Enthält: zahlreiche Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf dem fliegendem Nachsatz, auf Titelseite neben Verfasser handschriftlich von May mit Tinte: "(Hessen)"
100 Handschuhanziehen der zurückbleibenden Köchin die letzten Wei sungen giebt. „Morgen, — sagt sic, — wenn ich abgereist bin, kommt Christine hierher, um die Sachen einzupacken, welche mein Eigen sind. Die sollen mir nachgeschickt werden." Es ist der be leidigendste Mißton, der in diese Auseinandersetzung auf Tod und Leben hineinklingt. Ich bezweifle, daß Ibsen die feste Absicht hatte, seiner Heldin die Gunst der Zuschauer zu entfremden. Es ist ihm nur gegangen wie Einem, dem durch eine unzweck mäßige Bewegung das Wasser in einer Röhrenleitung plötzlich nach dem nicht gewollten Ende schießt. Der Anfänger kann daraus lernen, wie sorgsam er mit der Sympathie sein^x Hörer wirthschaftUß, soll diese nicht am falschen Pol sich sammeln. Ibsen hat das in der „Nora" zuwege gebracht, und ich muß just darum den Schluß für technisch so mißlungen erklären, daß er ausgezischt zu werden verdient. Ich will jetzt mit meinen schwachen Kräften ausschließlich des Beispiels wegen, die Linien aufzufinden versuchen, auf denen sich das Stück, meiner unmaßgeblichen Ansicht nach, aus den gegebnen Voraussetzungen, nicht im Widerspruch mit ihnen, entwickeln könnte. Zunächst also möge Helmer poltern und sich dabei blos stellen, das ist menschlich. Nora möge sich abgestoßcn von ihm wenden, das ist recht. Dann aber müßen dem Manne doch die Augen aufgehn. „Kind, was hab ich aus Dir gemacht!" das ist doch das Wenigste, was ihm jetzt einfallen muß. Er muß doch einsehn, welch ein enormer Esel er gewesen sei, um weder die Seelenkämpfe, noch die bürgerliche Gefährdung der in seinen Schutz Befohlenen zu bemerken. Dann mag Nora sagen: „Zu spät! . . Ich habe Dich jetzt kennen gelernt, ich mißtraue Dir fortan!" Dann mögen alle Sarkasmen derb und scharf herauskommen; es brauchte Nichts gestrichen werden; nur schließen dürfte das Stück nicht mit ihnen. Es müßte Helmer doch gelingen, ein Einlenken,