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«r SS. 4. Marz «ssr. Srzgebirgischer Dolksfreuno. Verlag: T. M. Gärtner. Aue. Veldla». D Oertltche Angelegenheiten. Wie die Relchsprästdentenwahl erfolgt. Innenminister Groener hat in einem Rundschreiben an die Landesregierungen Mitteilungen Uber di« tech nischen Einzelheiten ftir di« Wahl gemacht und auf di« bestehend«» gesetzlichen Bestimmungen hingewiesen. Di« Gtimmz«ttel müssen alle zugelassenen WahlvorschlSge mit Vor namen und Zunamen, Stand oder Beruf und Wohnort des Anwärters enthalten. Der Minister hat Vorsorge getroffen, daß die Stimmzettel für das ganz« Reich einheitlich abgefaßt werden. Im Abstimmungsroum dürfen Plakate oder Aufrufe von Parteien auf keinen Fall aushängen. In Kranken, und Pflegeanstalten sollen nach Möglichkeit selbständige Stimm bezirke gebildet werden, lieber di« Abstimmungszeit gibt der Minister bekannt, daß in Stimmbezirken mit weniger als 1000 Einwohnern eine kürzere Stimmzeit, jedoch mindestens «ine sechsstündige Abstimmzeit, festgesetzt werden kann. Diese Frist darf nicht später als 11 Uhr vormittags beginnen, und nicht vor 4 Uhr nachmittags beendet sein. Die Wählerverzeich nisse sind so auszulegen, daß sie, falls ein zweiter Wahlgang erforderlich wird, in kürzester Frist durch Nachtragung der inzwischen zugezogenen und bis zum zweiten Wahlgang wahl fähig werdenden Personen ergänzt und so für diesen Wahl gang schnellstens auslegungsbereit gemacht werden können. * Das Wetter in der nächsten Woche. In der vergangenen Woche kam es besonders im Mittelgebirge und seinem Dor- land zu häufigen, in höheren Lagen ergiebigeren Schneefällen, wobei die Morgentemperaturen nur wenig unter Null fielen. Mit dem Abzug der Tiefdruckstörungen dchnte sich dos nord- westeuropäische Hoch über ganz Nordeuropa aus. Am Süd- Hang des Hochs gelegen, wurde das Erzgebirge seit Sonntag von östlicher Kaltluft überschwemmt. Der Temperatursturz brachte wieder starken Frost. Infolge der tagsüber ungehin derten kräftigen Sonnenstrahlung ließ der Frost in den letzten Tagen merklich nach, im übrigen hat sich die Hochdruckwetter lage erhalten. Dis Ende der Woche ist mit fortschreitender Erwärmung und stärkerer Bewölkung zu rechnen. In der Atmosphäre vollzieht sich zur Zeit eine Umstellung. Die warme südliche Höhenströmung setzt sich nach unten durch und beendigt die Frostperiode. Polare Tiefdruckstörungen befördern mari time Kaltluft südwärts. Dadurch dürfte das schöne Hoch druckwetter für uns um die Wochenwende aufhören. Das seit Wochen Uber Nord- Lzw. Nordwesteuropa stehende Hock zieht bereits nach Südrußland ab. Das Wetter wird wieder unbeständig werden und zu Niederschlägen neigen. Es ist aber möglich, daß «die nordamerikanische Hochdruckwelle von der aus dem Polargebiet nachfließenden Kaltluft nach Europa vorgetragen wird, so daß in der zweiten Wochenhälfte bei sinkenden Temperaturen wieder mit einer wesentlichen Besserung gerechnet werden könnte. Au«, 4. März. Zur Wahl der Elternvertreter für den Schulausschuß, über die wir im Stadtverordneten- sitzungsberickt unlängst Mitteilung machten, erfahren wir, daß der Wahlprllfungsausschuß jetzt das Ergebnis festgestellt hat. Danach sind gewählt die drei von den Bürgerlichen vorgeschla genen Vertreter Iugendsekretär E. Dittmann, Lutherstr. 17, Bäckermeister Voigtmann, Pfarrstr. 