Enthält: zahlreiche Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf dem fliegendem Nachsatz, auf Titelseite neben Verfasser handschriftlich von May mit Tinte: "(Hessen)"
90 Verwickelung ergibt, ist jedem Fachmann bekannt. Helmer war überarbeitet, Schwindsuchtskandidat oder dgl. und mußte zu seiner Rettung durchaus ein südliches Klima aufsuchen, um dort ein Jahr lang sorgenfrei zu leben. Nora sah ihrer Niederkunft entgegen. Es galt zu handeln, um der Familie den Versorger zu erhalten. Geld mußte aufgetrieben werden, so, daß Helmer nicht beunruhigt wurde. Nora geht zu einem Wuchrer, der Bürgschaft verlangt. Wegen dieser Bürgschaft wendet sie sich an ihren Vater, der — ein tragisches Moment spielt da hinein — in jenen Tagen stirbt, ohne die Urkunde vollziehen zu können. Kurz entschlossen trägt sie Namen und Datum selber ein und verschafft sich so die nötigen Mittel. Die Reise geht vor sich, Helmer kehrt gesund und arbeitsfähig zurück; am Beginn des Stückes ist er zum Direktor einer Bank gewählt. Sein Glück verdankt er ganz allein Nora. Diese hat um Raten- und Zinszahlungen sich lange Jahre mühen und placken müssen, hat heimlich einen Roman übersetzt, um jenen Anforderungen bester genügen zu können, hat Jahrelang des peinlich genauen Gatten Vorwürfe und kleine Sticheleien über die Verschwendung des Wirthschafts- geldes heiter ertragen, mit jener heroischen Duldsamkeit und Güte, deren nur liebende Frauen fähig sind. Es gibt ihr einen besondern Reiz, daß sie sich über die Schuldfrage nicht sosehr im Unklaren befindet, als vielmehr, ihrer Eigenart gemäß, gerad hierin ihre Stärke sucht. Sie verkörpert die Opposition des Naturmenschen gegen den Buch staben geschriebncr Gesetze. In keinem Punkt ist sie darum so weiblich wie in diesem. Dem Mangel an Logik, der den Frauen kurzsichtiger Weise sooft zum Vorwurf gemacht wird, diesem Mangel allein, der trotz aller Paragraphen immer wieder darauf zurückkommt, daß ein bestimmter Fall ganz anders liegen und eine ganz andre Beurtheilung verdienen könne, als der Herr Strafrichter gelernt hat, ihm ist es zu