Volltext Seite (XML)
Pol«» Ariegsvvrbereilungen Washington, 20. April. Die Ankündigung des britischen Schatzkanzlers im Unterhaus, daß keine Zahlungen an Amerika in das neue Budget eingesetzt seien, erregte im Bundessenat Ueberraschung. Im Staatsdepartement erklärte man, von der britischen Regierung keine Benachrichtigung er halten zu haben, daß sie keine weiteren Zahlungen an Amerika eisten wolle. Man legt Chamberlains Erklärung keine erheb liche Bedeutung bei, sondern nimmt an, daß die britische Re gierung nur das Ergebnis der Lausanner Konferenz abwarten will, bevor sie diese Posten dem Budget einfllgt. Die englische Behandlung des Tributproblems bei der Etataufstellung ist deshalb bemerkenswert, weil sie vollständig von der französischen abweicht. Tardieu hat die Reparations zahlungen des nächsten Jahres, die auf keinen Fall einkommen werden, nicht nur in voller Höhe ins Budget eingestellt, son- dern gerade mit diesen imaginären Zahlen einen scheinbaren Etatsausgleich hergestellt. Slaalsgesiihrliche Walzermelodien. Troppau, 1S. April. Die tschechischen Behörden haben sich wieder einmal ein tolles Stückchen geleistet. Der deutsche Ge sangverein wollte bei seinem 25. Stiftungsfest den bekannter Strauß-Walzer „An der schönen blauen Donau" mit dem Tex von Gerneth zu Gehör bringen. Die tschechische Polizei verbot aber große Teile dieses Textes wegen angeblich staatsge- fährlichsn Inhalts. So blieb nichts anderes übrig, als während des Dortrages dieser Strophen nur das Orchester spielen zu lassen, während der Thor auf der Bühne stehen mußte. Anarchie im Gebiet der Ostchlnabahn. Tokio, 1d. April. Wie aus Tschangtschun gemeldet wird, herrscht an der Mischen Imenpo und Pogranitschnasa gelegenen Strecke der ostchinesischen Eisenbahn ein Zustand derAnarchie. Die von den chinesischen Irregulären sowie von den Räubern dort verursachten Schäden werden von japanischer Seite auf 200 Millionen Dollar geschätzt. Die in den Grenzstädten ansässigen Japaner flüchten auf russisches Gebiet. Dr. Schacht spricht über die deutschen Finanz-Probleme -in besonder» gut unterrichteter ausländischer Diplomat erklärt elnen polnischen Ero-erun-strie- noch in diesm Alchre für unvermeidlich, «nn nicht die West» Mächte, und vor allen Dingen Frankreich, «in sehr energische, „Reinl" aussprechen. London und Washington, über die krle. gerische Stimmung in Warschau gut unterrichtet, haben alle« getan, .was in ihrer Macht liegt, um Polen von der Durch führung seines Plans abzuhalten. Frankreichs Politik ist hingegen undurchsichtig und dürfte zum Teil von dem Aus- gang der Reparationsverhandlungen in Lausanne abhängen. Wenn in Lausanne die von Frankreich gewünschte zehnjäh rige Garantie der territorialen Bestimmun gen d es Versailler Diktats zustande kommt, so dürfte die Lage an der deutschen Ostgrenze vorläufig stabil bleiben. Die Ausführungen schließen: Ueber den Ern st der Lage besteht kein Zweifel. Die noch unbeantwortete Frage ist: Wird es London und Washington, gemeinsam und auf. dem Wege über Paris, gelingen, die gepanzerte Faust Polens noch im letzten Augenblick zurückzuhalten? v« frühere Gesandte in Stockholm, »«rt, (links), der Begründ« de» Sntemotionalm Radio - Forum» und der früher« Veichsbonk- Präsident Gr. Ljalmar Schacht» der als erst« Deutscher im Rahmen hm Interna iionalen Radio-Forum« ein« Rundfundr«de von Berlin nach «mrrtka hie». -an aMrikanischer VKK -dH» der ,Iornspond«nz Vst- hilft», bis km Reichsminister Schlan-e-Schöningen nahesieht, Ausführung»« zu, tu denen e, heißt; An Vachschau rufen die «patzen einander zu, daß Polen den Einmarsch in Danzig und Ostprsuß«» vord«reite und im Laufe der nächsten