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dächtigen an zu wählen. Der Segen des einen schien ihnen jedenfalls wirksamer oder kräftiger zu sein, als der eines andern. Während der eine junge Pater höchstens nur einige alte Mütter chen segnen konnte, fand bei einem andern förmlicher Andrang statt. Daß dies dem zurückgesetzten nicht gleichgültig war, läßt sich leicht begreifen. Bald drohte auch eine andere Gefahr. Es fand sich leider eine Anzahl meist jüngerer Frauenspersonen, welche des Segens gar nicht satt bekommen wollten. Täglich stellten sie sich ein, ja einige ließen auch untertags denjenigen jungen Pater zur Segensspendung rufen, von welchem ihnen der Segen am besten gefiel. Und wenn die Kirche nicht gerade offen war, so em pfingen sie den Segen in der Sakristei. Der Satan begann jedoch bald in dieser frommen Be schäftigung seine Vorteile wahrzunehmen. Unsichtbar zog er seine Fäden und seine Schlingen, das menschliche mit dem himmlischen, das irdische mit dem heiligen immer enger, immer bedenklicher verknüpfend, um in schwacher Stunde das Ganze als eine willkommene Beute in den Sündenpfuhl zu schleudern. Als aber der Klosterprior merkte, daß Gefahr im Verzüge sei, zerriß er mit einem Machtwort das ganze satanische Ge webe und machte dem Segenspenden seiner jungen Patres ein plötzliches, heilsames Ende. Der Primiziant. Das Domikanerkloster zu U . . . ., einem freundlichen Landstädtchen im östlichen Mähren, ist der Ort, in dem sich die nächsten Begebenheiten abspielten. Dieses Klosteristauf einermäßigen Anhöhe erbaut und kann, seinem Äußern nach, mit den in großen Städten sich befindenden oder den sonst bekannten Kloster-Palästen durchaus nicht rivalisieren. Man könnte es vielmehr für einen adligen Land sitz halten, wenn die danebenstehende Kirche nicht auf etwas anderes hindeutete.