18 Uhr in Pernambuco waren, sind im Flugzeug nach Buenos Aires weitergereist. Dort trafen sie heute morgen ein. Sie benötig ten für die Reise von Deutschland nach Argentinien nur 48 Tagk - Ei« Dementi. Berlin, 22. April. Amtlich wird mitgeteilt: Eine Börsen- korrespondenz beschäftigt sich mit angeblichen Plänen der zu ständigen Stellen über eine Abwertung der Reichs mark. Don unterrichteter Seite werden diese Behauptungen von Anfang bis Ende als frei erfunden bezeichnet. Weder bei der Reichsbank noch bei irgend einer Stelle der Reichsregie rung sind solche Abwertungspläne erwogen worden. Dr, Goebbels' schwer erkrankt. Berlin, 22. April. In der heutigen Versammlung der NSDAP, im Sportpalast machte die Parteileitung bekannt, daß der Berliner Parteivorsitzende, Dr. Goebbels, an einer Darmvergiftung schwer erkrankt sei. Uralzefs freigesprochen. Berlin, 23. April. Nach mehr als fünfwöchiger Verband, lung sprach heute das erweiterte Schöffengericht den Kauf mann Uralzefs und den Rechtsanwalt Dr. Türk-Dresden frei. Beide waren angeklagt, durch betrügerische Handlungen den Zusammenbruch der Raiffeisenbank herbeigeführt zu haben. Wien, 23. April. Die Nationalbank hat die auslän dischen Schilling-Guthaben bei den österreichischen Banken freigegeben, di« in der Zeit vom 10. Oktober bis 31. Dezember 1931 entstanden sind. Wo wird morgen gewählt? Preußen, Bayern, Lamburg, Württemberg und Anhall, zusammen säst 8S Prozent des deutschen Reichsgebietes, wählen morgen, am 24. April, ihre neuen Parlament«. Nicht weniger als 80 Prozent all« deutschen Wahlberechtigten werden an diesem Tag zur Wahlurne gerufen, so daß da» Ergebnis «inen umsassenden Ueberblick üb« di« derzeitig« Parttienstärk« tn ganz Deutschland «gibt. Seo OM «M BerN», ». April. Im Sklarek-Prozeß überreicht« Rechts anwall Dr. Pin bar dem Gericht mehrere ärztliche Gutachten und erklärt«, daß auf Grund bi«ser Gutachten eine psuchiatrtsche Untersuchung Leo Sklareks notwendig erscheine. Professor S. H. Lewy und Univerp- tätsprofessor Artur Ero «feld hätten zweifelsfrei erhebliche organische Abweichungen festgestellt, die teils auf anormale Anlage, teil» auf schwere Erkrankung, besonder» aber auch auf langjährigen Alkoholmißbrauch -urück-ufüh- ren seien. Auf Grund de» ärztlichen Befunde» sei bei Leo Sklarek eine organische Schädigung des Zentralnervensystem» festzustellen, so daß beide Sachverständige die Begutachtung seines psychischen Verhaltens für dringend erforderlich halten, da eine erhebliche Verringerung seiner Zurechnungsfähigkeit vorlieg«. Rechtsanwalt Dahn schloß sich diesem Anttag an und erklärte, er habe schon immer den Eindruck gehabt, daß Leo Sklarek geisteskrank sei. Die Uebertreibungen Leo Sklareks, daß beispielsweise Sekt aus Kübeln getrunken und Kaviar mit Löffeln gegessen wurde, die Tausende von unwah ren Behauptungen, die er aufgestellt hat, sprächen dafür, daß er nicht normal sei, ebenso sein fanatischer Haß gegen Stadt bankdirektor Hoffmann. Leo Sklarek (erregt): Ich habe mich immer zusam mengenommen. Ich weiß gar nicht, warum ich hier sitz«. Ich verbitte mir, daß ich jetzt geisteskrank sein soll. Vorsitzender: Ich verbitte mir diese