Monat« auch durchführen'werde. Sogar ausländische Diplomaten neu- traler Staaten werden in die polnischen'Pläne eingeweiht. >Wa» steckt hinter diesem Gerede? Di« polnische Regierung hat in den letzten Monaten große Bestellungen bei der fran- zösischen und tschechoslowakischen Kriegsindustrie gemacht. Es hierin der Presse, Japan brauche dieses Kriegsmaterial, in der Tat soll aber die bestellte Kriegsware bis Mittend«» kom menden Sommers nach Warschau geliefert werden. Gleichzeitig hat,Polen in Amerika 8000 Lastautos für sofortige Lieferung gegen bar bestellt. Polnische Regimenter aus der Ukraine und Orderen südlichen Gebieten sind während der letzten Monate un- Wochen an d«n Grenzen Danzigs, West- und Ostpreußens und Oberschlesien« konzentriert worden. Das polnische Heer fst von einem ausländischen Militärattache als „schon -u drei vierteln mobil" bezeichnet worden! Die Strafanträge im Uralzeff-Prozetz. Berlin, 19. April. In dem Prozeß gegen Uralzeff und den Rechtsanwalt Dr. Türk wegen Betruges gegenüber der Raiffeisenbank beantragte der Staatsanwalt gegen Ural- zeff wegen fortgesetzten Betruges 1 Jahr 6 Monate Gefäng nis und gegen Dr. Türk 6 Monate Gefängnis. Der Staatsanwalt übte scharfe Kritik an der ehemaligen Leitung der Raiffeisenbank. Wenn man für Darlehen 40—50 Prozent, in einzelnen Fällen bis zu 100 Prozent, Zinsen nehme, dann könne man nicht glauben, daß ein Kaufmann, der so hohe Zinsen zahle, auch völlige Sicherheit geben könne. Die Bank sei so schlecht organisiert gewesen, daß die leitenden Persönlichkeiten sich gar nicht um die Millionenkredite, die gegeben wurden, kümmern konnten. Uralzeff könne man nicht allein die Schuld an dem Zusammenbruch der Raiffeisenbank zuschieben. Der Fall Uralzeff bilde nur einen Bruchteil der Desamtverlust« der Bank. England röchnek Ächt mehr m» Lridnken. Loudon, 19. April. Im Unterhaus erklärte Cha mb er- lain, das gegenwärtige Budget enthalte keine Vorkehrungen für den Empfang von Repa rationen und alliierten Kriegsschulden oder für die Zahlungen der eigenen Kriegsschul den Englands. Es behandele diese Angelegenheit als chwebend. Die zukünftige Lage hänge von dem Ergebnis der Lausanner Konferenz ab. Seiner Ansicht nach sei es am besten, ich im gegenwärtigen Augenblick von allen Reparationsange- egenheiten freizuhalten. Dieses Vorgehen bedeute nicht, daß die englische Politik in dieser delikaten Frage irgendeine neue Entscheidung getroffen habe. Severings Ablenkungsmanöver. Berlin, 19. April. Die Durchsuchungsaktion bei verschiedenen kommunistischen Organisationen erstreckt sich bisher auf etwa 80 bis 40 Geschäftsstellen und Büros des Kommunistischen Arbeiterschiitzenbundes und des sogen. Antifaschistischen Kampfbundes. Das Karl-Liebknecht-Hyus und die Arbeitersportvereine werden von den Durchsuchun gen nicht betroffen. Insgesamt wurden bei 35 verschiedenen Stellen Haussuchungen durchgefiihrt. Die Sichtung des be schlagnahmten Materials wird längere Zeit in Anspruch nehmen. Die gefSlschle Äaiferhofrechnung. München, 19. April. Ueber die seinerzeit vom Hinden burg-Ausschuß (!) als Wahlpropaganda benutzte gefälschte Kaiserhof-Rechnung Adolf Hitlers ist nunmehr eine gerichtliche Entscheidung des Amtsgerichts München her- Leigeführt worden, in der festgestellt wird, daß die gesamte Rechnung und die Veröffentlichungsurkunde dem ganzen In- halt nach eine plumpe Fälschung darstellt. Das Rech nungsformular ist aus der Rechnungsabteilung des Hotels „Kaiserhof" entwendet worden. München, 19. April. Die Reichsleitung der NSDAP, und der Vorsitzende des Vereins Hitler-Iugend, Dr. v. Ren teln, haben den Rechtsanwalt Frank II beauftragt, mit allen