Enthält: zahlreiche Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf dem fliegendem Nachsatz, auf Titelseite neben Verfasser handschriftlich von May mit Tinte: "(Hessen)"
das Gefühl für die darunterhinlaufende Aktion nicht aufkommen kann. „Wallenstein" ist gesättigt, ich möchte fast sagen: über laden mit den Schätzen unsrer deutschen Gemüthsbildung. Das merkt man so recht, wenn die alten Kriegsknechte Butler und Gordon das Wenige, was sie in Wirklichkeit vorzubringen hatten, in markigen, klingenden, dem Ohr sich einprägenden Sentenzen von sich geben. Aus diesem Grund ist der „Wallen stein" so lang geworden, daß durch die nothwendige Ver- theilung auf zwei Abende das Stück um seine beste Wirkung gebracht wird und wir alle noch niemals haben entdecken können, was für ein wundervolles, spannendes Drama uns bislang vorenthalten ward. Nur wenn man es liest, wird man inne, wie unmittelbar die Handlung des Trauerspiels an den letzten Akt der „Piccolomini" sich anschlicßt. Karl Werder hat die nöthigen Striche vorgezeichnet, um den Ab lauf des Ganzen in einem Zug, an einem Abend zu er möglichen, und doch, meint er, würde die Vorstellung mindestens sechs Stunden in Anspruch nehmen, sodaß selbst Leute mit „sprudelndem Leben" etwas ermüden dürften, es sei denn, daß ein richtiger Mann den Wallenstein spiele, Einer wie Fleck es war. In diesem Fall, — wenn just das wcgbliebe, was die Spannung hemmt und verdeckt, und das endlich ein mal ganz und ungeschmälert zur Geltung käme, was Heinrich Hart sosehr zu mißachten scheint, — dann würde dem „Wallenstein" an grandioser Bühnenwirkung nichts mehr zu vergleichen sein. Ich glaube auch nicht, daß noch viele (wie das 1890 ge schah) „die Familie Selicke" nur wegen ihres Mangels an Spannung zur „großen Poesie" rechnen. Wäre das der Fall, so würde sich der zweite Akt schon wieder vom aufgestellten Ideal entfernen, denn er bringt ein sorgfältig, durch den ganzen ersten Akt vorbereitetes Ercigniß: der bctrunkne Vater rückt an. Diese Vorbereitung kann nur den einen (nach Heinrich Hart