24, und Ofensetz meister W. Philipp, Schneeberger Str. Auf die Vorschläge der Nationalsozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten ist kein Sitz entfallen. Aue, 4. März. Der Dürgerveretn von 18SS hielt im Dereinsheim „DUrgergarten" eine gut besuchte und mit reichhaltigem Programm ausgestattete Monatsversamm lung unter der Leitung seines Vorsitzenden Walter Lenk ab. Der Verein erfreut sich in letzter Zeit eines erheblichen Auf stieges. Mit lebhaftem Interesse wird seine Tätigkeit in der Bürgerschaft verfolgt. 'Die laufend eingehenden Neuanmel- düngen geben am deutlichsten Zeugnis von dem Vertrauen, das die Bürger zu den Bestrebungen des Vereins haben. In der Versammlung wurde Entschließung gefaßt über die An- nähme einiger dem Verein in letzter Zeit zugeflossenen Stif- tungen im Gesamtbeträge von 4500 RM. Die Stiftungen stammen sämtlich aus dem Kreise der Vorstandsmitglieder des Vereins sie sind bestimmt zur künftigen Unterhaltung des ge planten Bürgerheims. Den Gönnern wurde durch den Vor- stand der tiefste Dank namens des Vereins ausgesprochen. Ihr Opfersinn ist wahrhaft vorbildlich, und es ist nur zu wünschen, daß sich ihnen noch weitere Opferwillige anschließen werden Dann dürfte es dem Verein in nicht allzuferner Zeit wohl möglich sein, an den Bau des Dürgerheimes, wozu die Vor arbeiten bereits im Gange sind, heranzutreten. Der Dor- sitzende des DUrgerheimausschusses, Stadtrat Mehlborn, entwickelte einen Plan Uber künftige Verbesserungen und Neu- anlagen im Dürgerheimgrundstück, sowie über seine Gestal- tung und Einteilung für den künftigen Zweck. Der Plan fand lebhaftes Interesse rm Kreise der Mitglieder. Es wurde ein stimmig beschlossen, die Durchführung unverzüglich in Angriff zu nehmen. Den unermüdlichen Bemühungen des Vorsitzen- oen des Dürgerheimausschusses ist im besonderen die lebhafte Entwicklung des DUrgerheimgedankens in letzter Zeit zu ver- danken. Abschließend fanden noch einige innere Dereinsange- legenheiten Erledigung, desgleichen wurde das Programm für die künftige Tätigkeit des Gesamtvorstandes und des Bürger- Heimausschusses festgelegt. Die Monatsversammlungen des Vereins finden regelmäßig am letzten Montag jeden Monats im Dürgergarten statt. Es ist ihnen ein recht guter Besuch und eine lebhafte Anteilnahme seitens der Dereinsmitglieder zu wünschen. bf. Grünhain, 4. März. Anstelle des beurlaubten und in den Ruhestand tretenden Postmeisters Friede übernahm Post- meister Scheibe aus Oelsnitz i. E. die Leitung des hiesigen Postamtes. Niederschlema, 4. März. Der Militärverein „Ka meradschaft" hielt in der »Hentralhalle" seine Jahres- Hauptversammlung ab, die sich eines sehr guten Besuches er- freute. Die Versammlung wurde durch den 1. Vorsitzenden Kam. Otto Baumann geleitet. In einer längeren Bcgrü- ßungsansprache kam er auch auf die Reichspräsidentenwahl zu sprechen. Lr forderte die Kameraden auf, als treugedlente alt» Soldaten auch hier ihre Pflicht zu tun und dem Kandidaten ihre« Vertrauens die Stimm« zu geben. Weiter gedachte der Vorsitzende in pietätvollen Worten des verstorbenen Königs und Protektors Friedrich August, ebenso der verstorbenen drei Kameraden. Als Schriftführer erstattete Kam. Walter Salzer einen ausführlichen Jahresbericht, der mit Beifall ausgenom men wurde. Der umfangreiche Kassenbericht wurde von Kam. Arno Dachmann vorgetragen. Die Kassenverhältiss« sind noch gut. Dem Schriftführer und dem Kassenwart wurde vom Vorsitzenden für Ihre Arbeit im Namen des Vereins herzlichst gedankt. Für den ausgeschiedenen 2. Vorsitzenden