Enthält: zahlreiche Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf dem fliegendem Nachsatz, auf Titelseite neben Verfasser handschriftlich von May mit Tinte: "(Hessen)"
alljährlich etwa sechstausend unausgeführte Dramatiker um die Palme ringen, die erfahrungsgemäß fünfen oder sechsen wirklich zutheil wird. Und auch von diesen sind höchstens zwei wirk lich Berufne, was aber die Uebrigbleibcnden, durch immer neuen Zuschub vermehrt, in keiner Weise abhält, noch Jahre lang thätig zu sein, um das Interesse der Fachleute für drama tische Versuche abzutödten. Wem diese Ziffern tendenziös erscheinen wollen, der er innere sich, daß ein jüngst erlaßener und erfolgreicher Aufruf an deutsche Bühnendichter zur Wahrung ihrer Autorenrechte nur etwa siebzig Unterschriften zu sammeln vermochte, weil diese siebzig Namen in der That die Auslese von etwa vierzig Jahrgängen deutschen Schaffens deckten. Es leuchtet danach ein, daß jeder einigermaßen vernünftige Mensch sich wiederholt besinnen müßte, ehe er all die Mühen, Aufregungen und Demüthigungen auf sich nimmt, die mit der Laufbahn eines Dramatikers unzertrennlich verbunden sind. Nach meiner Erfahrung läßt sich die Anwartschaft auf dramatischen Erfolg sehr wohl auf ganz bestimmte allerkleinste Kreise begrenzen. Es dürfen sich bescheidne Hoffnungen machen vor Allem die Schriftsteller von Beruf, die sich bereits auf andern Gebieten Anerkennung und einen klingenden Namen erwarben. Sudermann, bevor er „die Ehre" aufführen sah, hatte durch seinen Roman „Frau Sorge" die Kritik derart für sich gewonnen, daß ein bekannter Berliner Theater-Direktor ihm sagte: „Schreiben Sie ein Stück, ich nehm es unbesehen; das Technische findet sich!" . . Fritz Mauthner dagegen, einer der geistvollsten Plauderer und gefürchtetsten Urtheiler, hat eine Aufführung seiner dramatischen Versuche nicht durch setzen können. Friedrich Spielhagen ist aus Hochachtung sofort, Friedrich Badenstedt mit Hängen und Würgen am Königl. Schauspielhause in Berlin aufgeführt worden; der erste gilt für einen schwachen, der letzte für einen ganz unmöglichen