Schreierei, Leo Sklarek. Sie haben sich hier anständig zu benehmen! Der Vorsitzende teilt dann mit, daß am Montag die Ver nehmung der Wahrsagerin Seidler in ihrer Wohnung statt finden wird, nachdem man dort zur Herstellung der Oeffent» lichkeit eine Lautsprecheranlage eingebaut habe. Vertagung der Abrüstungskonferenz «ege» der franzvstschen Wahlen? Paris, 22. April. „Paris Soir" läßt sich auf Genf mel den: Gerüchtweise verlautet, daß das Büro der Abrüstungs- konferenz morgen vormittag zusammentreten werde, um über die Vertagung der Verhandlungen bis nach denfranzösische»Wahlen,d. h. bis zum 9. Mai zu beraten. Anscheinend verhandele man hierüber hinter den Kulissen. Man habe heute vormittag erklärt, daß sich eine große Mehrheit für eine entsprechende Vertagung finden werde. * Genf, 22. April. Reichskanzler Brüning hatte heute nachmittag eine fast zweistündige Unterredung mit Tardieu, bei der auch der Staatssekretär vonBülow anwesend war. In dieser Unterredung sind alle großen aktuellen Fragen be- rührt worden. Die Besprechungen werden Anfang nächster Woche nach Rückkehr Tardieus ihre Fortsetzung finden. Heute abend hatte der Reichskanzler eine längere Be sprechung mit Macdonald, mit dem auch Tardieu vor seiner Abreise nochmals zusammentraf. Tardieu unter hielt sich im Lauf« des heutigen Tages mit dem ungarischen Außenminister und mit Vertretern der Kleinen Entente über die Do naufrage. Fünfjahresplan »er Auloslrahen. MaUapd, 28. April. Auf dem internationalen Kongreß der Autostraßen «nrv« der Vorschlag gemacht, die europäisch« Arbeitslosigkeit durch den Dau von 14 000 Kilometer Straßen nach einem abgestuften Plan von 1933 bis 1937 zu mildern. Ein solches Netz von Autostraßen durch jenen Teil Europas, der am dichtesten bevölkert und von Last- und Touristenautos durchzogen wird, würde nach Ansicht hervorragender Sachver ständiger für Verkehrsträger: den gegenwärtigen oder unmittel- bar zu erwartenden Bedürfnissen des europäischen Verkehrs entsprechen. Er würde eine Ausgabe von 4,2 Milliarden Gold franken erfordern, aber zugleich im ersten Jahre nahezu 188 000 Arbeitern Beschäftigung bringen, im zweiten 468 000, im drit- ten 560 000, im vierten 655 000 und im fünften 750000. Die Finanzierung dieses umfangreichen Planes zur Der- besserung des Landstraßenverkehrs wäre durch eine einmalige Abgabe beim Kauf eines Autos, eine jährliche Derkehrssteuer oder eine neue Benzinsteuer denkbar. Der gegenwärtige jähr liche Benzinverbrauch in Europa beträgt annähernd 10 Mil liarden Äter. Eine Steuer in der Höhe von einem Centime ie Liter ergäbe einen Iahresbetrag von 100 Mill. Goldfranken. Nimmt man aber an, daß diese Steuer auf 3 bis 4 Centime erhöht würde, so hätte man die Möglichkeit, die Ausgaben für den Bau der obenerwähnten 14000 Kilometer Autostraßen innerhalb 18 bis 20 Jahren zu amortisieren, unter der Vor aussetzung, daß die Staaten auf ihren Gebieten die notwendi gen Grundstücke kostenlos überlassen. Bombay, 22. April. Die indische Dichterin Sarofinl Naidu, die gegenwärtig das Amt des Vorsitzenden des All indischen Kongresses ausübt, ist verhaftet worden. Sie hatte trotz des Verbotes die Stadt verlassen.