Kam. Franz Süß wurde Kam. Guskis Günther gewählt, und für den durch die Wahl von Kam. Günther zum 2. Vorsitzenden frei gewor- denen Posten als Beisitzer Kam. Rudolf Philipp als Beisitzer in den Vorstand gewählt. Sonst sind in der Besetzung der Dorstandsäpiter kein« Aenderungen eingetreten. Als Neu« erscheinung wurde eine Frauengruppe gegründet, zu bereit Obmann Kam. Albert Mehlhorn ernannt wurde. Ls wurden folgende Kameraden geehrt: Bruno Heidel mit dem Ehren- kreuz für 25jährige Mitgliedschaft und Paul Geithner mit der Kyffhäuser-Denkmünze. Mit markigen Worten und Ermahnung zur Treue schloß der Vorsitzende dann die Hauptversammlung. b. Lauter, 4. März. An der öffentlichen Leuchtreklamc- säule auf dem Postplatz war kürzlich zum wiederholten Viole eine Glas täfel von unbekannter Hand zertrümmert worden. Der Ortspolizei ist es gelungen, die Täter festzu- stellen— Das Verzeichnis der im Orte gehaltenen zuchtfähigen weiblichen Rinder, welches der Beitragszahlung für die staat liche Schlachtvieh Versicherung zugrunde gelegt wird, liegt vom 5. bis 19. März im Rathaus, Zimmer 14, für di« Beteiligten aus. Einsprüche können nur innerhalb dieser Frist erhoben werden. — Gesuche um Befreiung von der Miet, zins st euer müssen von allen, die bis Ende März von der Zahlungspflicht befreit sind, in der Zeit vom 10. bis 15. März erneuert werden, wenn die Steuerfreiheit aufs neue bean- sprucht wird. Formular« hierzu können während dieser Zeit beim Steueramt entnommen werden. t. Bockau, 4. März. Der Frauenverein gestaltete seine am Mittwoch abgehaltene Versammlung im „Waldschlöß chen" zu einer Gedenkstunde für Wolfgang von Goethe. Der Saal war vollbesetzt. Der Kurator, Schulleiter Ficker, gab in der Begrüßungsansprache seiner Freude über die rege Anteil nahme in beredten Worten Ausdruck. Zunächst gedachten die Anwesenden des verstorbenen Mitgliedes Frau Bahnhofs- vorstand Krügel. Man ehrte ihr Andenken durch Erheben von den Plätzen. Als neues Mitglied wurde Frau Johanne Bauer begrüßt. Im Mittelpunkt des Abends stand ein anschaulicher und lehrreicher Vortrag mit Lichtbildern von Lehrer Schnei der. An Hand einer Reihe von Bildern, die Reichskunstwart Redslob zusammengestellt hat, ließ er den Menschen Goethe vor uns erstehen. Er schilderte, wie Goethe über das Eng- Bürgerliche seines Frankfurter Elternhauses hinauswächst, in Weimar zum weltgewandten Hof- und Staatsmann Heym- reift, dann aber durch Forschen und Kämpfen die höchsten Höhen reinen Menschentums ersteigt: Zum Weisen von Wei- mar pilgern die Edelsten und Besten aller Welt. An Dich. »Du, unsere Marianne hat'S ihm angetan, dem Alten. Blinzelt wie ein verliebter Kater, wenn er von ihr spricht. Hat mir Schmuck gezeigt, den er für sie gekauft hat. Alle Ächtung, du... Richtet die Wohnung ein... erste Firmen, sag' ich dirl Pferd und Wagen soll sie haben... tjawoll, Madame Lindlteb!... Werden also in der Equipage Ihrer Tochter Unter den Linden herumkutschieren, wie ich Sie kenne, Frau Lindlieb." Ulrike hob ihr Gesicht zu ihm empor und schmiegte sich an ihn. Sie schmolz, wenn Sonne schien, sand dann auch die Heiterkeit junger Tage wieder. »Tu bist doch ein Kluger!" Und sie streichelte seine Wange, wiewohl sie unrasiert war, ohne eine Bemerkung zu machen. Warm und wohlig lehnte ihr Kops an seiner Brusttasche, die fünfzehntavsend Mark barg. Das böse, häßliche Geld! Wieviel Leid hatte sein Fehlen schon gebracht, und wie herrlich war es, wieder mal aus