45 mit sich keiner zu sehr an seinen Ort gewöhne, sondern lernen und stets bedenken möge, daß er nichts besitzt und auf diesei Welt bloß ein armer Pilger ist. Bekommt man eine solche Versetzungsordre, so nimmt man den Hut und den Mantel, packt ein Paar Schuhe, einige Bücher und Taschentücher in einen kleinen Handkoffer, nimmt den Schirm in die Hand und fährt mit dem nächsten Zuge an seinen neuen Bestimmungs ort, wo unterdessen alles vorbereitet auf ihn wartet. Dort ar beitet man wieder weiter, als wenn gar nichts vorgekommen wäre, bis man nach kürzerer oder längerer Zeit wieder weiter zieht. Viel Mühe mit Umziehen hat man also im Kloster nicht; binnen fünf Minuten ist man zum Auszuge bereit. Das sind im wesentlichen die Regeln, Vorschriften, Satzungen und Gebräuche der Dominikaner-Mönche. Manches davon wird in folgendem noch näher ergänzt und beleuchtet werden. Der junge Novize. Bruder Leonardus! Das Kloster zu O in dem unser junger Novize sein Noviziat durchzumachen hatte, gehörte nicht von Anfang an dem Orden an. Die Dominikaner besaßen vielmehr früher ein anderes, viel schöneres Kloster in O . . . . Kaiser Josef II. jedoch hat es den Mönchen weggenommen und dem Erz bistum übergeben. Das betreffende Gebäude liegt auf dem schönsten und höchsten Platze in der Stadt und besitzt eine sehr große, mit Gemälden und Fresken reich ausgestattete Kirche. Die drei großen Kuppeln dieser Kirche sind stnden- weit im Umkreise sichtbar und bilden eine der schönsten Zierden der Stadt. Dieses ehemalige Kloster war seinerzeit der Mittelpunkt aller Dominikanerklöster der mährischen Provinz; an 300 Mönche bewohnten es. Gegenwärtig befindet sich darin die erzbischöfliche theo logische Fakultät mit dem Alumnat, und die Dominikaner-