Enthält: zahlreiche Anstreichungen und Anmerkungen Karl Mays im Text und auf dem fliegendem Nachsatz, auf Titelseite neben Verfasser handschriftlich von May mit Tinte: "(Hessen)"
wir nur die drei letzten Akte wirklich zu sehn bekommen, weil eben dem Dichter die Fähigkeit abging, seine ganze Handlung gegenwärtig zu machen. Manche seiner Stücke gleichen deshalb kleinen Villen mit unvcrhältnißmäßig dickem Unterbau. Der Dichter braucht ein Ucbermaaß von Grund mauern, die seine Handlung tragen, uud obwol er in der dialektischen Kürze Meister ist, nehmen doch Erzählungen und Anspielungen auf Vergangnes einen allzuweiten Raum in seinen Dramen ein, als daß man sie in dieser Hinsicht noch als Muster empfehlen könnte. Schon während der Eingangszene zwischen Helmer und Nora werden wir also in leisen Andeutungen auf gewisse schwarze, unheilschwangre Punkte der Vergangenheit hingcwiesen; in der zweiten, überlangen Szene zwischen Nora und Christine (ihr Text füllt in der Reclam'schcn Ausgabe zehn enggcdruckte Seiten) erfahren wir dann die harmlose, in einer folgenden zwischen Nora und Günther die andre, dunklere Hälfte des Geheimnisses. Christine tritt ganz uneingeführt auf, was technisch ein Fehler ist, weil so das Stück gewissermaßen zum zweiten Mal beginnt und wir uns in ganz neue Beziehungen, von vorn anfangend, hineinhören müssen. Der Studierende findet eine interessante Aufgabe darin, die Züge sich einzeln zusammenzusuchen, mit denen Ibsen diese Vertraute der Heldin charakterisiert hat. Ich selber will nur soviel bemerken, daß meine Auffassung der Nora, wenn durch irgend Etwas, so durch diese Figur gestützt wird, die kreuzbrav, nüchtern, trocken, kurz prosaisch wie ein einfaches, graues selbstgewobncs Woll kleid gegenüber einem köstlich farbenschimmernden Atlas, ganz Pflichtbegriff und mattsr-ot'-taot, offenbar vom Dichter als Folie für Nora erfunden worden ist. Eine andre Be deutung kann sie garnicht haben.' Die Verschuldung Noras, aus welcher sich die ganze spannende, ja mitunter den Zuschauer geradeswegs folternde