dem vollen schöpfen zu dürfen... Und wieder türmten sich in ihrer Vorstellung Berge von Linnen, Spitzen, Stoffen. »Fünfzehntausend Mark", sagte sie träumerisch. »Und die hat er dir so einfach gegeben?" „Ganz einfach. Gegen Wechsel, einlösbar am Tage nach der Hochzeit. Also eigentlich nur ein Abzug von der Summe, zu der er sich verpflichtet hat.. „Er ist doch ein seiner, lieber Mensch. Meinst du nicht, Gustav?" „Ja, Ulrike... fein ist er... das muß ich wohl sagen. Wenn er als Gast käme, die Fiirstenztmmer wären mir nicht zu gut für ihn." „Und du kennst dich auS in Menschen, Gustav..." „Ich meine doch, Ulrike..." Sie waren beide sehr glücklich und sehr einig, der Gustav Lindlieb und seine Frau... Nun verlangte ir aber auch nach Franziska. Die wirtschaftete im Betrieb herum mit glühenden Backen und glänzenden Augen. ES waren neue Gäste angekommen, ein Pärchen. Anspruchsvolle junge Groß« städter, die ihr Glück in dem „verlorenen Nest" mit mög lichstem Komfort auskosten wollten. Franziska besaß den „Blick" des Vater-; sie wußte ihnen die geeignetsten Zimmer, die verborgenste Risch«, die besten Sessel, den kleidsamsten Lampenschirm, die hüb schesten Blumen und die freundlichste und harmloseste Be dienung zu geben. Lindlteb hatte nichts auszusetzen. Brauchte nur mit seinem gerundeten Rücken, höflich grüßend, vorbelzugehen und die fein getroffene Weinauslese auf Temperatur zu prüfen. „Wo ist denn dein Doktor, Mädel?" „über Land. Aber um zehn wird er Wohl zurück sein. Und dann..." „Was dann?" Sie lachte ihm iy die Augen hinein. -Äa. da«V.gi«'S doch Verlobung!" „Meinst du...^ , „Mein' ich. Das kriegen wir oann schon." Gustav Lindlieb wendete sich rasch ab. Wie das so klang ans dem jungen Mund seines prächtigen Mädels!... „Na ja... richte den Tisch hier unten... Die vom »Stamm'... muß ich dazubitten. Hilft nichts. Laß ein Dutzend Henckel kalt stellen und ein bißchen was Salziges aufbauen. Wenn dein Doktor kommt, kann's losgehen. Spring' 'rauf — sag's der Mama." Nun war's gesagt, beschlossen. Nun war's unab änderlich. Lindlieb biß die Zähne fest aufeinander unt machte seine Runde. „Werden die Herrschaften gut bedient?"... „Haben dte Herrschaften wohl gespeist?"... »Wünschen die Herr schaften einen Mokka?" Wie er es durch viele Jahre hindurch gemacht hatte. Immer mit dem gleichen Lächeln, dem gleichen Tonfall. Gegen zehn hielt das Doktorwägelchen vor der „Gol denen Krone". Doktor Menck, in verdrücktem Anzug, in durchweichten, Kragen, grau vor Hunger und Müdigkeit, betrat den Saal der „Goldenen Krone". Franziska lief ihm entgegen, zog ihn in die große Nische, wo der Tisch festlich mit Blumen geschmückt war und die Sektkelche standen. „Du, Rupert.... jetzt wird verlobt." »Heute?... Gleich jetzt am Abend? Na — nicht- zu machen. Bin verdammt müde... Schaff' mir nur erst was zu essen und ein Glas Bier." Für die Dauer eines Augenzwinkern- flog'- wie Schatten über ihr Gesicht. Gleich darauf aber lief sie in die Anrichte: „Ein Schnitzel für den Herrn Doktor — rasch — und ein Glas Münchner sofort", rief sie mit Heller Stimm«. „Du bist eine!", murmelte Lindlieb und wußte selbst nicht, ob Arger oder Bewunderung aus ihm sprach. Aber den Doktor hatte er im Magen. „Burgunder warm stellen!" brüllte er dazwischen. Den Sekt sollten andere sausen. . . * Tage waren es, voll Sonnenschein und Glück, auch wenn Franziska ganz allein vor sich herschnurren mußte, wie ein sonnendurchwärmtes Kätzchen, und wenn es