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Eine hohe Mauer umschließt einen ausgedehnten Garten, in dessen Mitte das Kloster und die Kirche sich erheben. Wenn man durch die hohe eiserne Gitterpforte eintritt, so hat man zunächst zu beiden Seiten den wohlgepflegten Klostergarten. Rechts den Obstgarten, links den Zier- und Nutzgarten. Beide sind durch einen hohen Zaun abgeschlossen. Ein mit großen Steinplatten ausgelegter breiter Weg führt mitten durch einen sauber gehaltenen Rasenplatz zunächst zur Kirchtür, ein eben solcher zu dem mehr im Hintergründe stehenden, von mächtigen, schattigen Bäumen umgebenen Klostergebäude. In dem Kloster, das ziemlich wohlhabend und im Besitze nicht unbedeutender Ökonomie ist, lebten nur einige Mönche. Ihr Leben war durchaus nicht streng zu nennen. Wegen ihrer geringen Zahl konnten sie die Ordens-Vorschriften nicht ganz innehalten. Sie verrichteten z. B. die vorgeschriebenen Gebete nicht gemeinschaftlich, auch an das Gebot der Fastenspeisen hielten sie sich nicht. Außer den eigenen kirchlichen Obliegenheiten halfen sie bei festlichen Anläßen in umliegenden Ortschaften mit allerlei geistlichen Funktionen aus und unternahmen gelegentlich wohl auch eine Mission. Im übrigen befaßten sie sich mit der Ökonomie, sowie mit der Pflege ihres schönen Gartens, wichen auch einem ehrbaren Karten- oder Kegelspielchen nicht aus und führten so ein gemütliches, behagliches Leben. In diese idyllische Ruhe war nun seit einiger Zeit ein frisches, reges Leben gekommen. Der Prior ließ Arbeiter und Handwerker kommen; Wege und Stege wurden ausgebessert; wo es irgend nottat, wurde frisch gestrichen, gemeißelt und geputzt. Als das vorüber war, fuhren an der Pforte Wagen mit einer Menge Tannen- und Birkenbäumchen sowie Tannen reisig vor. Alles das wurde abgeladen und in den Klosterhof gebracht. Unter kundiger und unermüdlicher Aufsicht des Pater Augustin richteten geschickte Männer die Bäumchen zu und befestigten sie zu beiden Seiten der gepflasterten Wege derart, daß dadurch prächtige künstliche Laubgänge entstanden. Der eine Gang führte in die Kirche, der andere ins Kloster. Auch im Innern der Kirche wurde der Gang zwischen den Bänken