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Die Mutter des Dominikus hatte während ihrer Schwanger schaft geträumt, sie habe statt des Kindes einen Hund geboren. Dieser Hund stand mit einem seiner Vorderfüße auf einer großen Kugel und hielt eine brennende Fackel im Maule. Was mochte wohl dieser Traum bedeuten? Nichts anderes und nichts geringeres als: Die Mutter wird ein Kind gebären und dieses Kind wird ein treuer, folgsamer Hund d. h. ein großer Diener Gottes werden. Er wird die heilige, alleinseelig machende römische Kirche bewachen, er wird bellen und wird beißen einen jeden, der, einem Diebe oder einem Räuber gleich, diese heilige Kirche irgendwie beschädigen will. Unter den Dieben und Räubern werden die Ketzer verstanden. Die große Kugel bedeutet die Erde, die Fackel bedeutet das Licht der Gelehrsamkeit, mit welchem das Kind die ganze Erde er leuchten wird. Alle Voraussetzungen sollen sich an Dominikus getreu erfüllt haben. Und was Dominikus tat, das tun seine „Söhne“, die Dominikaner, bis heute. Im Laufe der Zeit erleuchteten sie mit ihrer Gelehrsamkeit und mit ihrem Predigereifer die ganze Erde (so wenigstens wird es im Kloster gelehrt), sie bellen jeden Verdächtigen, der sich nicht im voraus als eifriger Römling dokumentiert, bedenklich an und, wenn nötig, beißen und zwicken sie auch wacker; sie haben seiner Zeit als Inquisitoren Tausende und Abertausende unschuldiger Andersgläubiger zerfleischt, erwürgt und auf Scheiterhaufen verbrannt. Mit der tiefsinnigen Deutung des erwähnten Traumes hängt auch das Wappen des Dominikaner-Ordens zusammen. Dieses bildet ein Kreuz, der Länge und der Breite nach halb weiß und halb schwarz, in dessen Mitte sich ein viereckiges Feld, ebenfalls halb weiß und halb schwarz, befindet. In dem untern, weißen Felde ist der fackeltragende Hund zu sehen, über welchem in das obere schwarze Feld hineinragend sich ein Palmen- und ein Lilienzweig, als Zeichen der Jungfräulich keit und des Sieges, befinden. Ein kleiner, weißer Stern in diesem schwarzen Felde versinnbildlicht die „Stella matutina“, den Morgenstern, der dem Sonnenaufgange vorangeht, welcher Name als Titel auch Maria, der Mutter Christi, beigelegt wird.