auch manchen Streit gab mit dem Liebsten, um dies und jenes. Rupert Menck mußte schließlich zugeben: Sie wußte mehr vom Tagesgebot und Tagesbedarf, als er, die praktische Wtrtstochter. So stritt er nur noch um des Ansehens willen, das er nicht verlieren wollte, und gab nach — hohettsvoll, nur um ihr „den Willen zu lassen", wie einen» verwöhn ten Kinde. Im Giebelzimmer des dritten Stocke- saßen zwei arbeitsame, alte Mädchen: Schneiderin und Wäschenäherin. Die MMine raffelte den ganzen Tag, und Franziska Kes sich vle Hacken ab mit dem rauf tlnd runter. Fra« Lindlieb aber stickte Monogramme: «in flotte-, rankiges F in ein breite-, behäbiges M. Abends deckte sie den „Kindern" einen zierlichen „privaten" Abendbrottisch neben dem blauen Zimmer. Aber Doktor Menck ließ oft warten — eine Stunde und mehr; kam dann, mit Kot an den Stiefeln, von irgendwoher angestapft; schlang hinunter, wa- auf dem Teller lag, erzählte den letzten Fall, schimpfte über die Weiberzimperlichkeit, die den Arzt mehr fürchtet al- die Krankheit, über den „Dreck" in niederen, ungelüfteten Bauernstuben; nannte das Kind beim Namen, und wenn Frau Ltndlieb den Kopf schüttelte: „Aber Rupert...!", dann gab's> Geplänkel. Franziska nahm's nicht schwer, wenn er sagte: „Laßt mich zufrieden mit eurer Vornehmheit. Vor Gurkensalat mit saurer Milch sind alle gleich." Aber Frau Lindlieb wußte: lange würde sie nie Gast sein bet den jungen Mencks, fühlte auch, daß der Schwieger sohn wenig Lust haben mochte, ein Drittes und Vierte- zwischen sich und seine Frau zu stellen — wenn's nicht dte eigenen Kinder wären. So rasselte die Maschine dem Abschied entgegen — nicht dem Gustav Lindlieb allein, auch seiner Frau. Frohe, wehmutsvolle Stunden gab's noch, als Rupert Menck nach Berlin reiste. Da hatte man das Mädel noch mal ganz für sich — dte letzten Wochen. Locker saß dte Weiße Wirt« schaftSschürze mit den langen Ärmeln um Franziskas mollige Gestalt, die Gürtelbänder kaum verschlungen. Immerzu klang e- herunter von der oberen Treppe: „Franziska! — Anprobieren!..." Dem Lindlteb, wenn er's hörte, schnitt es in dte Ohren wle mit Messern. Aber Franziska vergaß die WlrtSstube nicht um der Eitelkeit willen; nur die Wangen glühten heißer als sonst von so viel Abhetzerei. Doch zu den Gästen war sie noch freundlicher. Auch zum Nachfolger von Rupert Menck. Sin kleines, dürres Männchen war eS, das sparsam einen Schnitt trank, um seinen vier Kindern das Brot nicht zu kürzen. Er kam aus einer gesunden Gegend, von Bauern, die sich mit Hausmitteln durchs Leben drückten und sich in der Sterbe stunde vor den Beerdigungskosten graulten. Franziska gab ihm gute Ratschläge, fragte auch nicht: „Noch ein Bier gefällig?" Den mußte Sterngau erst her- auSfüttern, ehe er drauflosbestellen konnte, und sie legte beim Vater ein gutes Wort für ihn ein. „Auch wenn's großartig wird in der.Goldenen Krones den Doktor Beckerle mußt du mir nicht hochschrauben... hörst du? Vier Kinder! Und Arbeit wie mein Rupert.., Also ich bitt' mir'S auS! . . ." „Nettes Vermächtnis! . . .' Lindlieb setzte sich zu ihm an den Tisch. Trank seinen Burgunder neben ihm und schenkte ihm ein Glas voll. Bet jedem Schluck, der dein Manne durch dte Kehle rann, dachte er: Das Mädel... Weitz nicht, wem er'S dankt, datz er «lut in die Adern kriegt! Manchmal gab's einen Seufzer mitten unter dem Laufen. Sorgen, Kommandieren, Anprobleren und Lachen. -Ja... was devnL Fehlt'- doch wo?_" (Fortsetzung folgt.!