rechtlichen Mitteln gegen das Verbot der Hitler- Jugend vorzugehen, das durch die Notverordnung des Reichspräsidenten über die Auflösung der SA. nicht gedeckt werde. O Königsberg, 19. April. Wegen der Vorgänge auf dem Königsberger Bahnhof am 31. März 1931, bei denen Prinz August Wilhelm von Preußen von Polizeibeamten miß handelt wurde, ist jetzt durch Beschluß des Oberlandesgerichts die öffentliche Anklage wegen Körperverletzung im Amt gegen den Hauptbeschuldigten, Polizeimajor Krüger, erhoben worden. Darmstadt, 19. April. Der hessische Landtag hat den nat.- soz. Antrag auf Auflösung des Landtags abgelehnt. Ivar Kreuger gar nicht tot sei, sondern auf Su- matra, nach einer anderen Meldung in Moskau lebe. Di« ' - Gerüchte sind vielleicht dadurch entstanden, daß die Unter- isuchungskommission sich alle Papiere über den Tod Iva« Kreugers von Paris hat schicken lassen. Ruflenverhaftungen ln Chardin. Eharbin, 19. April. Hier sind etwa 5 0 russische Staatsangehörige sowie über 200 Chinesen plötzlich verhaftet worden. Als Grund wird das Attentat auf den japanischen Truppenzug bei Chardin angegeben, bei dem 14 Japaner getötet wurden. »Einmal Kommt -er Lag .. " «Nenstet«, 19. April. Adolf Httler traf heute mit dem Flugzeug au» Königsberg hier «in, um in Iakobsberg ein« Rede zu halten. Tausende von Zuhörern waren erschienen. In seinen Ausführungen erklärte er: Am 24. April wird um Deutschland als Volksgemeinschaft gekämpft Es ist nicht mein Stolz, daß ich als unbekannter Soldat eine Bewegung geschaffen habe, sondern daß sie sich millionenfach verbreitet und daß in ihr alle Berufsstände und Konfessionen vertreten sind. Ehemals hat man Könige gestürzt, weil sie verantwortlich gewesen sind, heute wirb man die Parteien stiirzen, die verantwortlich sind. EinmalkommtderTag, an dem wir uns mit ckm Männern auseinandersetzen wer den, die heute verantwortlich sind. Wenn ich am 24. Apri siege, verspreche ich Ihnen, daß am 25. April die neue Arbeit beginnt. Von Allenstein begab sich Hitler nach dem Tannenberg- Denkmal und von dort weiter nach Ortelsburg. Abends sprach er in Lyck. * Lügenpropaganda. München, 19. April. Zu einem in der „Münchener Post" unter der Ueberschrift „Die Tscheka im Braunen Haus" er schienenen Artikel hat der Reichsschatzmeister der NSDAP, dem Matte eine Berichtigung zugesandt, in der er erklärt, daß er niemals von dem'Bestehen einer angeblichen Zelle „G" innerhalb der NSDAP. Kenntnis erhallen habe. Er habe auch nie an den Führer der „Mvvdkonnnandos" Geld ge- schickt. Cr habe seinen Rechtsbetstand beauftragt, gegen die „Münchener Post" Strafanzeige zu erstatten. Weiter teilt die RekchslNtung der NSDAP, mit, dich weder- im « Btaunen Haus noch in einer sonstigen Stelle der NSDAP, ein« „Tscheka", eine Zelle „G" oder sonst eine Organisation be stehe, die die angebliche Aufgabe dieser Zelle „G" zu erfüllen habe. Der Kreuger-Skatt-m Stockhol«, 1y. April. Die Zeitung«» bericht«» au« Lon don, daß die Morgan-Grupp« schon seit einiger Zeit di« schwach« Stellung de« Kreuger-Konzerns kannte und wegen Kursverluste, «inen Schadenersatz von 10 Millionen Dollar fordert«, da Kreimer nicht imstande »ar, den vertraglich festgelegten Mti«»tausch von 600000 L. M. EriksonEien mit 400 000 International Telefonaktlen durch- -«führen. Rach derselben Londoner Meldung wollte Morgan bi« Abreise Kreuger« au« R«uyork v«rhin- dern und unterrichtete sogar di« Polizeibehörden über die betrügerische Aktion Kreugers. Schließlich glückte es diesem, die notwendigen Geldmittel aufzutreiben. Da« Bankhaus Lee, Higginson L Co. «ar inzwischen so miß - trauisch geworden, daß man Direktor Durant mit Kreuger nach Europa