Seit jeher haben gerade die biblischen Erzählungen über die Urzeit ein besonderes Interesse hervorgerufen, namentlich auch, inso fern die sogenannte biblische Urgeschichte der Gegenstand vieler und heftiger Kontroversen geworden ist, die um das Thema „Bibel und Naturwissenschaft" geführt wurden. Gegenwärtig freilich wogt dieser Streit lange nicht mehr mit der gleichen Heftigkeit, wie noch vor einigen Jahrzehnten. Ja, man kann sogar sagen, daß er in den Kreisen der strengwissenschaftlichen Forschung überhaupt nicht mehr besteht. Der Grund für diese auffällige Erscheinung liegt darin, daß man erkannt hat, daß die Gegenüberstellung „Bibel und Natur wissenschaft" von vornherein verkehrt Ivar, daß vielmehr die biblischen Aussagen speziell über die Weltschöpfung überhaupt nicht vor das Forum der exakten naturwissenschaftlichen Forschung gehören, und daß anderseits gewisse wirkliche oder vermeintliche Resultate der Naturforschung über den letzten Ursprung der Dinge mit wirklichen religiösen Interessen nicht kollidieren. Für diesen Umschwung in den Anschauungen war von wesent lichem Einfluß, daß die unhistorische Vorstellung über die Entstehung der biblischen Bücher, wie sie früher auch in wissenschaftlichen Kreisen weit verbreitet war, im Laufe der letzten Jahrzehnte endgültig gefallen ist. Denn an Stelle der früher vorherrschenden mechanischen Jn- spirationstheorie ist jetzt fast überall eine mehr historische Auffassung über das Zustandekommen der biblischen Schriften getreten. DasZst natürlich auch für die Auffassung der urgeschichtlichen Erzählungen der Bibel von entseMLeyder Bedeutung geworden. Hatte man früher sich die Sache sy„vorgestellt, daß wir in den ersten Kapiteln der Bibel eine auf göttliche Offenbarung zurück gehende Niederschrift Moses' über die Anfänge der Welt und der Menschheit vor uns haben, so wissen wir jetzt vielmehr, daß diese den Eingang eines großen Sammelwerkes bilden, das sich, wie so häufig im Altertum, nur an den Namen eines berühmten Mannes der Vorzeit, in diesem Falle an den des Moses, knüpfte, in Wirk lichkeit aber aus sehr verschiedenartigen, älteren und jüngeren