17 in rosiger Stimmung kam abends Gottfried bei seinen Eltern an und verkündete ihnen feierlich : „Ich gehe unbedingt ins Kloster!“ Voll heiliger Scheu blickten ihn die Seinen an. Sie sahen in diesem Augenblick in ihm wohl schon im Voraus den gefeierten Missionar, den großen Heiligen, der ihnen und dem ganzen Lande zur Ehre gereichen werde. Ungefähr eine Woche später kam eine Einladung an Gott fried, mit welcher er zu einem bestimmten Tage zu der „kleinen Prüfung“ ins Kloster eingeladen wurde. So fuhr er denn wieder nach Olmütz, diesmal aber allein; keiner seiner Kollegen fuhr mit, denn einem jeden war ein anderer Tag an gewiesen worden. Er wurde von dem Pförtner in den ersten Stock des Klostergebäudes hinaufgeführt, in ein geräumiges, sehr niedriges Zimmer, wo er Platz nehmen und warten mußte. Im Nebenzimmer waren gedämpfte Stimmen zu hören, die eifrig diskutierten. Verstehen konnte man nichts. Endlich nach längerer Zeit traten zwei Mönche bei ihm ein. Einer von diesen war der Prior des Klosters, der andere, ein kleiner, sehr magerer, finster dreinschauender Mönch, war der Provinzial, Andreas Frühwirt, der Vorsteher sämtlicher Dominikanerklöster Österreichs. Nachdem Gottfried beiden die Hand geküßt hatte, legte er seine Zeugnisse vor. Beide betrachteten dieselben aufmerksam längere Zeit hindurch. Dann wurde Gottfried eine lateinische Bibel gereicht, aus der er mehrere Stellen übersetzen mußte. Dann wurden ihm mehrere Fragen vorgelegt, die er beantworten mußte: z. B. ob er verheiratet sei; ob er keine bindende Bekannt schaft habe; ob er keine Schulden habe oder einen geheimen körperlichen Fehler und dergl. Die Bedeutung dieser Fragen hat Gottfried erst später begriffen, nachdem er Einsicht in die Ordensregel gewonnen. Nachdem der Geprüfte diese Fragen, wie es schien, zur Zufriedenheit beantwortet hatte, wurde ihm erklärt, daß er auf genommen sei. Er möge in seinem Vaterhause noch solange bleiben, bis ihm die Nachricht von dem definitiven Eintritt ins Kloster zugeschickt werde. Mit der größten Liebenswürdigkeit wurde er dann entlassen. Unten bei der Pforte wurde er vom Pförtner erwartet und sofort in das bekannte Sprechzimmer Pater Leonardus. 2