schickte, um an der Pariser Konferenz teilzuneh- men. Dor dieser Konferenz nahm Kreuger sich bekanntlich das Leben. In R om wird zu den Fälschungen amtlich mitgeteilt, daß Kreuger Ende 1930 der Italienischen Regierung mittelbare Vorschläge für eine gegen ein Gtreichholzmonopol zu gewäh- rende Anleihe gemacht habe. Di« italienisch« Regierung habe dieses Angebot jedoch abgelehnt. Zwischen der italienischen Regierung und Kreuger hätten keine geschäftlichen Beziehun. gen bestanden. In Kopenhagen wurde das Gerücht verbreitet, daß -öltermann wieder bei Groener. Berlin, 20. April. Reichsinnenminister Groener empfing gestern abermals den Bundesführer de« Reichsban- ners, Höltermann, um di« Durchführung de» vom Reichsbanner eingeleiteten Abbaues der Sonderorganisatio- »en zu erörtern. Leipzig, 19. April. Im Spionageprozeß gegen die Bremer Kommunisten vor dem Reichsgericht wurde heute das Urteil gefällt. Der Techniker Hofmann aus Hamburg er hielt vier Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust, der Tischler Fink zwei Jahre Zuchthaus, fünf Jahre Ehrver lust und der Fräser Lehmann zwei Jahre Zuchthaus und fünf Jahre Ehrverlust. Die Eheleute Quandt wurden freige sprochen. Berli«, 19. April. De« Reichsarbeitsminister hat den beteiligten Ministerien einen Erlaß zugeleitet, der sich dem »om Siedlung saus schuß -es Reichstags ge- faßten Beschluß anschließt, wopäch Anter Berücksichtigung der besonderen Verhältnisse des einzelnen Pachtfalles eine allge meine Pachtpreissenkung vorgenommen wird. Es ist ferner ein Kündigungsschutz für diejenigen Pächter vorgesehen, die infolge der besonderen Schwierigkeiten des letzten Jahres ihre Pachtleistungen nicht voll erfüllen konnten und denen des- bald der Pachtvertrag gekündigt worden ist. Kaiserslautern, 19. April. In mehreren Straßen der Stadt kam es heute zu Zusammenrottungen von Kom- munisten, wobei auch Sprechchöre in Tätigkeit traten. Die Polizei war den ganzen Tag über bemüht, Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Friedrichshafen, 20. April. Nach einem Funkspruch des ,Graf Zeppelin" befand sich das Luftschiff um 1 Uhr rüh MGZ. auf 7 Grad 30 Minuten Nord und 28. Grad 32 Minuten West. Die Stundengeschwindigkeit beträgt 80 See- meilen. London, 19. April. Die britisch« Regierung hat durch hren Botschafter in Berlin wegen der deutschen Kohlen- einfuhrbeschränkung Vorstellungen erhoben. Buenos Aires, 19. April. Bei einem Brand im Ma rinearsenal erfolgte eine Reihe von Explosionen, durch die das Hauptgebäude des Arsenals und fünf Schuppen zerstört wurden. V««N», 19. April. Der Aeltestenrat de» ist nunmehr für Dienstag, -«» LS. April, nachmit einberufen worb«». Auf b«r Tagesordnung steh setzuno du Termin« d«r nächsten Relchstagssttzung. Breslau, 20. April. Vor dem Oberlandesgericht hatten sich die Arbeiter Hiemer und Scholz wegen Landes verrats zu verantworten. Scholz wurde zu vier Jahren, Hiemer zu zwei Jahren Zuchthaus verurteilt. Beiden Ange- Nagten wurden die bürgerlichen Ehrenrechte auf fünf Jahr« aberkannt. Kapstadt. 19. April. Im südafrikanischen Repräsentant«»- Haus erhob der Führer der Südafrikanischen Partei, Sonera! Smuts, scharfe Vorwürfe gegen die Regierung wegen ihrer ustimmunq zum Gebrauch der deutschen Sprach« als »ritter Amtssprache in Südwestafrika. E« sei lar, daß bei Durchführung der Bestimmung die Deutschen in Südwestafrika bevorzugt würden, während die aus Südafrika ommenden Beamten ungünstiger behandelt würden, da sie »es Deutschen nicht mächng seien. General Hertzog vertei digte die Maßnahmen der Regierung und betonte, daß Süd- sein« Beamten selbst bezahle und daher in bezug Ernennung »nd Auswahl frei« Hand hab«.