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— 200 während das Balzens spannt er die Büchse. Sobald das Balzen vorüber, äugt der Hahn scharf umher, und nichts darf sich mehr rühren, sonst fliegt er, seiner Gefahr inne werdend, davon. Vor Gefahr will Konrad seinen Freund behüten, wenn er ihm, etwas gewaltsam, die Augen aufreißt, um ihn zu er- nnern, daß alle Hingabe an feierliches und gespreiztes Wesen Blößen aufdeckt, die nicht bloß den Wildvogel, sondern auch den Menschen der Vernichtung ausliefern können. Bolz ist cs, der „Hanswurst", der für den Pathetiker Oldendorf die Partie gewinnt, durch all die sinnreichen Anstalten zur Ver söhnung des Obersten. Mit Oldendorf kommt man bestenfalls bis zur Tribüne; mit Konrad Bolz durch die ganze Welt. Weshalb das Lustspiel, das er beherrscht, für unsern Zweck so lehrreich geworden ist, hat Alberti vor einigen Jahren in der „Zukunft" auseinander zu setzen versucht. Gustav Freytag, so etwa sagt er, habe mit glücklichem Griff aus unsrer werdenden Gesellschaft den einzigen wirklich reifen und überlegnen Typus gewählt, dem ein freies Lachen bereits anstand und der es auch von Andern vertrug: den Literaten arischer Abkunft gegenüber dem jüdischen Schmock. Die Bitter keit, die aus jenen Worten spricht, wird durch die Thatsache unverständlich, daß wenn von Ueberlegenheit, von Einfluß und wirklich ausgeübter Macht die Rede ist, diese heut ganz un zweideutig auf Seiten der Nachkommen des Schmock sich be finden. Allein in einem andern Punkt hat Alberti umsomehr das Recht auf seiner Seite, darin nämlich, daß in unsrer gährenden Zeit jeder Einzige viel zusehr Partei ist, um seine Anschauungen von der Gesellschaft in einem Lustspiel nieder legen zu können. „Aber ein Engel des Krieges ist kommen, Uns mit dem Schwerte die Lenden zu gürten," singt Ludwig Fulda in einem sehr hübschen Gedichte, welches schließt: