Enthält: zahlreiche Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf dem fliegendem Nachsatz, auf Titelseite neben Verfasser handschriftlich von May mit Tinte: "(Hessen)"
Kapitel IV. Die Mahk des Stoffes. Der Stoff steht nicht zur freien Wahl. Nicht das, was uns persönlich, nein, was ganz andre Leute interessiert, empfiehlt sich zur Behandlung. Daß dieser einfach und selbstverständlich erscheinende Satz von fast allen Anfängern vernachlässigt wird, das ist so recht der Urgrund dramatischen Mißlingens. Ohne ein klares Ziel vor Augen, nur weil es sie „dazu drängt", beginnen sie, weißes Papier zu bekritzeln, um diesen Unfug nachher noch mit dem hochtönenden Namen „Goethischer Prozeß" zu beschönigen. In Wahrheit eignet sich zur bloßen Selbstbefreiung keine Kunstform so wenig wie die dramatische. Bleibt ein Gedicht auch unbeachtet, so hatte es durch sein bloßes Entstehen seinen Zweck schon erfüllt; findet ein Drama nicht den Beifall der Menge, so bedeutet das den verschwendeten Fleiß eines ganzen Jahres. Und dann ist es immer noch fraglich, ob der ^onIä-bs-Dramatiker den Ent schluß findet, nach dem ersten Versager diese gefährliche Be schäftigung aufzugcbcn; meist wird er dem Spieler gleichen, der verloren hat und seinen Verlust — man weiß, mit welchem Erfolge — durchaus wieder einbringen möchte.